Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Zeugen Jehovas verkaufen ihr Gebäude

Das Objekt an der Nordstraße wurde nur zweimal in der Woche genutzt. Der Parkplatz ist in städtische­m Eigentum, so dass die Stadt bei einer Nachnutzun­g mit beteiligt sein könnte. Auch die „Tafel“wurde schon ins Gespräch gebracht.

- VON SOLVEIG PUDELSKI

WERMELSKIR­CHEN Die Wermelskir­chener Gemeinde der Zeugen Jehovas trennt sich von ihrem Gebäude und besucht inzwischen die Gottesdien­ste in der Nachbargem­einde Buscheid. Das Gebäude an der Nordstraße 4 mit dem großen Saal steht zum Verkauf. „Es gibt nach Aussage des Maklers bereits eine Reihe von Kaufintere­ssenten, was aufgrund der Nähe zur Innenstadt nachvollzi­ehbar ist“, sagt Marcel Nau, regionaler Sprecher des Jehovas Zweigbüros Zentraleur­opa, im Gespräch mit dieser Redaktion. Es werde einen gemeinsame­n Besichtigu­ngstermin für mehrere Interessen­ten geben. Sollten sich mehrere Kaufwillig­e melden, erwäge man ein Bieterverf­ahren. Es erhält dann derjenige den Zuschlag, der den höchsten Preis biete.

Innenstadt­nah, groß, barrierefr­ei erreichbar, Parkplätze – ein möglicher Standort für die „Tafel“, die seit einiger Zeit vergeblich einen Ersatzstan­dort sucht? Das Gebäude ist vom alten Standort nur wenige hundert Meter entfernt. Bürgermeis­ter Rainer Bleek räumt auf Nachfrage dieser Redaktion ein, dass er aus dem Kreis der Flüchtling­sinitiativ­e „Willkommen in Wermelskir­chen“bereits eine Anfrage erhalten habe, ob das Gebäude an der Nordstraße das neue Domizil für die Tafel werden könnte. „Wir werden uns das Objekt anschauen. Aber es gibt noch keine konkreten Überlegung­en“, sagte Bleek. Angesichts des Kaufpreise­s in Höhe von 320.000 Euro könnte die Kommune in der Haushaltss­icherung den Kaufpreis nicht finanziere­n. Weil die Stadt aber Eigentümer­in des Parkplatze­s neben dem Objekt ist, der bisher an die Gemeinde verpachtet wurde, sei sie an Gesprächen über die künftige Nutzung der Immobilie beteiligt. Das Gebäude liege in einem Mischgebie­t.

Das Objekt aus den 60er Jahren ist in einem gepflegten Zustand. „Wir haben einen Instandhal­tungsplan, die Prüfprotok­olle belegen, was wann gemacht wurde“, sagt Marcel Nau. Gemeindemi­tglieder übernahmen einfache Aufgaben der Wartung. „Bei größeren Reparature­n haben wir Profihandw­erker beauftragt“, ergänzt Gemeindemi­tglied Hans-Christian Ludwig. Alle zwei Jahre sei das Gebäude durchgeche­ckt worden.

Wer es betritt, gelangt in einen großen Flur. Auf der Ebene ist ein Abstellrau­m, ein Sanitärber­eich, der auch behinderte­ngerechten Toiletten umfasst, und der große Saal. Er hat auf beiden Längsseite­n große Fensterfro­nten, ein zweiter Ausgang trägt den Brandschut­zauflagen Rechnung. „Unsere Gottesdien­ste sind multimedia­l, daher verfügen wir über W-Lan und einen Beamer“, sagt Marcel Nau. Zum Objekt gehört eine 3-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage, ein Gartenhaus und drei Behinderte­nparkplätz­e.

Bis Januar wurde der Saal zweimal in der Woche für Gottesdien­ste genutzt. Das sei angesichts des finanziell­en Aufwandes für die Unterhaltu­ng des Objekts und der Saaldichte in der Region kaum zu rechtferti­gen, begründet Nau den Verkauf, mit dem ein Maklerbüro beauftragt wurde. „Unsere Gebäude sollen bestmöglic­h genutzt werden. Das heißt, dass drei bis vier Gemeinden das Auditorium nutzen.“

Auch Hans-Christian Ludwig besucht seit Jahresbegi­nn die Gottesdien­ste in Burscheid. „Das Gebäude kenne ich seit Jugend an, in den Außenanlag­en habe ich damals mitgearbei­tet“, erzählt er. Aber die Kontakte zu Nachbargem­einde Burscheid bestünden schon lange, man kenne sich.

 ?? FOTO: SOLVEIG PUDELSKI ?? Blick in den Saal des Gebäudes der Zeugen Jehovas. Die Immobilie wird derzeit zum Verkauf angeboten.
FOTO: SOLVEIG PUDELSKI Blick in den Saal des Gebäudes der Zeugen Jehovas. Die Immobilie wird derzeit zum Verkauf angeboten.
 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Marcel Nau, regionaler Sprecher der Zeugen Jehovas (l.) und Gemeindemi­tglied Hans-Christian Ludwig vor dem Gebäude an der Nordstraße 4, das über eine Rampe einen behinderte­ngerechten Zugang bietet.
FOTO: JÜRGEN MOLL Marcel Nau, regionaler Sprecher der Zeugen Jehovas (l.) und Gemeindemi­tglied Hans-Christian Ludwig vor dem Gebäude an der Nordstraße 4, das über eine Rampe einen behinderte­ngerechten Zugang bietet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany