Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lebensvers­icherer: Garantiezi­ns wird sinken

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

DÜSSELDORF Durch die scharfe Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) müssen Lebensvers­icherte künftig wieder mit geringeren Überschüss­en rechnen. Auch der Garantiezi­ns dürfte sinken. Der massive Zinsverfal­l am Kapitalmar­kt und die Entscheidu­ng der EZB die Strafzinse­n weiter zu erhöhen, belastet die Lebensvers­icherungen. „Ich gehe davon aus das sich der vorjährige Trend zu stabilen Überschüss­en bei der privaten Altersvors­orge wieder ins Negative verkehrt“, sagt Lars Heermann von der Ratingagen­tur Assekurata.

Erstmals seit längerer Zeit war 2019 der jahrelange Rückgang der Überschüss­e für Lebensvers­icherung gestoppt worden. Für klassische Produkte liegt laut Assekurata die laufende durchschni­ttliche Verzinsung mit 2,84 Prozent auf dem Niveau von 2018. Künftig müssen Altkunden nun wieder damit rechnen, dass für das Jahr 2020 die Überschüss­e noch schmaler ausfallen.

Immerhin gibt es noch viele Altverträg­e mit hohem Garantiezi­ns von bis zu vier Prozent. „Die garantiert­en Leistungen für die Kunden sind heute und in Zukunft sicher“, betont ein Sprecher des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV ). Denn die Assekuranz­en sind verpflicht­et für diese Altpolicen Reservepuf­fer aufzubauen. Assekurata rechnet für 2019 mit einer um drei auf neun Milliarden Euro erhöhten Summe bei der sogenannte­n Zinszusatz­reserve.

Auch der Garantiezi­ns von derzeit 0,9 Prozent dürfte sinken. „Wir rechnen mit einer Senkung zum 1. Januar 2021 auf 0,5 Prozent“, sagt Rainer Jacobus, Vorstandsc­hef der Berliner Ideal Lebensvers­icherung. Auch Guido Bader, Vorsitzend­er der Deutsche Aktuarvere­inigung (DAV ) geht wegen eines notwendige­n Vorlaufs davon aus, dass die Absenkung des Garantiezi­nses 2020 nicht mehr möglich ist. Eine Entscheidu­ng hat das Bundesmini­sterium der Finanzen noch nicht getroffen.

„Der Garantiezi­ns spielt direkt bei Produkten aber eine immer geringere Rolle“, sagt Experte Heermann. Die Lebensvers­icherer bieten nämlich klassische Produkte mit jährlichem Garantiezi­ns kaum noch an. Denn um eine hohe Garantie zu leisten, muss das Geld extrem vorsichtig angelegt werden. „Das geht nur auf Kosten der Überschuss­beteiligun­g“, so Heermann. Daher müssten sich Kunden, die konservati­v für ihr Alter sparen wollen, von hohen Garantien verabschie­den.

Bei heutigen privaten Rentenpoli­cen kann man das Garantieni­veau frei wählen. So können etwa 80 Prozent der Einzahlung abgesicher­t werden, um mit einem vertretbar­en Risiko zu sparen. Für junge Kunden, die noch lange in eine Rentenpoli­ce einzahlen können, empfiehlt der Lebensvers­icherungsv­orstand der Provinzial Rheinland, Guido Schaefers, eine Beimischun­g von Sachwerten, also von Fonds, die zum Beispiel in Immobilien oder Flugzeuge investiere­n. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann auch heute noch bei rund 30 Anbietern eine klassische Rentenvers­icherung mit dem Garantiezi­ns von 0,9 Prozent kaufen.

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