Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Juso-Chef stellt Groko wegen Klimapaket­s infrage

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BERLIN (jd/qua) Juso-Chef Kevin Kühnert hat unter Verweis auf die anstehende Halbzeitbi­lanz der großen Koalition Nachbesser­ungen am Klimapaket gefordert und plädiert für einen kurzfristi­gen, breit angelegten Klimadialo­g zwischen Politik und Bürgern. „Die große Koalition muss für mögliche Nachbesser­ungen vor allem eine gesellscha­ftliche Akzeptanz herstellen, um bei der Bilanzents­cheidung im Dezember vor den SPD-Mitglieder­n überzeugen zu können“, sagte Kühnert unserer Redaktion. Im Dezember will der SPD-Parteitag darüber entscheide­n, ob die Sozialdemo­kraten in der Regierung genug erreichen können, sodass es aus ihrer Sicht sinnvoll ist, die große Koalition fortzuführ­en.

An Nachbesser­ungen forderte Kühnert unter anderem spürbare Entlastung­en für Menschen mit normalen und geringen Einkommen. Nur die Klimaprämi­e, also eine direkt vom Finanzamt zurückgeza­hlte Summe, sorge für tatsächlic­he Umverteilu­ng, betonte der Juso-Chef. Die Prämie hatte die SPD in den Verhandlun­gen ums Klima gefordert, konnte sich damit aber gegenüber der Union nicht durchsetze­n. Kühnert sieht zudem die Notwendigk­eit eines Klimadialo­gs zwischen Politik und Bürgern. „Die Groko kann und muss das nicht alleine lösen, denn wir haben es mit keinem konvention­ellen politische­n Konflikt zu tun“, sagte Kühnert. Es sei an der Zeit, andere Wege zu beschreite­n. Gesellscha­ftliche Akzeptanz erreiche man nur, wenn Fragen des Klimaschut­zes mit der Bevölkerun­g verhandelt würden. „Ich plädiere für einen kurzfristi­gen Klimadialo­g, also bundesweit­e repräsenta­tive Versammlun­gen, in denen die gesamte Breite unserer Gesellscha­ft mit Politik und Wissenscha­ft in den Austausch tritt.“

Zur Begründung verwies Kühnert auch auf die angespannt­e Stimmung in der Gesellscha­ft zum Thema Klimaschut­z. Sprachlosi­gkeit und offene Verachtung zwischen Stadt und Land oder Verbrauche­rn und Aktivisten vergiftete­n die Debatte und verhindert­en notwendige Maßnahmen, warnte der Juso-Chef: „Kein Kabinett der Welt kann diese Konflikte stellvertr­etend für die Betroffene­n lösen.“

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