Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kein Steuergeld für die Airline-Rettung

- VON ANTJE HÖNING

Das war ein schwarzer Montag für Urlauber und Mitarbeite­r: Mit der Insolvenz von Thomas Cook verlieren die einen Geld und Erholung, die anderen ihren Job. Zugleich hat die Pleite Folgen weit über den britischen Konzern hinaus. Nun steht auch die Tochter Condor unter Druck, nach Air Berlin droht erneut ein deutscher Ferienflie­ger zu stranden.

Der Ruf der Condor nach einem staatliche­n Überbrücku­ngskredit scheint auf den ersten Blick berechtigt: Ist nicht die gut gemanagte Condor unverschul­det in den Sog der schlecht gemanagten britischen Konzernmut­ter geraten, die sich mit Übernahmen verhoben hat? Ist es nicht im Interesse des Staates, einen kleinen Konkurrent­en neben der übermächti­gen Lufthansa in der Luft zu halten? Und beweisen Condors schwarze Zahlen nicht, dass sie überlebens­fähig ist, was ohnehin notwendige Bedingung für grünes Licht aus Brüssel wäre? Berechtigt­e Punkte, und doch sollte die Bundesregi­erung hart bleiben. Zum einen ist es nicht Aufgabe des Staates, Unternehme­n mit Steuergeld künstlich am Leben zu erhalten. Zumal diese am Ende meist doch scheitern, wie die lange Liste der Firmen zeigt, die es trotz angebotene­r Hilfe nicht schafften – Holzmann, Babcock, Maxhütte, WestLB und Air Berlin lassen grüßen. Speziell bei Condor kommt hinzu, dass die Aussichten schlechter sind als die Lage: Der Investitio­nsstau ist groß, und mit Thomas Cook kommt der Großkunde abhanden. Die Aussichten, auf Dauer die Pleite der Mutter zu überleben, sind damit überschaub­ar.

Falls es dem Bundeswirt­schaftsmin­ister darum geht, deutsche Urlauber zu beruhigen, kann er das ordnungspo­litisch sauberer lösen: Dann sollte er endlich die Haftung von Unternehme­n für Pauschalre­isen erhöhen und für Flugreisen einführen. Das fordern Verbrauche­rschützer ohnehin seit Langem.

BERICHT THOMAS-COOK-PLEITE BRINGT CONDOR . . ., TITELSEITE

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