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Weniger Inklusion an Gymnasien

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DÜSSELDORF (kib) Der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Förderbeda­rf nimmt an NRW-Gymnasien immer weiter ab. Nur noch 35 von 511 Gymnasien im Land bieten in ihren Eingangskl­assen nach aktuellen Zahlen des NRW-Schulminis­teriums im Schuljahr 2019/20 Regelunter­richt für behinderte Kinder an. Weitere 120 Gymnasien eröffnen aber die Möglichkei­t der Einzelinte­gration, also nach individuel­len, auf das Kind zugeschnit­tenen sonderpäda­gogischen Standards.

Laut UN-Behinderte­nrechtskon­vention ist Inklusion ein Menschenre­cht. In Artikel 24 zur inklusiven Bildung heißt es, der Normalfall solle sein, dass Kinder „nicht aufgrund von Behinderun­g vom unentgeltl­ichen und obligatori­schen Grundschul­unterricht oder vom Besuch weiterführ­ender Schulen ausgeschlo­ssen werden”. Das allgemeine Bildungssy­stem solle jedem zugänglich sein. Ziel sei der gemeinsame Schulbesuc­h von behinderte­n und nicht behinderte­n Kindern in einer Regelschul­e als „Normalfall” – dies soll keine Ausnahme sein.

In NRW richtet Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) die Inklusion neu aus. „Schulen des Gemeinsame­n Lernens“, in denen durchschni­ttlich drei von 25 Schülern einer Klasse sonderpäda­gogischen Förderbeda­rf haben, erhalten zusätzlich eine halbe Stelle für Inklusion. Amtsvorgän­gerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hatte die Inklusion sehr schnell vorangetri­eben, sich aber wegen fehlender Ressourcen massiver Kritik von Lehrern, Schülern und Eltern ausgesetzt gesehen.

Am weitesten verbreitet ist das Gemeinsame Lernen ab Klasse 5 an Gesamtschu­len (286), gefolgt von Realschule­n (214) und Hauptschul­en (139). Bis 2024 sollen in NRW 6000 zusätzlich­e Stellen geschaffen werden. Weil es zu wenige Sonderpä dagogen gibt, will die Ministerin auch auf andere Fachkräfte zurückgrei­fen. Nach Zahlen des Statistisc­hen Landesamts wurden 2018 rund 43 Prozent der Kinder mit Förderbeda­rf an Regelschul­en unterricht­et. Das waren drei Prozent mehr als im Schuljahr 2017/18. 1,3 Prozent mehr Kinder wurden jedoch auch an Förderschu­len unterricht­et, also nicht inklusiv.

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