Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Aktionskünstler errichten Mahnmal für NS-Opfer
BERLIN (dpa/epd) Zwischen Bundestag und Reichstag hat das für seine umstrittenen Aktionen bekannte Künstlerkollektiv Zentrum für politische Schönheit (ZPS) eine sogenannte Gedenkstätte errichtet. Sie steht seit Montagmorgen auf dem Gelände der ehemaligen Krolloper, in der die Reichstagsabgeordneten im März 1933 für das Ermächtigungsgesetz stimmten, eine wichtige Grundlage für die Diktatur der Nationalsozialisten. „Es geht um die letzte deutsche Diktatur und darum, ob sie uns wieder droht“, sagte der Aktionskünstler und ZPS-Gründer Philipp Ruch. Teil der Aktion ist eine Stahlsäule, die nach Angaben der Gruppe Asche von Opfern der Massenmorde der Nazis enthält.
Die vier Tonnen schwere „Widerstandssäule“solle daran erinnern, dass an diesem Ort „der deutsche Konservatismus die Demokratie in die Hände von Hitler und seinen Nazischergen“legte, erklärte das ZPS. Mit der Aktion unter dem Titel „Suchet nach uns!“will die Gruppe vor einer Zusammenarbeit der Union mit der AfD warnen. Das ZPS hat nach eigenen Angaben für alle Bundestagsabgeordneten der CDU/ CSU-Fraktion Besuchstermine am Mahnmal „festgelegt“.
Laut ZPS haben Aktivisten in den vergangenen zwei Jahren über 200 Bodenproben an 23 Orten in Deutschland, Polen und der Ukraine, an denen die Nazis Massenmorde begingen, zusammengetragen und ins Berliner Regierungsviertel überführt. Laboruntersuchungen hätten in über 70 Prozent Hinweise auf menschliche Überreste gegeben: „Wir fanden Knochenkohle, sedimentierte Asche und menschliche Fragmente in den Flussläufen der Weichsel, Zähne auf Feldern, Knochenreste in allen erdenklichen Körnungsgrößen. Es gibt dort kein Grab, keine letzte Ruhestätte.“
Nach Angaben der Polizei ist die Veranstaltung bis zum 7. Dezember angemeldet. Das Künstlerkollektiv hat allerdings angekündigt, Spenden sammeln zu wollen, um am kommenden Samstag ein Betonfundament für die Säule zu gießen, wenn genügend Geld dafür zusammenkommt.