Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kein Steuergeld für die Autobranche
Die Autobranche fordert Hilfen für die E-Mobilität. Der Steuerzahler soll nach Banken und Energiekonzernen die nächste Branche retten.
Der jüngste Autogipfel endete mit mageren Ergebnissen, doch die Forderungen der Branche sind ganz und gar nicht mager: Der eine Konzern wünscht sich Steuervorteile beim Kauf von Elektroautos, der andere Steuerrabatt auf den Ladestrom. Und die IG Metall fordert den Aufbau eines Rettungsfonds, damit Autozulieferern der Abschied vom Verbrennungsmotor erleichtert wird.
Klar: Die Branche steckt in einer brutalen Transformation. Das Ende des Verbrennungsmotors ist eingeläutet. Und anders als man 1972 dachte, als der „Club of Rome“das Ende des Wachstums voraussah, geht nicht der Treibstoff Erdöl zur Neige, sondern die Kapazität des Planeten, den Abfall Kohlendioxid aufzunehmen. Andere Antriebe aber bedeuten andere Werkstoffe und kaum Mechanik, so dass Zulieferer aus gutem Grund bangen. Zugleich verliert das Auto seine
Bedeutung als Statussymbol. Die Nachfrage nach Autos könnte sinken, die nach Mobilität steigt.
Doch ist das kein Grund, dass der Steuerzahler wieder einspringt: 70 Jahre lang subventionierte er die Steinkohle, in der Finanzkrise musste er Banken retten. Den Energiekonzernen nahm er die Endlagerung des Atommülls ab und soll nun den Kohleausstieg finanzieren. Zugleich zahlten Steuerbürger und Verbraucher schon über 150 Milliarden Euro für Ökostrom und Co.
Strukturbrüche gehören zur Wirtschaft wie die Hitze zum Sommer. Entweder Firmen kommen damit klar und erfinden sich neu – oder sie gehen unter. Das ist die „kreative Zerstörung“, die der Ökonom Joseph Schumpeter als Kern des erfolgreichen Kapitalismus beschrieben hat. Der Staat soll sich raushalten. Weder weiß er, ob die Zukunft im Elektromotor oder der Brennstoffzelle liegt, noch darf es sein, dass Putzhilfen und Dachdecker VW den Wandel zahlen. Auch jenseits des Dieselskandals: Die Autoindustrie sollte einfach ihre Hausaufgaben machen.
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