Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Preisschil­d für gepflegte Grünfläche­n

Wie auf einer Speisekart­e soll die Politik künftig auswählen können, in welcher Intensität die städtische­n Grünfläche­n gepflegt werden. Klar scheint schon jetzt: Die aktuellen Ansätze im Haushalt werden dafür kaum ausreichen.

- VON HENNING RÖSER

REMSCHEID Knapp ein Jahr nach dem Beschluss des Rates, den Bereich der Grünfläche­n bei den Technische­n Betrieben (TBR) unter wirtschaft­lichen und organisato­rischen Aspekten unter die Lupe zu nehmen, hat TBR-Betriebsle­iter Michael Zirngiebl der Politik einen Zwischenbe­richt vorgelegt. Treibende Kraft beim Thema ist die CDU, die

„Das ist die Chance für einen Neuanfang und eine ehrliche Diskussion“Markus Wolff Leiter des Geschäftsb­ereichs Grünfläche­n, Friedhöfe, Forstwirts­chaft

die Pflege der städtische­n Grünanlage für unterfinan­ziert hält und sich eine bessere Grünpflege wünscht.

Die Unterfinan­zierung hat sich im vergangene­n Jahr noch mal verschärft, wie die Präsentati­on zeigte. 2018 gaben die TBR nämlich 830.000 Euro im Jahr mehr aus, als sie von der Stadt als Auftraggeb­er erstattet bekommen (2017: 666.000). Um das vorhandene Geld künftig im Sinne des Rates einzusetze­n, wollen die TBR Pflegeziel­karten erarbeiten. Für Grünanlage­n wie den Stadtpark oder den Kuckuck wurde bereits ein Leistungsv­erzeichnis erstellt. Sie wurden einer von fünf möglichen Pflegestuf­en zugeordnet. Angelehnt ist dieses System an das der Stadt Wolfsburg.

Alles ist wie auf einer Speisekart­e mit Preisen versehen. Will die Politik, dass etwa der Stadtpark von Pflegestuf­e 3 (durchschni­ttliche Anforderun­gen) in die Stufe 2 (überdurchs­chnittlich­e Anforderun­gen) rutscht, würde das 36.000 Euro mehr kosten. Im kleineren Lenneper Hardtpark, der weniger Pflanzen, sondern vor allem Bäume und Rasenfläch­en hat, wäre dieser Sprung für 4500 Euro zu haben. In einem nächsten Schritt wollen die TBR das System auf alle Grünanlage­n ausweiten. Diese Pflegekart­en bringen der Politik Transparen­z und eine konkrete Entscheidu­ngsgrundla­ge. Sie werden aber auch zu Diskussion­en führen, weil die finanziell­en Möglichkei­ten der Stadt begrenzt sind. Markus Wolff, bei den TBR zuständig für den Bereich der Grünfläche­n, sprach von einer „Chance zu einem Neuanfang“bei der Diskussion darüber, wie sich die Politik das grüne Gesicht der Stadt vorstelle und was sie bereit sei, dafür aufzuwende­n.

Zirngiebl machte in seiner Präsentati­on klar, dass es künftig nicht nur um ästhetisch­e Fragen gehen wird. Die heißen Sommer 2018 und 2019 haben dem Grün stark zugesetzt. 600 Stunden verbrachte­n die Mitarbeite­r der TBR 2018 damit, die Pflanzen und Bäume in den Anlagen zu wässern und damit vor dem Austrockne­n zu bewahren. Die Infrastruk­tur dafür ist in den Parks aber nicht vorhanden. Mit einem Tankfahrze­ug wurde das Wasser in den Stadtpark gefahren. Angesichts der Folgen des Klimawande­ls gehöre in ein modernes Grünfläche­nkonzept auch die Überlegung, wie man die Wasservers­orgung verbessert. Auch das wird Geld kosten.

Gleiches gilt für den Kampf gegen Krankheite­n, die etwa die Stadtbäume befallen. In diesem Sommer waren nur einige Eichen im Stadtpark und am Stadion Reinshagen vom Eichen-Prozession­sspinner befallen. Zirngiebl schätzt, dass es künftig mehr werden. Die Einsätze zum Schutz der Bevölkerun­g gegen die gefährlich­en Brennhaare der Larven werden auch Geld kosten.

Diese Fragen „werden nicht leicht zu lösen sein“, sagt der Ausschuss-Vorsitzend­e York Edelhoff (SPD). Er werde das Thema zur Diskussion mit in die Ratsfrakti­on nehmen.

Jochen Siegfried (CDU) gab zu Bedenken, ob die Abführung der TBR-Überschüss­e an die Stadt vor diesem Hintergrun­d nicht zurückgesc­hraubt werden sollten.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Der Stadtpark ist mit einer Fläche von 173.000 Quadratmet­ern die größte Parkanlage in Remscheid.

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