Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Schatzkammer des Landtags
Was man von Kirchen und Klöstern kennt, gibt es auch im Düsseldorfer Landtag: eine Schatzkammer mit Gastgeschenken von Staatsgästen aus aller Welt, hinter denen sich teilweise wundersame Geschichten verbergen.
DÜSSELDORF Wenn der Landtag hochrangige Staatsgäste oder gekrönte Häupter empfängt, verwandelt sich der sogenannte Empfangsraum des Landtages in einen kleinen Festsaal: Einen gut 60 Quadratmeter großen, vertäfelten Raum im ersten Stock des Landtages, von dem man durch eine Fensterfront auf den Rhein blickt. Je nach Größe der Delegation räumen die Protokoll-Mitarbeiter des Landtags den Raum dann leer für eine oder mehrere festliche Tafeln, an denen mit weißen Hussen überzogene Stühle stehen.
Natürlich werden bei solchen Gelegenheiten kleine und große Geschenke ausgetauscht. Zum Beispiel das gerahmte und signierte Porträt von sich selbst, das ein blaublütiger Gast einst dem Landtagspräsidenten überreichte. Es bekam kaum mehr Aufmerksamkeit als die Begleitumstände der Übergabe: Eine Dame des Hofstaates kramte das ansonsten nicht weiter verpackte Bild umständlich aus einem Jutebeutel hervor, bevor es dem Gastgeber in die Hand gedrückt wurde. Eine Jutetasche, wie man sie von Supermarkt-Einkäufen kennt. Diese, so wies die Dame das Landtagspersonal mehrfach an, sei beim Festbankett unbedingt über die Rückenlehne ihres Stuhles zu legen. Von dort sammelte sie die Tasche nach dem Mahl wieder ein und nahm sie mit nach Hause. „Hier wird heute noch gerätselt, was es mit dieser Tasche auf sich hatte“, sagt Landtgspräsident André Kuper (CDU). Geschenke wie diese finden sich in der Schatzkammer des Landtags, die während der Parlamentsnacht geöffnet wird.
In der Schatzkammer finden sich zum Beispiel vier fein gearbeitete Miniaturmasken aus Holz mit teils grimmigen und teils lachenden Gesichtern, gerahmt in einem flachen Rechteck-Format. Sie waren im Juni 2015 das Gastgeschenk des südkoreanischen Regionalparlamentspräsidenten Kong Deuk-Gu.
Einen Füllfederhalter nebst Kugelschreiber in Goldoptik brachte im April 2016 der Generalkonsul aus Marokko, Jamale Chouaibi, zu seinem Antrittsbesuch mit. Wofür auch immer dieses Präsent stehen sollte – für die marokkanische Heimat des Generalkonsuls jedenfalls nicht: „Aus Nürnberg“vermerkt der sorgfältig geführte Gastgeschenke-Katalog der Landtagsverwaltung als Ort des Erwerbs.
Der Knappenverein Sprockhövel brachte in den 1990er Jahren eine in ein Stück Kohle gearbeitete Uhr mit. Dazu eine Skulptur der Schutzheiligen der Bergleute, der Heiligen Barbara. „Ein schlichtes Geschenk, das ich gerade deshalb sehr passend zum Anlass finde“, sagt Kuper. Der Erzbischof von Jerusalem, Theodosius Atallah Hanna, brachte der damaligen Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) eine gerahmte Dornenkrone aus Holz mit, die ein Jesus-Porträt umfasst.
Die Queen verzichtete am 2. November 2004 übrigens auf jegliches Gastgeschenk. Die britische Königin hinterließ nur eine Unterschrift im Gästebuch.