Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kardinal Marx: „Es gibt kein Stoppschild aus Rom“
FULDA (epd) Papst Franziskus hat für den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland grünes Licht gegeben. „Es gibt kein Stoppschild aus Rom“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Montag zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda. Gespräche, die er vergangene Woche in Rom mit dem Papst geführt habe, seien durchweg positiv und ermutigend gewesen. Marx trat zugleich dem Eindruck entgegen, die katholische Kirche in Deutschland wolle einen Sonderweg beschreiten. „Wir werden uns nicht von Rom lösen“, betonte er. Es handele sich bei den künftigen Gesprächen um ein synodales Vorgehen und nicht um eine Partikularsynode, für die eine Genehmigung des Vatikans erforderlich sei. Marx warnte allerdings vor den „wahnsinnigen Erwartungen“, die die Öffentlichkeit an die Gespräche habe. Es gelte vor allem, ins Gespräch zu kommen und aufeinander zu hören.
Die Beratungen von katholischen Bischöfen und Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dem höchsten Gremium katholischer Laien, sollen am 1. Advent in Frankfurt beginnen. Der „synodale Weg“befasst sich mit den Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal und soll klerikalen Machtmissbrauch, die katholische Sexualmoral und den Zölibat sowie die Rolle der Frau in der Kirche diskutieren. Der Vatikan hatte die Organisation des Reformprozesses infrage gestellt: etwa das geplante Stimmrecht für Laien sowie die Zuständigkeit der deutschen Katholiken als Teilkirche für Themen der Weltkirche.
Seit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie vor einem Jahr sei einiges an Aufarbeitung erfolgt, sagte Marx. Allerdings sei dies nicht überall wahrgenommen worden. Er hoffe, dass es künftig für jedes Bistum verpflichtend werde, alle zwei bis drei Jahre ein Monitoring zum Thema durchzuführen. Unter anderem werde sich die Vollversammlung auch mit Fragen einer finanziellen Entschädigung für die Opfer von Missbrauch befassen.
Zum Auftaktstatement von Kardinal Marx versammelten sich am Nachmittag rund 200 Frauen der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands vor dem Tagungsort am Predigerseminar und forderten lautstark einen Neuanfang der Kirche. „Wir sind stark, wir sind viel, wir erreichen unser Ziel“, riefen sie, von Trommeln unterstützt.