Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Essener gewinnt den Auftakt in der Katt.

Auftakt in die „Zeilenspru­ng“-Spielzeit 2019/20. Die Besucher fungierten wieder als Jury. Jay Nightwind aus Essen sicherte sich den Sieg den Abends.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Requisiten sind nicht erlaubt, das Zeitlimit von sechs Minuten pro Auftritt darf nicht überschrit­ten werden und natürlich müssen die vorgetrage­nen Texte aus eigener Feder stammen. Körpereins­atz in Form von elanvoller Gestik ist beim „Zeilenspru­ng“-Poetry Slam im Bistro der Kattwinkel­schen Fabrik allerdings erlaubt. Und der zahlte sich für den Essener Wortkünstl­er Jay Nightwind aus: Beim Auftakt in die neue „Zeilenspru­ng“-Spielzeit 2019/20 konnte er sich den Sieg und damit den „Orden“des „Goldenen Z“sichern, den ihm Moderator und Veranstalt­er Oskar Malinowski um den Hals hängte.

Sechs Teilnehmer stellten sich bei dem „modernen Dichter-Wettstreit“, wie Oskar Malinowski die Poetry Slams nennt, dem Publikum aus gut 60 Gästen. Die fungierten per Handzeiche­n-Akklamatio­n und Applaus als Jury. Lokalmatad­orin Jana Eschemann aus Wermelskir­chen schaffte es bis in das Halbfinale mit noch vier verblieben­en Poeten, das Finale trugen letztlich Luca Swieter aus Köln und Jay Nightwind aus Essen gegeneinan­der aus.

Luca Swieter, die ihre Texte frei, auswendig, ohne abzulesen darbot, beschäftig­te sich in „Die höchste Eisenbahn“mit aktueller Musik und schickte darin eine Botschaft unter anderem an Helene Fischer sowie Max Giesinger: „Eure Musik ist ein Fertiggeri­cht.“Und weiter: „Ich lebe in einer Zeit, in der erwachsene Menschen mit dem City-Roller fahren – ich weiß nicht, wieviel ich noch ertragen kann.“Nicht weniger augenzwink­ernd, aber mit ebenso ernsthafte­m Kern überzeugte Jay Nightwind das Publikum: „Zippleinen sind das internatio­nale Erkennungz­eichen dafür, dass man einen Hund aber keine Energie dafür hat. Ich finde, wer im Laden eine Zippleine kauft, sollte seinen Hund direkt dort abgeben.“

Weitere Mitstreite­r auf der kleinen Bühne waren Maren Fle und Michael Heide (beide aus Köln) sowie die Wipperfürt­herin Jana Goller. Das vom „Zeilenspru­ng“bekannte kleine Trampolin, auf das sich die Künstler bisher an das Mikrofon stellen mussten, diente beim Auftakt in die neue Saison nur noch als Dekoration auf der Bühne. „Ich finde, die Veranstalt­ung sollte erwachsene­r werden. Das Trampolin steht hier nur zum Übergang, ist das nächste Mal vielleicht ganz weg“, moderierte Oskar Malinowski scherzend.

Mit „Zeilenspru­ng“begann seit dem Start im März 2012 für Oskar Malinowksi ein Weg, der den 27-Jährigen zu einem umtriebige­n Akteur der Slam-Szene hat werden lassen. So gehört Malinowksi zu den Organisato­ren des „NRW Slams“in Aachen am 11./ 12. Oktober – bei diesen Landesmeis­terschafte­n werden am Finaltag bis zu 2000 Besucher erwartet. „Das Poetry Slam-Format ist nach wie vor sehr beliebt. Es hat sicherlich zum Beispiel im Ruhrgebiet zwischenze­itlich eine Übersättig­ung gegeben“, beschreibt Oskar Malinowski im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das Wermelskir­chener Publikum ist herausford­ernd und sehr aufmerksam – nicht nur humoristis­che Sachen sind in Wermelskir­chen erfolgreic­h.“Nicht zuletzt ein René Sydow, der gerade erst mit seinem dritten abendfülle­nden Kabarett-Programm in der Katt auf der Bühne stand (wir berichtete­n), habe bereits bei „Zeilenspru­ng“gewonnen. „Die Besucher in Wermelskir­chen wollen Leistung sehen. Für mich hat hier alles angefangen“, stellt Malinowski fest, der inzwischen 13 regelmäßig­e Slam-Veranstalt­ungen pro Jahr organisier­t.

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FOTO: STEPHAN SINGER Die elanvolle Gestik bei seinen Vortraegen ueberzeugt­e die Besucher, die als Jury fungierten: Jay Nightwind aus Essen.

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