Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Torjäger Luca Waldschmidt ist der große Trumpf der U21 auf dem Weg zum EM-Titel. Und er hat einen Rekord im Visier.
Im Finale gegen Spanien geht es für den Freiburger nun um den Titel – und einen ganz besonderen Rekord.
BOLOGNA (dpa) Seine Jagd auf den Titel des U21-Rekordtorschützen kommentierte Luca Waldschmidt ganz sachlich und zurückhaltend. „Klar ist das schön und freut mich natürlich auch“, sagte der 23 Jahre alte U21-Nationalstürmer, nachdem er mit zwei Toren beim 4:2 (1:2) im EM-Halbfinale gegen Rumänien Pierre Littbarski überholt hatte. „Aber der Titel für die gesamte Mannschaft steht da über allem. Wie viel Tore ich am Ende mache, ist zweitrangig.“Mit einem Tor im Finale gegen Spanien könnte Waldschmidt zum besten Torschützen einer U21-EM aufsteigen.
Der Schwede Marcus Berg erzielte 2009 sieben Tore, bei dieser Zahl steht auch Waldschmidt. Littbarski ist mit sechs Treffern 1982 bislang einziger deutscher Torschützenkönig einer U21-EM.
Vor dem Turnier hatte U21-Coach Stefan Kuntz, dem ein echter Mittelstürmer im Kader fehlt, den Angriff als Schwachpunkt seines Teams ausgemacht. Doch Waldschmidt spielt bei dem Turnier in Italien und San Marino nun ganz groß auf, traf bislang in jedem Spiel. Dabei gelang dem Talent zunächst weder bei Eintracht Frankfurt noch beim Hamburger SV der große Durchbruch, seine erste konstante Bundesliga-Saison spielte er zuletzt beim SC Freiburg mit neun Toren in 30 Spielen.
Die starken EM-Leistungen ihres Stürmers nehmen sie natürlich auch im Breisgau wahr. Zu Waldschmidts Eigenschaften zählten „Fleiß, Technik und Beharrlichkeit“, sagte Freiburgs Präsident Fritz Keller. „Er hat ja auch bei uns schon großartige Leistungen gezeigt. Das hat natürlich auch U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz gesehen.“
Waldschmidts Tore auf der EM-Bühne wecken auch international Interesse. „Der Bomber der deutschen U21“, titelte die „Gazzetta dello Sport“, die über ein mögliches Interesse von Lazio Rom spekulierte. Keller empfiehlt Waldschmidt aber ein weiteres Jahr in Freiburg. „Der Junge ist noch lange nicht komplett. Er braucht auch noch diese Ruhe und Führung, die er bei uns genießen darf und hat“, sagte der 62-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Die spontane Party nach dem Halbfinal-Einzug verpasste Waldschmidt, weil er gemeinsam mit Mahmoud Dahoud zur Doping-Probe musste. Am späten Abend trat er die Rückreise ins Teamquartier nach Fagagna an. Der 23-Jährige nahm die Verspätung mit Humor. „Ich hoffe, dass wir Sonntag nochmal Grund haben, die Kabine auseinanderzunehmen“, sagte er schmunzelnd. Dann spielt die deutsche U21 im Finale gegen Spanien (20.45 Uhr/ ARD).