Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Freischlader: „Die Katt ist ein sehr schöner Treffpunkt.“
Henrik Freischlader ist regelmäßig in der Katt zu Gast. Im Interview spricht er über Helge Schneider und seine Vorbilder.
Herr Freischlader, Sie sind derzeit mit Helge Schneider auf Tour. Wie verwirrt sind Sie aktuell?
Henrik Freischlader Um ehrlich zu sein, fühle ich mich eher entwirrt. Helge Schneider schafft es immer wieder, der verwirrten heutigen Zeit durch seinen herrlichen Spaß und grotesken Humor eine gesunde Erdung zurück zu geben.
Wie kam der Kontakt zustande? Freischlader Er hat mich aus einer Notsituation gerettet. Kurz vor unserem Tourstart im Herbst 2017 mussten wir die Hammond Orgel abgeben. Da habe ich einen Freund von Helge gefragt, ob man es wohl wagen könnte, ihn um eine Leihgabe aus seiner Sammlung zu bitten. Das hat dann tatsächlich geklappt, und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden.
Helge Schneider ist ja begnadeter Jazzer – wieviel davon bekommt das Publikum mit?
Freischlader Ich kann mir nicht vorstellen, dass es überhaupt jemanden gibt, der das nicht mitbekommt. Es ist doch für niemanden zu überhören, dass Helge an jedem Instrument ein Könner ist. Für mich ist er ein ganz großer Clown und die Verbindung von Komik und Musik ist besonders anspruchsvoll. Alles, was er persifliert kann er im Original perfekt und schafft mit seiner Phantasie und seiner echten Freude am Witz ein regelrechtes Kunstwerk. Für mich gehört er zu den ganz großen Künstlern. Würden sie noch leben, hätten Alfredo Smaldini, Charlie Rivel und Charly Chaplin bestimmt ihre große Freude an ihm.
Macht es Sie stolz, dass er sein neues Album auf Ihrem Label veröffentlicht?
Freischlader Stolz nicht, denn es ist ja nicht mein Verdienst, aber glücklich macht es mich sehr. Ich bin schließlich seit 20 Jahren ein großer Fan von Helge, und dabei helfen zu dürfen, seine Kunst zu verbreiten, ist eine Ehre für mich. Werden Sie auch darauf zu hören sein?
Freischlader Ja, einige der Songs haben wir gemeinsam eingespielt.
Sie waren ja schon mehrfach in der Katt zu Gast. Was ist das Besondere an der Location?
Freischlader Die Katt ist ein sehr schöner Treffpunkt für Kulturbegeisterte und bietet ein ganz tolles Ambiente. Ich bin sehr gerne dort.
Was bringen Sie musikalisch nach Wermelskirchen mit? Freischlader Die Band, zwei Gitarren, zwei Realtone-Verstärker, ein Schlagzeug, ein Saxophon, eine Hammond Orgel mit Leslie, einen Bass, jede Menge Spielfreude, neue Stücke, mehrstimmige Gesangseinlagen und vieles mehr.
Haben Sie ein Vorbild an der Gitarre?
Freischlader Ja, wie wahrscheinlich schon jeder weiß, ist und bleibt mein großes musikalisches Vorbild der leider 2011 verstorbene irische Blues- und Hardrock-Gitarrist Gary Moore.
Und gibt es auch eine Lieblingsgitarre?
Freischlader Nein, so viele Gitarren habe ich nicht, und da wird eine wie die andere gehalten, und jede darf mal drankommen.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Freischlader Musiker! Da möchte ich mal unser Cable-Car-Motto zitieren: Ambition, Calling, Profession! Aus mir hätte nie etwas anderes werden können. Zwar habe ich meinen Eltern zuliebe ein paar Semester Englisch und Katholische Religion fürs Lehramt studiert, aber auch sie haben dann irgendwann eingesehen, dass es vollkommen sinnlos ist, mich in eine andere Richtung als Musik drängen zu wollen. Es hat also geklappt, eine große Zahl sehr guter und aufwendiger Alben mit handgemachter Musik verschiedenster Künstler zu veröffentlichen. Das war immer mein Ziel, und das bedeutet für mich ein gutes, erfülltes Musikerleben. Reich werden kann man damit nicht, aber das wollte ich glücklicherweise auch nie.