Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der Moerser Trainer Dieter Eberlein betreibt in China sportliche Entwicklungshilfe und will Talente nach NRW holen.
Dieter Eberlein hat Kontakte nach Fernost geknüpft, um seine Sportart dort voranzubringen. Der Trainer und Tausendsassa im niederrheinischen Eishockey will im kommenden Sommer chinesische Talente nach NRW holen.
MOERS Dieter Eberlein hat schon so einiges erlebt, seitdem er 1966 beim Krefelder Eislauf-Verein (KEV) die ersten Schritte auf dem Eis machte. Sei es als Spieler bei Preussen Krefeld oder bis 1998 bei vielen anderen Vereinen in quasi allen deutschen Ligen. 1976 kam eine Liebe hinzu, die er bis heute pflegt: Es ist die des Eishockeytrainers. „Ich habe damals in Neuss die Schülermannschaft übernommen und ein Jahr später die Ausbildung zum Trainer erfolgreich abgeschlossen“, erinnert sich der Moerser daran, dass er bis zum Ende seiner aktiven Spieler-Karriere wechselweise auf dem Eis oder an der Bande zu finden war.
Rückblickend umfassen seine Trainerstationen am Niederrhein fast alle dort ansässigen Vereine, wobei für Eberlein die Jugendarbeit und der Schulsport immer im Vordergrund standen. Doch nicht nur hier war sein Interesse groß, auch in Sachen Eishockey-Entwicklungshilfe schaute Eberlein immer wieder über den Tellerrand, wie es in anderen Ländern aussieht. „Als ich die Neusser 1B-Mannschaft trainiert habe, sind wir mal zu Freundschaftsspielen in die Türkei geflogen und haben sogar gegen die türkische Nationalmannschaft gespielt“, erzählt er. Dabei stellte der heute 65-Jährige schnell fest, dass es dort schon gute Verbandsstrukturen gab.
Vor einem Jahr lernte Eberlein dann den in Düsseldorf ansässigen Geschäftsmann Jian Qu kennen und lud ihn im Dezember zu einem Eishockeyspiel des Neusser EV ein. Das Geschehen auf dem Eis muss einen bleibenden Eindruck auf den Gast aus Fernost hinterlassen haben, denn schnell stellte der Chinese Kontakte nach Peking, genauer gesagt nach Chengdu, her, einem Eishockeysportverein in der chinesischen Hauptstadt. Dieser beschäftigt sich am „Sichuan Sport College“mit der Ausbildung der chinesischen Frauen-Nationalmannschaft. Im Frühjahr flog Eberlein ins Reich der Mitte, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen. Und der war nicht gerade klein. „Es gibt alleine in Peking 64 Eishallen, aber kaum professionelle
„Es gibt alleine in Peking 64 Eishallen, aber kaum professionelle Eishockeyspieler“Dieter Eberlein Eishockey-Trainer
Eishockeyspieler“, stellte der gebürtige Krefelder fest.
Allerdings verdeutlichten ihm die Gastgeber schnell, dass China großes Interesse daran hat, das Eishockey nach vorne zu bringen. Die olympischen Winterspiele 2022 finden schließlich in Peking statt. Doch weil die Zeit zu kurz ist, um eine schlagkräftige Mannschaft auf das Eis zu schicken, denkt man schon weiter in die Zukunft. „Die Chinesen haben einen 15-Jahres-Plan. Zurzeit werden in Peking 200.000 Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren im Eislaufen ausgebildet. Es fehlt aber an Eishockeytrainern. Dass welche aus Kanada oder Amerika zur Ausbildung nach China kommen, halte ich für undenkbar“, sagt Eberlein, den das Thema auch nach seiner Rückkehr nicht losließ.
Dabei traf er auf Tao Li, dessen Sohn eine Privatschule in Iserlohn besucht, wie auch auf Mitarbeiter der chinesischen Botschaft in Berlin, wo die Gespräche vertieft wurden. Und diese sind laut Eberlein schon sehr weit fortgeschritten. „Wir planen, dass im Sommer 2020 rund 20 chinesische Spieler mit ihren Eltern nach Nordrhein-Westfalen kommen, um hier passende Schulen und Vereine zu finden. Die deutsche Ausbildung im Eishockey steht bei den Chinesen ganz hoch im Kurs“, sagt Eberlein.
Doch das Ganze hat noch einen kleinen Haken, denn die Verantwortlichen in China möchten nur allzu gerne mit dem Deutschen Eishockey Bund (DEB) kooperieren. Auf Anfrage teilte der DEB jedoch mit, es gebe dahingehend bisher nichts Offizielles vom chinesischen Verband. Man könne sich also zu diesem Thema nicht äußern. „Ich denke, das wird in Kürze geschehen, denn bei den Papieren und Formularen mit mir ging es ja auch ganz schnell“, ist Eberlein überzeugt.
Und wer weiß, vielleicht gibt es nach dem Deutsch-Koreaner Martin Hyun oder Sinan Akdag, der eine türkische Herkunft hat, irgendwann auch mal einen chinesischen Eishockeyspieler, der in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für Furore sorgt. Dann hätte Eberlein sein Ziel mit Sicherheit erreicht. Eins, dass er als Entwicklungshelfer in Sachen Eishockey mit angestoßen hat.