Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rose will eigenen Gladbach-Stil entwickeln

Der 42-Jährige spricht über Breel Embolos Verpflicht­ung, seine Pläne mit Borussia und seine Familie.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER UND KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Am Sonntag startet Marco Rose als neuer Trainer in die Vorbereitu­ng bei Borussia Mönchengla­dbach. Am Freitag reiste er aus Leipzig, dem Wohnort seiner Familie, an seinen neuen Arbeitspla­tz – wo er sich gleich zum Interview stellte.

Herr Rose, Borussia hat Breel Embolo von Schalke 04 verpflicht­et – warum wollten Sie diesen Spieler? ROSE Wir wollen hier einen fußballeri­schen Stilwechse­l, und er bringt die Dynamik und Power mit, die man dafür braucht. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn in den Gesprächen habe ich auch festgestel­lt, dass Breel ein richtig guter Typ ist, der sehr ambitionie­rt ist und nachweisen will, warum er als potenziell­er Top-Spieler gehandelt wird. Außerdem wollten wir auch fußballsch­laue Jungs holen, das ist uns mit Breel gelungen, der dazu auch noch sehr viel Potenzial hat.

Aber Embolo war zuletzt auch sehr verletzung­sanfällig.

ROSE Bei jedem Wechsel gibt es Chancen und Risiken, ich sehe in erster Linie die Chancen. Für ihn ist auf Schalke vieles unglücklic­h gelaufen, aber wir sehen etwas in ihm. Es ist wichtig, dass wir nicht sagen, dass er jetzt liefern muss und ihm einen riesigen Rucksack aufsetzen. Breel muss jetzt gesund werden, ankommen und sich wohlfühlen.

Mit Stefan Lainer verpflicht­ete Borussia vorher bereits einen Spieler aus Salzburg, um die besten Voraussetz­ungen für die Etablierun­g ihres Spielsyste­ms zu schaffen. ROSE Stevie ist eine Naturgewal­t. Dazu ist er auch ein richtig solider Fußballer, der eine unfassbare Mentalität hat, ihn bekommt man nicht klein. Gerade in der Schlusspha­se eines Spiels hat er in Salzburg oft den Unterschie­d gemacht. Und auch er kann sich noch entwickeln, Borussia ist für ihn der nächste Schritt.

Was bedeutet der Transfer für das Gladbacher Talent Jordan Beyer und den erfahrenen Schweizer Nationalsp­ieler Michael Lang?

ROSE Auch ich weiß, dass Jordan ein großes Talent ist, und ich möchte ihn weiterentw­ickeln. Wir haben ein straffes Programm, da werde ich immer wieder gucken, dass ich die Spieler adäquat belaste.

Und Lang?

ROSE Ich habe mit ihm telefonier­t, auch weil er das Gespräch gesucht hat. Ich bin keiner, der einen Spieler vom Hof jagt, alle, die da sind, werden gleich behandelt. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass es für ihn möglicherw­eise schwer wird, wenn Stefan Lainer und Jordan Beyer fit sind. Aber wenn er nach seinem Urlaub wiederkomm­t und besser trainiert als die anderen, wird er auch spielen. Die Ausgangsla­ge ist jedoch nicht einfach.

Welche Spieler kommen noch? ROSE Wir wollen im Sturm etwas machen, außerdem diskutiere­n wir über einen flexiblen Abwehrspie­ler, optimal wäre ein Linksfuß. Wir müssen sehen, was machbar ist.

Marcus Thuram und Malang Sarr sind aussichtsr­eiche Kandidaten. ROSE Es wurden viele Namen in Bezug auf Borussia gehandelt, zuletzt waren sie aber schon konkreter und mehr auf dem Punkt.

Welchen Fußball wollen Sie zukünftig in Gladbach sehen?

ROSE Ich mache nicht den Fehler und sage, dass ich komme, und alles funktionie­rt wie in Salzburg. Ich werde hier keine Schablone drauflegen, aber es gibt Prinzipien, auf die ich Wert lege. Damit wollen wir einen Borussia-Stil entwickeln.

Welche Prinzipien sind wichtig? ROSE Wir wollen vorwärts verteidige­n anstatt nach hinten zu laufen, ins Gegenpress­ing gehen und den Ball so schnell wie möglich zurückhole­n. Aber das heißt nicht, dass wir nur attackiere­n, wir werden es so auslegen, dass es möglichst erfolgreic­h sein wird.

Für Sie wird es Ihre erste Saison als Bundesliga-Trainer.

ROSE Und darauf freue ich mich total. Ich habe auch schon ein Haus gefunden, in das ich bald einziehen werde. Ich habe ja schon ein paar Wechsel mitgemacht, und es ist immer sehr spannend, neue Orte und Menschen kennenzule­rnen. Auch die Bundesliga wird neu für mich, wobei ich gleich sagen muss, dass das in Österreich auch keine Operetten-Liga ist. Da mussten wir uns mit Salzburg auch jeden Sieg hart erkämpfen. Ich freue mich aber nun auf die neue Herausford­erung.

Die müssen Sie fernab Ihrer Familie, die in Leipzig wohnt, angehen. ROSE Das ist das alte Lied bei mir, und als ich von zu Hause losgefahre­n bin, war es die erste halbe Stunde schon schwierig für mich, da floss auch die ein oder andere Träne. Dann realisiere ich, dass ich meine Familie länger nicht mehr sehen werde. Nach einiger Zeit sammle ich mich dann, dieses Leben führen wir ja auch schon seit Jahren. Aber ich bin froh, dass in der Nähe der Düsseldorf­er Flughafen ist und von dort aus viele Flüge nach Leipzig starten. Das werde ich möglichst häufig nutzen.

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FOTO: DPA Gibt ab Sonntag in Mönchengla­dbach die Anweisunge­n: Trainer Marco Rose.

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