Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wer klaut schon DDR-Orden?
Im Stasi-Museum wurden ausgerechnet Abzeichen von Marx und Lenin gestohlen.
Üblicherweise sind November und Dezember die Monate, in denen vor allem in private Eigenheime eingebrochen wird. In diesem Jahr sind auch Museen dran. Nach dem spektakulären Raub im Grünen Gewölbe in Dresden hat es nun in Berlin das Stasi-Museum im Osten der Stadt getroffen.
Es ist selbstverständlich Zufall, dass die Karl-Marx- und Lenin-Orden ausgerechnet zu einem Zeitpunkt abhanden gekommen sind, als just auch die Nachricht bekannt wurde, dass die SPD künftig von einem Duo geführt wird, das für einen Linksschwenk der Partei steht. Im Willy-Brandt-Haus wird auch künftig die überlebensgroße Skulptur des früheren Kanzlers und langjährigen SPD-Chefs stehen. Die Frage ist nur, ob sie möglicherweise dann und wann ihr Haupt aus Bronze schütteln muss angesichts der Vorgänge in ihrer Partei.
Die Skulptur ist mit ihren 500 Kilo zum Glück kaum zu stehlen. Das heißt: Auch wenn der SPD die Identifikation abhanden kommen sollte, ihre 3,40 Meter große Identifikationsfigur wird bleiben. Es ist kurios: Die Sehnsucht in der Hauptstadt nach dunkelroter Politik ist trotz der rotrot-grünen Landesregierung überraschend groß. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass das DDR-Museum einer Art polit-nostalgischem Raub zum
Opfer gefallen ist. Nach Auskunft der Polizei haben die Täter mehrere Orden und Gold mitgehen lassen. Es ist unklar, ob es sich um DDR-Nostalgiker, Kunstsammler oder gewöhnliche Diebe handelt. Die Beute ist nicht schlecht: Jedenfalls lassen sich für die höchsten Orden der DDR bei Auktionen heute mehrere Tausend Euro erzielen. Als der Nachlass von DDR-Devisenhändler Alexander Schalck-Golodkowski 2017 in Hamburg versteigert wurde, lag das Höchstgebot für dessen Karl-Marx-Orden bei 8000 Euro.
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