Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Halbfinale vor Augen, Olympia im Sinn – für die deutschen Fußballerinnen geht die WM in die entscheidende Phase.
Viertelfinal-Gegner Schweden hofft, bei der WM von der Verletzung der deutschen Spielmacherin zu profitieren.
RENNES (dpa) Das Halbfinale vor Augen, Olympia im Sinn – für die deutschen Fußballerinnen geht die Weltmeisterschaft in die entscheidende Phase. Nur noch einen Schritt ist das Team von Martina Voss-Tecklenburg in Frankreich vom Finalort Lyon entfernt. „Natürlich steigt die Anspannung. Deutschland gegen Schweden ist ein Klassiker. Wir begegnen uns immer wieder auf großen Turnieren, und alle freuen sich auf das Spiel“, sagte die Bundestrainerin. Mit Blick auf das Halbfinale und die angestrebte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sagte sie am Freitag auf der Abschlusspressekonferenz im Roazhon Park: „Wenn wir das schaffen sollten, wäre es ein ganz besonderer Moment.“
Beide Vorschlussrunden-Partien (2./3. Juli) steigen wie das Endspiel am 7. Juli in Lyon. Für die letzte Etappe der Tour durch Frankreich steht nur noch Schweden im Weg. Im Viertelfinale am Samstag (18.30 Uhr/ARD und DAZN) in Rennes braucht Deutschland unbedingt einen Sieg, um die Chance auf den dritten WM-Triumph und das Olympia-Ticket zu wahren. Denn nur die drei besten europäischen Teams dieser WM qualifizieren sich für die Sommerspiele.
Ob und wie sehr Dzsenifer Marozsan der DFB-Auswahl im Viertelfinale schon wieder helfen kann und soll, daraus macht Voss-Tecklenburg bis zum Anpfiff ein Geheimnis. Offen ist, ob die deutsche Spielmacherin drei Wochen nach ihrem zum WM-Auftakt gegen China erlittenen Zehenbruch gegen Schweden wieder in der Startelf steht. „Sie wird im Kader sein“, sagte die Trainerin. „Dzsenifer wird spielen können, ob von Beginn an oder im Laufe des Spiels. Wir freuen uns, dass sie wieder eine Alternative ist. Aber wir wollen natürlich auch dem Gegner nicht zu viel verraten.“Ein Risiko, Marozsan spielen zu lassen, bestehe nicht. „Der Zeh ist gebrochen und bleibt gebrochen. Aber Dzseni hat den Willen, zu spielen. Das zeichnet sie aus.“
Marozsan ist nicht nur die torgefährliche Strategin, der Drehund Angelpunkt und der Ruhepol im deutschen Team. Sie gilt auch als Schweden-Schreck. Sowohl im EM-Halbfinale 2013 in Göteborg (1:0) als auch im Olympia-Finale 2016 (2:0) markierte sie wichtige Treffer gegen die Skandinavierinnen. In Rio unterlief Linda Sembrant dann noch ein Eigentor.
All das will Schweden jetzt hinter sich lassen. Bloß nicht an die vielen bitteren Niederlagen gegen Deutschland bei großen Turnieren seit der WM 1995 denken. Positiv nach vorn blicken, heißt die Devise. Am Freitagmorgen ging es beim Training des Teams von Peter
Gerhardsson im Stade Paron Sud außerhalb von Rennes locker zu, auch wenn die Anspannung bei einigen Spielerinnen nicht zu übersehen war.
Insbesondere der Respekt vor der Champions-League-Siegerin Marozsan ist riesengroß. „Sie ist eine unglaublich geschickte Spielerin, die aber nicht so viel gespielt hat bei der WM. Ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, weiß ich nicht“, rätselte Schwedens Mittelfeldspielerin Kosovare Asllani. Und Caroline Seger weiß, dass die kopfballstarke Alexandra Popp im Sturm besonders gefährlich ist, wenn Marozsan Standards tritt: „Sie hat einen Fuß, der ziemlich einmalig ist.“
Fridolina Rolfö vom FC Bayern München ließ durchblicken, wie das Rezept gegen die am Fuß verletzte Marozsan aussehen könnte. „Ich denke, dass wir hart gegen sie spielen werden. Die Hoffnung ist ja vielleicht, dass sie ein wenig Schmerzen hat.“