Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bürgermeister geht auf die Bürger zu
Bei der Premiere der mobilen Sprechstunde des Bürgermeisters in Dhünn blieb ein Ansturm von „Wutbürgern“aus. Verkehrsthemen treiben die Menschen um. Rainer Bleek will mit dem Projekt den Bürgern die Wege verkürzen.
DHÜNN Auf „Krawall gebürstet“war augenscheinlich niemand. Oder diejenigen, die einen Rochus auf Stadtverwaltung oder Kommunalpolitik haben, blieben fern. Zumindest kamen die Dhünner, die die Premiere der mobilen Sprechstunde von Bürgermeister Rainer Bleek am „Frischmarkt“und am „Hof-Café“in Dhünn besuchten, dem Wetter entsprechend mit sonnigem Gemüt vorbei. Anregungen brachten sie bei der locker-entspannten Atmosphäre dennoch mit. Und der Erste Bürger versprach, sich zu kümmern und zu prüfen, wie Verbesserungen möglich sind. Sein vorrangiges Ziel beschrieb der Bürgermeister im Gespräch mit unserer Redaktion: „Diese mobilen Sprechstunden vor Ort sollen den Bürgern die Wege verkürzen und einen möglichst niedrigschwelligen Zugang schaffen.“
Davon Gebrauch machte Volker Kratz, der aus Düsseldorf stammt und seit 2002 in Dhünn wohnt. Er monierte das Überschreiten von Geschwindigkeitsbegrenzungen von Autofahrern. Als Beispiel nannte er die Alte Straße in Dhünn: „Da wird durchgebrettert.“Und im Dhünner Dorfkern sähe es nicht viel anders aus: „Die unübersichtliche Verkehrssituation durch die Kurven sorgt für Gefahrenquellen.“Rainer Bleek stellte fest, dass es Aufgabe der Stadt sei, den ruhenden Verkehr zu kontrollieren. Den fließenden Verkehr überwacht die Polizei. Volker Kratz, der nach wie vor regelmäßig nach Düsseldorf fährt, sieht Chancen zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs: „Wenn die Anschlussverbindungen klappen, komme ich mit Bus und Bahn in nur eineinhalb Stunden von Dhünn in die Landeshauptstadt.“Problematisch würde es, wenn man Anschlüsse beispielsweise aufgrund hohen Verkehrsaufkommens verpasse. Kratz lobte: „Das Ticket kostet mich in dem Fall 8,20 Euro für eine Fahrt – dafür kann ich nicht alleine mit dem Auto fahren.“
Ebenfalls ein Verkehrsthema, das sich direkt vor ihrer Haustür abspielt, treibt Sigried Thomas um. Die Großmutter von acht Enkeln ärgert sich über das Verhalten mancher Autofahrer: „Am Neuenweg gibt es auf einer Seite einen Geh- und Ausweichstreifen. Der wird ständig zugeparkt.“Deshalb müssten Fußgänger laufend auf die Fahrbahn ausweichen, was besonders für Schulkinder eine Gefahr sei. Versehen mit einer Prise Ironie stellte Sigried Thomas gegenüber dem Bürgermeister fest: „Wenn das eine Parkfläche sein soll, dann brauche ich als Anlieger ja dort keinen Schnee mehr räumen.“
Auf ein generelles Problem, das nicht nur Dhünn, sondern das gesamte Stadtgebiet betrifft, verwies Susanne Schuhmacher: „An Straßenquerungen müssen Kanten ausgeglichen werden, damit sie mit Rollatoren oder Rollstühlen gut passierbar sind. Das wäre eine große Hilfe.“Bürgermeister Rainer Bleek
betonte: „Nicht vergessen dürfen wir dabei, dass diese Kanten der Regenwasserführung dienen. Aber wir wollen die Situation verbessern.“
Grundsätzlich wären die Bürgermeistersprechstunden stets gut besucht, berichtete Rainer Bleek: „Dafür fragen wir ja bei den Anmeldungen die Themen ab und gegebenenfalls kommen die Amtsleiter hinzu.“Häufig ginge es um Verkehrsthemen oder Genehmigungsverfahren. Die Staffelung im 15-Minuten-Takt pro Gesprächspartner habe sich in der Regel als ausreichend erwiesen, bei Bedarf würde ein eigenständiger Termin anberaumt. Bleek weiter: „Die mobilen Sprechstunden außerhalb des Rathauses müssen sich sicherlich erst etablieren. Wir werden sehen, ob das Angebot angenommen wird.“