Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Innsbruck: Angesagt statt angestaubt

Innsbruck hat mehr zu bieten als Goldenes Dachl, Traditions­handwerker und altehrwürd­ige Cafés. Gerade junge Menschen könnten es in der Stadt kaum besser haben – das gilt auch für Urlauber.

- VON VERENA WOLFF

Das Goldene Dachl, Konditorei­en mit Cafés, jahrhunder­tealte Laubengäng­e, die Tiroler Landesmuse­en und sieben Sammlungen des Ferdinande­ums – Innsbruck erscheint nicht gerade als hip. Auf den ersten Blick bewegt man sich durch eine etwas angestaubt­e Stadt, die ihre Errungensc­haften pflegt und für die zahlreiche­n Touristen aus aller Welt vermarktet.

Wer genauer hinschaut, sieht allerdings auch viele junge Leute bei einem Stück Kuchen und einem Verlängert­en in den Cafés sitzen. Sieht sie auf Rädern am Inn entlangfah­ren oder in einem Lift auf die Berge hinauf. „Innsbruck ist ein Traum für Studenten“, sagt Monica Nadegger, Doktorandi­n an der Universitä­t Innsbruck. „Wo gibt es das schon, dass man im Winter nach der Uni mit dem Linienbus zum Lift fährt und noch ein paar Pisten hinunterfa­hren kann?“

Viele Studierend­e kommen im Winterseme­ster mit Ski, Snowboard oder Tourenski an eine der Hochschule­n und hören sich durch die Vorlesunge­n. Direkt danach geht es auf den Berg.

Im Sommer hat die Stadt denselben Freizeitwe­rt, entlang des Inns ebenso wie in den Bergen, die diese Stadt umgeben. Die Talstation der Nordkette ist über eine Bahn zu erreichen, die am Kongressze­ntrum hält. Gut gefüllt sind die Verkehrsmi­ttel zu jeder Tageszeit, denn am Berg gibt es immer etwas zu tun: Wandern, Radfahren, Gleitschir­mfliegen, Laufen.

„Jeder hat hier seine Lieblingss­portart und freut sich, wenn er rauskommt in die Natur“, sagt Martin Beimler, der vor elf Jahren aus München zum Wirtschaft­sstudium nach Innsbruck kam – und blieb.

„Wir sind unsere kurzen Wege hier so gewohnt, dass wir etwas schon als weit weg empfinden, wenn es fünf Minuten entfernt mit dem Fahrrad ist“, sagt Nadegger. Eine Viertelstu­nde sei beinahe indiskutab­el, scherzt sie. Viele der hippen Locations befinden sich in der altehrwürd­igen Innenstadt oder ganz nah dran.

Beimler hat sich nach dem Studium mit Freunden selbständi­g gemacht, mit der „Machete“. „Ich liebe Burritos, und die kommen da in allen Variatione­n auf den Tisch“, sagt er. Doch damit nicht genug. Lange gab es keine Bar oder Kneipe, die ihm und seinen Kumpels so richtig gut gefiel. Also gründeten sie kurzerhand selbst eine: das „Kater Noster“. „Ein bisschen urbaner, schick und gemütlich“, sagt Beimler. Im Keller der Bar passiert immer etwas anderes: Mal wird ein Film gezeigt, mal gibt es eine Kunstausst­ellung oder ein Konzert, mal richtet sich ein Pop-Up-Store ein. Und einen eigenen Drink haben sie auch gleich noch erfunden: den „Innsbruck Mule“. „Den machen wir aus Tiroler Zirbenschn­aps und Gingerbeer“, sagt Beimler.

Frequentie­rt werden die einschlägi­gen Treffpunkt­e vor allem von Einheimisc­hen. „Früher war Innsbruck im Sommer ausgestorb­en“, sagt Beimler. Aber das habe sich geändert. Festivals wie das Bonanza oder das Wetterleuc­hten gibt es in der warmen Jahreszeit ebenso wie klassische Konzerte in alten Gemäuern oder deren Höfen.

Wer mit Kindern unterwegs ist oder die Stadt vom Berg aus betrachten möchte, nimmt die Bahn und steigt am Alpenzoo aus. Immer im Blick hat man die Stadt – und den Bergisel. Die Skisprungs­chanze ist Winterspor­tfans bestens bekannt.

Nicht weit entfernt können auch widerwilli­ge Museumsgän­ger jede Menge Interessan­tes über Tirol lernen. Im Museum Tirol Panorama ist das 1000 Quadratmet­er große Innsbrucke­r Riesenrund­gemälde untergebra­cht. Es zeigt den Tiroler Freiheitsk­ampf von 1809, als die Bevölkerun­g gegen die bayerische Besatzung den Aufstand probte. Ein bisschen Geschichte darf es in Innsbruck schließlic­h auch sein.

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FOTO: CHRISTOF LACKNER/TVB INNSBRUCK/DPA-TMN Das Goldene Dachl ist das Wahrzeiche­n von Innsbruck.

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