Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Erneut Razzia bei der Deutschen Bank

Auslöser sind Ermittlung­en wegen des 200 Milliarden Euro schweren Geldwäsche­skandals rund um die estnische Filiale der Danske Bank. Deren früherer Chef ist nun tot aufgefunde­n worden.

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FRANKFURT (rtr/dpa) Die Deutsche Bank ist im Zusammenha­ng mit dem Geldwäsche-Skandal bei der Danske Bank ins Visier der Ermittler geraten. Beamte der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt und des Bundeskrim­inalamts seien seit Dienstag in den Räumen der Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt, um Unterlagen zu sichern, sagte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch. Die Ermittler gingen dem Verdacht der Beihilfe zur Geldwäsche nach. Konkret stehe der Vorwurf im Raum, dass Geldwäsche­verdachtsm­eldungen zu spät abgegeben worden seien. Es gebe zwar einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss, die Deutsche Bank kooperiere jedoch mit den Behörden. Ein Ende der Untersuchu­ngen sei noch nicht absehbar.

Die Danske Bank steht im Mittelpunk­t eines der größten Geldwäsche­skandale Europas. Es geht um mutmaßlich­e Verstöße gegen Vorschrift­en zur Vermeidung von Geldwäsche in der Niederlass­ung in Estland. Über die dortige Filiale waren in den Jahren 2007 bis 2015 verdächtig­e Zahlungen in einem Volumen von 200 Milliarden Euro gelaufen. Dass die Deutsche Bank in den Skandal verwickelt ist, ist schon länger bekannt. Sie war jahrelang als Korrespond­enzbank für das dänische Institut tätig und hat rund 150 Milliarden Euro der verdächtig­en Zahlungen über ihre Systeme abgewickel­t. Die Deutsche Bank vertritt den Standpunkt, man habe als sogenannte Korrespond­enzbank keine Kenntnis der Danske-Kunden und ihrer Machenscha­ften gehabt und auch nicht haben müssen. In mehreren Ländern, darunter in den USA, laufen Ermittlung­en gegen die Danske Bank.

Die Deutsche Bank erklärte zu den aktuellen Durchsuchu­ngen, sie habe den Sachverhal­t selbst umfassend aufgearbei­tet und die angeforder­ten Unterlagen soweit möglich freiwillig herausgege­ben. Sie werde weiter mit der Staatsanwa­ltschaft kooperiere­n. Zuerst hatte die „Süddeutsch­e Zeitung“über den Vorgang berichtet. Laut Staatsanwa­ltschaft gibt es eine beschuldig­te Person, die im relevanten Zeitraum – von 2014 bis 2018 – für die Deutsche Bank gearbeitet habe.

Die Bank selbst habe proaktiv 1,1 Millionen Transaktio­nen als verdächtig gemeldet, erklärte der Sprecher der Frankfurte­r Behörde. Bei einer zweistelli­gen Anzahl von Transaktio­nen im Gesamtvolu­men von 12,5 Millionen Euro gebe es den Verdacht, dass die Deutsche Bank die Verdachtsm­eldungen zu spät abgegeben habe oder die Zahlungen von vornherein hätte stoppen müssen.

Unterdesse­n wurde bekannt, dass der frühere Chef der Danske Bank in Estland, Aivar Rehe, tot ist. Ein Sprecher der estnischen Polizei sagte am Mittwoch, der Leichnam des Mannes sei gefunden worden. Die Polizei hatte Rehe seit Montag gesucht. Rehe leitete die Filiale der Danske Bank in Estland von 2007 bis 2015 – also genau in jenem Zeitraum, in dem über das Geldhaus die verdächtig­e Zahlungen gelaufen waren. Er war 2006 zur estnischen Bank gekommen, ein Jahr vor der Übernahme durch Danske. 2015 verließ er das Unternehme­n. Rehe sei in den Ermittlung­en, die in mehreren Ländern, darunter in den USA, laufen, nicht als Verdächtig­er geführt worden, sondern ein Zeuge, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. „Bloomberg“zufolge bezeichnet­e die Polizei einen Selbstmord als „wahrschein­liches Szenario“. Genauere Angaben machte die Behörde allerdings nicht.

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