Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Junge Experten präsentier­en ihre Arbeiten.

Monatelang hatten besonders begabte Fünftkläss­ler des Gymnasiums ein frei gewähltes Thema erforscht.

- VON MELANIE APRIN

WERMELSKIR­CHEN Emily Schübel ist zwar noch jung. Doch ihr Berufsziel hat die Fünftkläss­lerin bereits klar vor Augen: „Ich möchte Astrophysi­kerin werden“, sagt die gebürtige Sächsin, die im Grundschul­alter nach Wermelskir­chen umzog. Hier bot sich ihr im Februar eine Chance, die sie gerne ergriff: Einige Monate lang durfte sie sich zusammen mit acht weiteren Gymnasiast­en einem selbst gewählten Thema widmen.

„Wir nennen es das Forder-Förder-Projekt“, erklärt Eva Maria Gutschera, eine Fachkraft für Begabtenfö­rderung, die seit zehn Jahren Deutsch und Geschichte am Gymnasium unterricht­et. Sie hat einen geschulten Blick dafür, wer bereits in der Jahrgangss­tufe 5 in der Lage sein könnte, sich wie ein Forscher hinter ein Studienobj­ekt zu klemmen. „Das beurteile ich nicht alleine, sondern in Absprache mit den jeweiligen Klassenleh­rern“, ergänzt Gutschera, die sich ihr Wissen über das Projekt am Landeskomp­etenzzentr­um für Individuel­le Förderung an der Universitä­t Münster aneignete.

Im laufenden Schuljahr waren es acht Mädchen und ein Junge aus fünf verschiede­nen Klassen, die „pro Woche unter der Verpflicht­ung zur eigenständ­igen Nacharbeit einen Unterricht­sblock ersetzen durften, um in der Bibliothek oder im Internet unter meiner Aufsicht für ihr Thema zu recherchie­ren und anschließe­nd am PC eine Expertenar­beit zu erstellen“.

Emily fokussiert­e sich auf das Leben und die Theorien ihres Vorbilds Albert Einstein. Elias Wehner aus einer der Nachbarskl­assen nahm die Dinosaurie­r ins Visier. Sheena Michel wollte wissen, wann welche Träume im Schlaf entstehen. Und für Marie Heizenrede­r, die schon als Fünftkläss­lerin sechs Tanzstile beherrscht, war es spannend, die Historie nach Tanz-Größen zu durchforst­en.

Anders die mathematis­ch begabte Lina Simon, die zum Präsentati­onsabend am Donnerstag im Pädagogisc­hen Zentrum zwei Zauberwürf­el mitbrachte. Denn sie wollte nicht nur eine Powerpoint-Präsentati­on über das meistverka­ufte Spielzeug der Welt zeigen, sondern auch demonstrie­ren, wie gut sie selbst das Drehpuzzle beherrscht­e. Dazu ließ sie das Solitärspi­el unter den Gästen kreisen, die wegen der persönlich­en Einladunge­n der jungen Forscher überwiegen­d aus Angehörige­n und Lehrern bestanden. Diese verdrehten die Würfel und konnten anschließe­nd erleben, wie Lina und ihr Mentor die Steine im Handumdreh­en zurück in die Grundstell­ung brachten.

Für noch mehr Abwechslun­g sorgte Jill Helsper, die eine Gliederung der Erfolgsges­chichte von Harry Potter präsentier­te, während Lilly Wirths in aller Kürze das Wichtigste über Detektive und ihre Ursprünge zu sagen wusste. Auch aktuelle Themen wie bedrohte Tierarten kamen nicht zu kurz, weil Noreen Walker sich systematis­ch mit Roten Listen auseinande­rgesetzt hatte, während Luna Middendorf im Anschluss erklärte, was mit Tie- ren in Diagnostiz­ierlaboren passiert. Wie auch immer das Thema in den fünf- bis zehnminüti­gen Vorträge lautete, das Talent der Fünftkläss­ler zum wissenscha­ftlichen Arbeiten war offenkundi­g. Blieb nur noch die Frage, warum bloß ein einziger Junge vertreten war: „Ich leite dieses Projekt schon seit 2015 und habe durchaus Jahre mit einem höheren Anteil an Jungen erlebt“, so der Kommentar von Gutschera. Zugleich räumt sie ein, „dass es durch die verkürzte Gymnasialz­eit in der Tat manchmal schwierig war, Jungen zu finden, die sich über den Regelunter­richt hinaus an Projektarb­eit heranwagte­n“. Denn G8 habe zur Folge gehabt, „dass die Schüler sich besser organisier­en mussten, um mit dem geballten Stoff nicht überforder­t zu sein.“Mädchen gelinge das im jungen Alter tendenziel­l besser. Sie hoffe sehr, „dass es ab dem kommenden Schuljahr mit der Rückkehr zu G9 für neue Jahrgänge allgemein wieder leichter werden wird, sich über den vorschrift­smäßigen Unterricht hinaus für außerunter­richtliche Themen zu interessie­ren“.

Damit meine sie „einerseits das Engagement in AGs und anderersei­ts den Mut, bei einem zeitintens­iven Projekt wie dem Förder-Forder-Projekt mitzumache­n“.

Der Nutzen dieses Projekts sei auf jeden Fall stets deutlich geworden: „Alle Schülerinn­en und Schüler, die mitgemacht hatten, profitiert­en für den Rest ihrer schulische­n Laufbahn.“Denn sie hätten „sehr frühzeitig das trainiert, was eigentlich jeder Abiturient können muss, angefangen von der Recherche über Mindmaps bis zur systematis­chen Gliederung und sicheren Präsentati­on eines Themas“. Das alles sei ein wichtiger Teil der Befähigung zum Studium, „und auf diese Befähigung haben wir hier am Gymnasium in Wermelskir­chen immer großen Wert gelegt.“

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FOTO: PETER MEUTER Sheena, Lilly, Marie und Lina (vorn von links) sowie Jill, Noreen, Luna, Elias und Emily (2. Reihe v.l.).
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