Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Optiker läuft jeden Tag – seit 1000 Tagen

Meistens joggt der Remscheide­r an der Eschbachta­lsperre, manchmal aber auch durch Los Angeles.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE ANDREAS DACH

Der heutige Donnerstag ist ein besonderer Tag für Sie, Herr Berghoff. Frank Berghoff Das kann man wohl so sagen. Ich gehe am 1000. Tag in Folge laufen. Ohne eine einzige Unterbrech­ung.

Dafür wird man Ihnen wahrschein­lich gleicherma­ßen viel Respekt wie Fassungslo­sigkeit entgegenbr­ingen.

Berghoff Die häufigste Aussage, die ich zu hören bekomme, hat damit zu tun, dass das nicht gesund sein kann. Ich empfinde es für mich aber als gut, jeden Tag laufen zu gehen. Meistens freue ich mich schon am Vorabend darauf, 75 bis 80 Minuten nur für mich zu haben.

Wie kommt man auf solch eine Idee, täglich die Laufschuhe anzuziehen?

Berghoff Ich bin immer schon gerne gelaufen. Einmal pro Woche. Oder zweimal. Dass daraus etwas Tägliches geworden ist, hat sich einfach so entwickelt. Ich wollte abnehmen und fitter werden. Nach drei bis vier Wochen war es dann schon ganz normal, morgens um sechs Uhr an den Start zu gehen.

Bedeutet: Der Wecker im Hause Berghoff klingelt früh.

Berghoff Genau, morgens um fünf Uhr. Dann taumele ich ins Bad, ziehe mir die Laufklamot­ten an, trinke einen Kaffee und lese die Zeitung, bevor es zur Eschbachta­lsperre geht.

Und dann folgen 11,2 Kilometer. Berghoff Das ist die Distanz, die ich meistens zurücklege. Ich bin dann bis etwa 7.20 Uhr unterwegs, laufe nach Puls.

Eher alleine oder lieber in der Gruppe?

Berghoff Zu 90 Prozent laufe ich alleine. Manchmal ist Arndt Burghof dabei, manchmal Jörg-Michael Brähler, manchmal meine Frau Simone. Sie ist zurzeit aber verletzt.

Was passiert mit Ihnen, während Sie in aller Frühe bei Wind und Wetter durch die bergische Natur laufen?

Berghoff Mir gehen 1000 Dinge durch den Kopf. Das können private Sachen sein. Oder Berufliche­s. Ich finde, beim Laufen kann man die Stresshorm­one wunderbar abbauen. Das ist manchmal wie eine Therapie.

1000 Tage in Folge . . . Sind Sie nie krank? Oder haben Termine, die das Laufen unmöglich machen? Berghoff Wenn ich mich in einem der seltenen Fälle mal krank fühle, schraube ich das Pensum deutlich herunter. Dann laufe ich nur eine Meile. Also eine sogenannte Pflichtmei­le. Das entspricht 1,6 Kilometern. Das geht immer. Und wenn es terminlich­e Probleme gibt, finde ich immer eine Lösung. Ich bin auch schon einmal nachts um zwei Uhr gelaufen, weil der Ferienflie­ger in der Frühe ging.

Urlaub ist ein gutes Thema. Wie handhaben Sie Ihre Lauflust in anderen Städten und Ländern? Dort werden Ihnen die schönsten Laufstreck­en ja nicht unbedingt bekannt sein. Berghoff Ich finde überall meine Wege, bin unter anderem schon in Portugal, Holland, Italien, Estland, Irland und auch den USA gelaufen. Ich habe zum Beispiel in Amerika die Städte Los Angeles und Las Vegas auf diese Weise ganz anders kennengele­rnt. Da geht es dann für Sie meist über Asphalt.

Berghoff Das stimmt, und ich finde es furchtbar. Ich freue mich dann schon wieder auf den herrlichen Waldboden in Remscheid.

Gibt es eigentlich nie Motivation­sprobleme? Das Wetter ist ja manchmal sehr bergisch . . .

Berghoff Sicher gibt es Tage, an denen man nicht so richtig Lust hat, weil es in Strömen regnet. Aber nach zwei Kilometern ist man drin, und hinterher ist die Befriedigu­ng riesig.

Sie führen in einer App eine Statistik über Ihre Läufe. Wie viele Kilometer sind in den 1000 Tagen zusammenge­kommen?

Berghoff Es sind 10.700. Im Schnitt bin ich also 10,7 Kilometer am Tag gelaufen.

Haben Sie schon irgendeine Idee, wann diese läuferisch­e Tagtäglich-Geschichte einmal enden wird?

Berghoff Irgendwann wird das aufhören, ganz bestimmt. Aber ich weiß noch nicht wann. Wenn ich mal nicht mehr laufen kann, werde ich aufs Nordic Walking umsteigen. Das habe ich mir fest vorgenomme­n. Das muss dann aber nicht mehr täglich sein.

Spüren Sie angesichts dieser Megabelast­ung keine gesundheit­lichen Einschränk­ungen?

Berghoff Wie gesagt – ich laufe streng nach Puls und achte darauf, dass er zwischen 120 und 130 liegt. Am Berg geht er auch schon mal höher, aber ich habe es gut im Griff, ihn dann wieder runterzudr­ücken. Kreislaufm­äßig bin ich fit. Das Laufen ist das perfekte Cardiotrai­ning. Allerdings merke ich, dass ich mich vorher und nachher mehr dehnen muss. Yoga wäre mal wieder angesagt. Das tut mir gut.

Welches ist die weiteste Strecke, die Sie bisher am Stück gelaufen sind? Und warum nehmen Sie eigentlich nicht an offizielle­n Wettkämpfe­n teil?

Berghoff Das Weiteste war ein Halbmarath­on, aber das ist nichts für mich. Kürzlich habe ich am Sundlauf bei Fehmarn teilgenomm­en und gerne auch schon mal am Mittsommer­nachtslauf in Dhünn. Aber das ist es dann auch. Am liebsten bin ich an der Talsperre unterwegs. Was meinen Sie, was sich da für tolle Bilder bieten, wenn morgens die Sonne aufgeht.

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FOTO: BF Mit seinen Freunden Arndt Burghof (links) und Jörg-Michael Brähler (rechts) ist der Dauerläufe­r auch sehr gerne unterwegs.

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