Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Für Orang-Utan-Dame „Cori“griff ein Düsseldorf­er Chirurg zum Skalpell.

Der Chirurg hat einem Menschenaf­fen im Kölner Zoo einen Tumor entfernt.

- VON MERLIN BARTEL UND SABINE DWERTMANN

KÖLN „Cori“fraß nicht und hatte sichtlich Schmerzen. Dabei ist sie erst 29 Jahre alt. Der Kölner Zoo machte sich deshalb Sorgen um das Orang-Utan-Weibchen. Da sich ihr Zustand auch durch Medikament­e nicht verbessert­e, wurde sie per Ultraschal­l untersucht. Dabei entdeckten Ärzte einen Tumor sowie schwere Entzündung­en in der Gebärmutte­r. „Cori“bekam Schmerzmit­tel und Antibiotik­a, doch eine Operation war erforderli­ch.

Für die OP des Orang-Utans holte sich der Kölner Zoo die Unterstütz­ung eines (Menschen-)Chirurgen: Claus Franke, Chefarzt der Sana Kliniken Düsseldorf und Facharzt für Allgemein-, Viszeral- sowie Gefäßchiru­rgie, kam mit seinem Team in die Zootierpra­xis. „Die Anatomie eines Orang-Utans entspricht eher der eines Menschen als der anderer Tiere, die ein Tierarzt sonst operiert“, erklärt Sandra Marcordes, Tierärztin im Kölner Zoo.

Die Ärzte mussten „Coris“Gebärmutte­r vollständi­g entfernen. Es habe sich aber um keinen bösartigen Tumor gehandelt, teilte der Zoo mit. Die schwere Infektion machte die Operation laut Franke allerdings etwas komplizier­ter. „Grundsätzl­ich sehen Menschenaf­fen innen drin aber aus wie wir Menschen.“

Was für den Kölner Zoo Neuland war, kennt Franke aus eigener Erfahrung: Der 59-Jährige hat mehrere Tiere untersucht und operiert. „Ich habe mich auf die Operation gefreut“, erzählt er. „Für mich ist es immer spannend.“Schon 2016 hatte das Team um Franke einem OrangUtan im Wuppertale­r Zoo einen großen Tumor entfernt. Begonnen hatte alles 2001 mit der OP eines Gorillas. „Während die meisten Ärzte stark spezialisi­ert sind, müssen Tierärzte verschiede­ne Tiere behandeln und haben daher zum Großteil bei seltenen Eingriffen kaum Erfahrung“, sagt Franke.

Entscheide­nde Unterschie­de zwischen Affe und Mensch gebe es trotzdem: Im Gegensatz zu Menschen müsse die Tier-Haut bei der Operation durch mehrere Nähte „zu 100 Prozent sicher verschloss­en werden“, erklärt Franke. Ein Tier lasse die Pfoten meist nicht von der Naht. Es müsse deshalb sichergest­ellt werden, dass sich das Tier nicht selbst die Fäden ziehe. Außerdem sei eine Vollnarkos­e Pflicht.

Nach Angaben des Kölner Zoos hat Orang-Utan „Cori“die Operation gut überstande­n. Nach der OP, die der Arzt ohne Honorar durchführt­e, sei sie zur besseren Beobachtun­g und Schonung eine Woche von den anderen Tieren getrennt gewesen, nun aber wieder in der Gruppe. „,Cori’ geht es sehr gut, sie ist wieder integriert“, sagt Tierärztin Marcordes. „Cori“kümmert sich wieder um ihre drei Kinder. Seit November 2018 ist sie außerdem Oma der kleinen „Cabu“.

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FOTO: KÖLNER ZOO Orang-Utan-Weibchen „Cori“ging es nicht gut, also rückte ein Team von Menschen-Ärzten an.

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