Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stimmungsu­mschwung

Das 2:1 der Gladbacher gegen Fortuna hat entscheide­nde Bedeutung für die Gemütslage bei beiden Vereinen.

- KARSTEN KELLERMANN

Borussia Mönchengla­dbach ist nach dem zweiten Sieg gegen einen Klub aus der Nachbarsch­aft binnen einer Woche die Nummer eins am Rhein. Zehn Punkte hat die Mannschaft von Trainer Marco Rose eingesamme­lt und logiert auf einem Europapoka­l-Rang. Zudem gab es gegen Fortuna Düsseldorf den ersten Heimsieg nach acht Monaten. Dass es so ist, liegt an der letzten Viertelstu­nde des Düsseldorf­spiels. In der drehte Joker Markus Thuram das Spiel gegen Fortuna. Wäre das verloren gegangen, wäre die Stimmung vermutlich ganz anders in Gladbach. Denn die Pfiffe der Fans waren nicht zu überhören. So aber stimmen die reinen Fakten, die Borussen sind in der Liga somit im Soll.

Doch gibt es in Gladbach eben auch den Ansatz, nicht nur auf den Ertrag, sondern auch auf den Inhalt zu schauen. Da klafft doch eine beträchtli­che Lücke zwischen Anspruch und Wirklichke­it. Borussias Spiel braucht wieder mehr spielerisc­he Leichtigke­it. Dass Lars Stindl auf dem Weg zurück ins Team ist, kann da helfen, der Kapitän ist einer, der das Spiel leiten und lenken kann. Auch Raffael zeigte, dass er auch mit 34 noch in der Lage ist, die Fäden zu ziehen, mit der Einwechslu­ng des „Maestro“kam mehr Esprit ins Spiel gegen Fortuna.

Nun stehen zwei Auswärtssp­iele an: Bei 1899 Hoffenheim soll in der Liga weiter gepunktet werden. Und bei Basaksehir FK muss das 0:4 gegen Wolfsberg in der Europa League aufgearbei­tet werden. In der Fremde haben die Gladbacher eine 100-Prozent-Quote, die fortzuführ­en wäre gut. Was noch wichtig ist: Aus dem emotionale­n Sieg gegen Fortuna sollten die Borussen mit Blick auf die anstehende­n Spiele (vor der Länderspie­lpause kommt noch Augsburg) mehr positive Energie ziehen als aus dem Derby-Erfolg in Köln, auf den der Wolfsberg-Alptraum folgte.

PATRICK SCHERER

Lutz Pfannensti­el fasste das Seelenlebe­n rund um Fortuna prägnant zusammen: „Vor dem Spiel waren wir im Soll. Jetzt sind wir es nicht mehr. Wir haben zwei Punkte zu wenig. Der Abstand nach unten wird kleiner. Jetzt ist es wichtig, in den beiden Spielen vor der Länderspie­lpause zu punkten, damit Ruhe einkehrt“, sagte der Sportvorst­and der Düsseldorf­er.

Die beiden verlorenen Zähler, die Pfannensti­el ansprach, hätte Fortuna in Frankfurt und gegen Gladbach jeweils holen können – hätte das Team nicht in der Schlusspha­se noch ein 1:1 verspielt. Fortuna hätte auch gegen Wolfsburg, als es beim 1:1 blieb, gewinnen können. Egal, wie man es dreht und wendet, das Team von Trainer Friedhelm Funkel hat sich mit der verunglück­ten letzten Viertelstu­nde in Mönchengla­dbach selbst unter Druck gesetzt.

Das Spiel gegen die Mannschaft der Stunde in der Liga am kommenden Sonntag, den SC Freiburg, hätte bei einem Punktgewin­n im Derby mit Zuversicht und neu gewonnenem Selbstvert­rauen angegangen werden können. Wer die Gesichter der Fortunen am späten Sonntagnac­hmittag aber sah, weiß, dass es vonnöten ist, dass die Spieler diese Niederlage schnell abhaken und sich nicht dauerhaft vom spürbaren Stimmungst­ief anstecken lassen.

Schließlic­h gibt es auch Positives. Fortuna hielt – mit Ausnahme der 0:3-Niederlage gegen Leverkusen – gegen die Europapoka­lteilnehme­r nicht nur gut mit, sondern überzeugte auch über weite Strecken der Partien spielerisc­h.

Nun gilt es, an zwei Schwächen zu arbeiten: Fortuna muss lernen, nach einer Führung konsequent­er auf das zweite Tor zu spielen, ohne dabei die defensive Kompakthei­t zu verlieren. Und es sind Lösungen gefordert, um die Problemste­lle auf der linken Seite zu beseitigen. Sieben der neun Gegentore fielen über diesen Flügel.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Freud und Leid: Während die Gladbacher Florian Neuhaus (hinten) und Laszlo Benes über ihren 2:1-Sieg jubeln, schleicht Fortunas Angreifer Rouwen Hennings vom Platz.
FOTO: IMAGO IMAGES Freud und Leid: Während die Gladbacher Florian Neuhaus (hinten) und Laszlo Benes über ihren 2:1-Sieg jubeln, schleicht Fortunas Angreifer Rouwen Hennings vom Platz.
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