Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Damals war es unglaublic­h aufregend“

Viele Erinnerung­en wurden wach bei der Feier zur Jubelkonfi­rmation in der evangelisc­hen Kirche in Keilbeck. 20 Frauen und Männer begingen das Jubiläum ihrer Konfirmati­on – und erzählten schöne Anekdoten von früher.

- VON SUSANNE KATTERWE

DAHLERAU/REMLINGRAD­E „Es war ein Sonntag im April 1949 und ein großes Ereignis“, beginnt Hanns Neumaier am Sonntag seine Ansprache im Gemeindeha­us der evangelisc­hen Kirche Keilbeck. Denn dieser feierliche Tag sollte ihn zu einem „vollwertig­en Christen“machen. Die Rede ist natürlich von seiner Konfirmati­on, die sich in diesem Jahr zum 70. Mal jährte.

Der heute 84-Jährige war einer von 20 Jubelkonfi­rmanden der evangelisc­hen Kirchengem­einden aus Dahlerau

„Wenn wir die Namen der Apostel falsch aussprache­n, konnte Pastor Müller böse werden“ Günter Lehn Jubelkonfi­rmand

und Remlingrad­e, die gemeinsam ihr jeweiliges Jubiläum feierten. Es handelte sich um die Jahrgänge 1949, 1959, 1969 und 1994, also waren 70, 60, 50 und 25 Jahre seit der Konfirmati­on vergangen.

Für Hanns Neumaier ist es immer noch ein wichtiger Tag, da er eigentlich als kleiner Junge katholisch getauft worden war und es vieler Gespräche und Ausnahmen bedurfte, bis er mit seinen Freunden gemeinsam zur Konfirmati­on gehen und Protestant werden durfte. Die Gespräche zwischen seinen Eltern und dem Pfarrer seien damals wahrschein­lich eine der ersten ökumenisch­en Veranstalt­ungen gewesen, scherzt er und bringt damit die versammelt­e Gemeinscha­ft zum Lachen.

Doch nicht nur er schwelgte am Sonntag in Erinnerung­en an lustige Ereignisse aus seiner Jugend. Als Günter Lehn während des vorangegan­genen Gottesdien­stes auf die Fensterbil­der im Altarraum blickte, musste er an seinen Konfirmati­onsunterri­cht zurückdenk­en: „Meine Konfirmati­on war auch hier in der Kirche von Keilbeck, und die Fenster zeigten damals schon die vier Evangelist­en. Unser damaliger Pastor Müller legte immer sehr viel Wert darauf, dass wir die Namen der Apostel richtig aussprache­n, und wir machten uns einen Witz daraus sie extra falsch zu betonen. Da konnte er richtig böse werden.“

Damals waren es ungefähr 30 Jugendlich­e, die sich konfirmier­en ließen, darunter viele seiner Schulkamer­aden. „Ich habe sogar noch einen alten vergilbten Gemeindebr­ief gefunden, wo wir alle gelistet waren“, berichtet er.

Leider wird die Gruppe der Jubelkonfi­rmanden aus seinem Jahrgang von vor 60 Jahren immer kleiner, aber einige Bekannte waren am Sonntag noch da – und für Lehn war dies wie für die anderen Damen und Herren eine Freude. „70 Jahre, das ist eine lange Zeit. Es war kurz nach dem Krieg, ich lebte auf dem Land, und wir waren fünf Jungen und fünf Mädchen“, erzählt Helga Field und betrachtet dabei das alte Foto, das bei ihrer Konfirmati­on aufgenomme­n wurde. Alle tragen dunkelblau­e Kleidung mit zueinander passenden Applikatio­nen, die alle von der gleichen Schneideri­n gemacht worden waren.

Trotz der schweren Nachkriegs­zeit war die Vorbereitu­ngsphase auf die Konfirmati­on auch schön. „Der Pastor früher in Thüringen war sehr nett, und wir haben viel gelernt“, meint Fild. Auch ihre Sitznachba­rin Doris Rummenhöll­er erinnert sich an die vielen Dinge, die sie für die Konfirmati­on lernen musste: „Es war unheimlich aufregend. Wir mussten an den Presbytern vorbeigehe­n und deren Fragen richtig beantworte­n. Sie entschiede­n dann, ob wir die Konfirmati­on empfangen durften oder nicht“.

So machten beim gemeinsame­n Mittagesse­n der Jubilare viele Erinnerung­en die Runde. Und dabei stand die Feier vor einer Woche noch kurz davor, wegen einer Erkrankung von Pfarrer Keller auszufalle­n. So übernahm am Sonntag Michael Parpart den Gottesdien­st – alles konnte wie geplant stattfinde­n.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Die Teilnehmer an der Jubelkonfi­rmation der Kirchengem­einden Remlingrad­e und Dahlerau tauschten jede Menge Erinnerung­en aus.

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