Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Essener gewinnt den Auftakt in der Katt.
Auftakt in die „Zeilensprung“-Spielzeit 2019/20. Die Besucher fungierten wieder als Jury. Jay Nightwind aus Essen sicherte sich den Sieg den Abends.
WERMELSKIRCHEN Requisiten sind nicht erlaubt, das Zeitlimit von sechs Minuten pro Auftritt darf nicht überschritten werden und natürlich müssen die vorgetragenen Texte aus eigener Feder stammen. Körpereinsatz in Form von elanvoller Gestik ist beim „Zeilensprung“-Poetry Slam im Bistro der Kattwinkelschen Fabrik allerdings erlaubt. Und der zahlte sich für den Essener Wortkünstler Jay Nightwind aus: Beim Auftakt in die neue „Zeilensprung“-Spielzeit 2019/20 konnte er sich den Sieg und damit den „Orden“des „Goldenen Z“sichern, den ihm Moderator und Veranstalter Oskar Malinowski um den Hals hängte.
Sechs Teilnehmer stellten sich bei dem „modernen Dichter-Wettstreit“, wie Oskar Malinowski die Poetry Slams nennt, dem Publikum aus gut 60 Gästen. Die fungierten per Handzeichen-Akklamation und Applaus als Jury. Lokalmatadorin Jana Eschemann aus Wermelskirchen schaffte es bis in das Halbfinale mit noch vier verbliebenen Poeten, das Finale trugen letztlich Luca Swieter aus Köln und Jay Nightwind aus Essen gegeneinander aus.
Luca Swieter, die ihre Texte frei, auswendig, ohne abzulesen darbot, beschäftigte sich in „Die höchste Eisenbahn“mit aktueller Musik und schickte darin eine Botschaft unter anderem an Helene Fischer sowie Max Giesinger: „Eure Musik ist ein Fertiggericht.“Und weiter: „Ich lebe in einer Zeit, in der erwachsene Menschen mit dem City-Roller fahren – ich weiß nicht, wieviel ich noch ertragen kann.“Nicht weniger augenzwinkernd, aber mit ebenso ernsthaftem Kern überzeugte Jay Nightwind das Publikum: „Zippleinen sind das internationale Erkennungzeichen dafür, dass man einen Hund aber keine Energie dafür hat. Ich finde, wer im Laden eine Zippleine kauft, sollte seinen Hund direkt dort abgeben.“
Weitere Mitstreiter auf der kleinen Bühne waren Maren Fle und Michael Heide (beide aus Köln) sowie die Wipperfürtherin Jana Goller. Das vom „Zeilensprung“bekannte kleine Trampolin, auf das sich die Künstler bisher an das Mikrofon stellen mussten, diente beim Auftakt in die neue Saison nur noch als Dekoration auf der Bühne. „Ich finde, die Veranstaltung sollte erwachsener werden. Das Trampolin steht hier nur zum Übergang, ist das nächste Mal vielleicht ganz weg“, moderierte Oskar Malinowski scherzend.
Mit „Zeilensprung“begann seit dem Start im März 2012 für Oskar Malinowksi ein Weg, der den 27-Jährigen zu einem umtriebigen Akteur der Slam-Szene hat werden lassen. So gehört Malinowksi zu den Organisatoren des „NRW Slams“in Aachen am 11./ 12. Oktober – bei diesen Landesmeisterschaften werden am Finaltag bis zu 2000 Besucher erwartet. „Das Poetry Slam-Format ist nach wie vor sehr beliebt. Es hat sicherlich zum Beispiel im Ruhrgebiet zwischenzeitlich eine Übersättigung gegeben“, beschreibt Oskar Malinowski im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das Wermelskirchener Publikum ist herausfordernd und sehr aufmerksam – nicht nur humoristische Sachen sind in Wermelskirchen erfolgreich.“Nicht zuletzt ein René Sydow, der gerade erst mit seinem dritten abendfüllenden Kabarett-Programm in der Katt auf der Bühne stand (wir berichteten), habe bereits bei „Zeilensprung“gewonnen. „Die Besucher in Wermelskirchen wollen Leistung sehen. Für mich hat hier alles angefangen“, stellt Malinowski fest, der inzwischen 13 regelmäßige Slam-Veranstaltungen pro Jahr organisiert.