Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Stimmungsumschwung
Das 2:1 der Gladbacher gegen Fortuna hat entscheidende Bedeutung für die Gemütslage bei beiden Vereinen.
Borussia Mönchengladbach ist nach dem zweiten Sieg gegen einen Klub aus der Nachbarschaft binnen einer Woche die Nummer eins am Rhein. Zehn Punkte hat die Mannschaft von Trainer Marco Rose eingesammelt und logiert auf einem Europapokal-Rang. Zudem gab es gegen Fortuna Düsseldorf den ersten Heimsieg nach acht Monaten. Dass es so ist, liegt an der letzten Viertelstunde des Düsseldorfspiels. In der drehte Joker Markus Thuram das Spiel gegen Fortuna. Wäre das verloren gegangen, wäre die Stimmung vermutlich ganz anders in Gladbach. Denn die Pfiffe der Fans waren nicht zu überhören. So aber stimmen die reinen Fakten, die Borussen sind in der Liga somit im Soll.
Doch gibt es in Gladbach eben auch den Ansatz, nicht nur auf den Ertrag, sondern auch auf den Inhalt zu schauen. Da klafft doch eine beträchtliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Borussias Spiel braucht wieder mehr spielerische Leichtigkeit. Dass Lars Stindl auf dem Weg zurück ins Team ist, kann da helfen, der Kapitän ist einer, der das Spiel leiten und lenken kann. Auch Raffael zeigte, dass er auch mit 34 noch in der Lage ist, die Fäden zu ziehen, mit der Einwechslung des „Maestro“kam mehr Esprit ins Spiel gegen Fortuna.
Nun stehen zwei Auswärtsspiele an: Bei 1899 Hoffenheim soll in der Liga weiter gepunktet werden. Und bei Basaksehir FK muss das 0:4 gegen Wolfsberg in der Europa League aufgearbeitet werden. In der Fremde haben die Gladbacher eine 100-Prozent-Quote, die fortzuführen wäre gut. Was noch wichtig ist: Aus dem emotionalen Sieg gegen Fortuna sollten die Borussen mit Blick auf die anstehenden Spiele (vor der Länderspielpause kommt noch Augsburg) mehr positive Energie ziehen als aus dem Derby-Erfolg in Köln, auf den der Wolfsberg-Alptraum folgte.
PATRICK SCHERER
Lutz Pfannenstiel fasste das Seelenleben rund um Fortuna prägnant zusammen: „Vor dem Spiel waren wir im Soll. Jetzt sind wir es nicht mehr. Wir haben zwei Punkte zu wenig. Der Abstand nach unten wird kleiner. Jetzt ist es wichtig, in den beiden Spielen vor der Länderspielpause zu punkten, damit Ruhe einkehrt“, sagte der Sportvorstand der Düsseldorfer.
Die beiden verlorenen Zähler, die Pfannenstiel ansprach, hätte Fortuna in Frankfurt und gegen Gladbach jeweils holen können – hätte das Team nicht in der Schlussphase noch ein 1:1 verspielt. Fortuna hätte auch gegen Wolfsburg, als es beim 1:1 blieb, gewinnen können. Egal, wie man es dreht und wendet, das Team von Trainer Friedhelm Funkel hat sich mit der verunglückten letzten Viertelstunde in Mönchengladbach selbst unter Druck gesetzt.
Das Spiel gegen die Mannschaft der Stunde in der Liga am kommenden Sonntag, den SC Freiburg, hätte bei einem Punktgewinn im Derby mit Zuversicht und neu gewonnenem Selbstvertrauen angegangen werden können. Wer die Gesichter der Fortunen am späten Sonntagnachmittag aber sah, weiß, dass es vonnöten ist, dass die Spieler diese Niederlage schnell abhaken und sich nicht dauerhaft vom spürbaren Stimmungstief anstecken lassen.
Schließlich gibt es auch Positives. Fortuna hielt – mit Ausnahme der 0:3-Niederlage gegen Leverkusen – gegen die Europapokalteilnehmer nicht nur gut mit, sondern überzeugte auch über weite Strecken der Partien spielerisch.
Nun gilt es, an zwei Schwächen zu arbeiten: Fortuna muss lernen, nach einer Führung konsequenter auf das zweite Tor zu spielen, ohne dabei die defensive Kompaktheit zu verlieren. Und es sind Lösungen gefordert, um die Problemstelle auf der linken Seite zu beseitigen. Sieben der neun Gegentore fielen über diesen Flügel.