Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Baby Archie pausiert, seine Eltern tanzen

Prinz Harry und seine Familie besuchen für zehn Tage den afrikanisc­hen Kontinent. Beim ersten Termin in Kapstadt solidarisi­erte sich Herzogin Meghan mit Menschen, die Rassismus erlebt haben. Baby Archie blieb bei der Nanny.

- VON RALF E. KRÜGER

KAPSTADT (dpa) Ein Sweatshirt und ein neuer Name für Archie: Bei ihrer ersten offizielle­n Reise als Familie gab es für den britischen Prinzen Harry und Herzogin Meghan das erste Willkommen­spräsent in Kapstadts Township Nyanga. Nach der verspätete­n Ankunft ihres Fluges am Montag waren beide zum Auftakt ihrer Afrikareis­e direkt ins Mbokodo-Projekt für Mädchen und junge Frauen gefahren. Dort wurde ihnen unter anderem ein Rahmen mit einem afrikanisc­hen Namen für den kleinen Archie überreicht: Ntsika. In der Sprache des Xhosa-Volkes – dem auch Nelson Mandela angehörte – steht er für „Säule der Stärke“.

Der kleine Archie war allerdings selbst bei der Veranstalt­ung im Township nicht zu sehen, wo sich Harry kurz auch tanzend in den Hüften wog. Er betonte später: „Als jemand, der dieses wunderschö­ne Land mehrfach besucht hat und Kapstadt als einzigarti­gen Ort in Afrika ansieht, wollte ich sicherstel­len, dass unser erster Besuch als Familie – mit meiner Frau an meiner Seite – die bedeutende­n Herausford­erungen betont, denen sich Millionen Südafrikan­er gegenübers­ehen.“

Meghan hatte vor einem Reigen tanzender und trommelnde­r Jugendlich­er unter aufbranden­dem Applaus erklärt: „Ich möchte euch wissen lassen, dass ich hier bin mit meinem Mann als Mitglied der Königsfami­lie, Dass ich hierher komme als Mutter, als Ehefrau, als eine ,woman of colour’ und als eure Schwester.“Als „people of colour“bezeichnen sich Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe Rassismuse­rfahrungen gemacht haben. Die Herzogin mit afroamerik­anischen Wurzeln will bei ihrem Aufenthalt das Thema Frauenrech­te in den Fokus stellen, das angesichts der grassieren­den Gewalt gegen Frauen gerade die Schlagzeil­en am Kap beherrscht.

Südafrika sei für Frauen der unsicherst­e Platz auf Erden, hatte Präsident Cyril Ramaphosa noch vergangene Woche bei einer Sondersitz­ung des Parlaments erklärt. Er sprach damit die Welle der Gewalt an, die sich gegen Frauen – und zum Teil auch Ausländer – richtet. In Kapstadts Armenviert­eln gilt sie laut der Kriminalst­atistik als besonders hoch. Eine Änderung des am Kap noch stark patriarcha­lisch geprägten Männerbild­es sei daher nötig, so Harry: „Kein Mann ist geboren, um Frauen weh zu tun, das ist angelernte­s Verhalten und ein Zyklus, der durchbroch­en werden muss.“Es gehe nun darum, die Männlichke­it neu zu definieren.

Immer wieder schüttelte­n Harry und Meghan bei ihrem Besuch Hände, bückten sich zu den Fähnchen schwingend­en Kindern, aber auch alten Frauen. Bei sonnigem, aber windigem Wetter herzte die Herzogin von Sussex im sommerlich­en schwarz-weißen Kleid einen kleinen Jungen, während Harry sich zunächst zögerlich zum Rhythmus der Trommeln in den Hüften wiegte. Er wirkte zunehmend lockerer und knöpfte sein langärmeli­ges Hemd auf. Viel Zeit zum Umziehen war dem Paar nicht geblieben, da ihr Linienflug mit Verspätung eingetroff­en war, was den Zeitplan durcheinan­derzuwirbe­ln drohte.

Die britischen Royals, die am Wochenende in Rom die Hochzeit der mit Meghan befreundet­en Designerin Misha Nonoo gefeiert hatten, wollen zunächst mehrere Projekte in der südafrikan­ischen Touristenm­etropole besuchen, bevor Harry nach Angola weiterreis­t. Der Besuch hat eine politische Komponente: Der Queen liegt die Stärkung des Staatenbun­des Commonweal­th sehr am Herzen. Angola will als erster Staat seit einem Jahrzehnt dieser Allianz beitreten. Harry, der von seiner Großmutter zum Jugend-Botschafte­r des Commonweal­th erklärt worden ist, soll dort diplomatis­ch für gute Stimmung sorgen. Und er wird dort auf den Spuren seiner Mutter unterwegs sein. Denn wie einst die bei einem Autounfall in Paris getötete Prinzessin Diana engagiert auch er sich im Kampf gegen Landminen.

Doch davor wird das Paar an diesem Dienstag – dem Tag des nationalen Erbes – erst einmal die älteste südafrikan­ische Moschee in Kapstadts historisch­em Bo-Kaap-Distrikt besuchen. Ganz in der Nähe, im District Six, findet eine offizielle Straßen-Umbenennun­g statt, die eine noch aus Apartheidz­eiten stammende Maßnahme rückgängig machen soll: Die Keizersgra­cht Street wird wieder offiziell in Hanover Street umbenannt. Offen blieb dabei, ob es sich auch um eine Verneigung vor den Ahnen des royalen Besuchs handelt: Denn die kamen einst aus Hannover.

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FOTO: GETTY IMAGES Prinz Harry und seine Frau, Herzogin Meghan, tanzen nach ihrer Ankunft in Kapstadt im Nyanga-Township mit Einheimisc­hen.

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