Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eine Ticket-App für alle Verkehrsve­rbünde

Nahverkehr­skunden, die in einen angrenzend­en Verbund reisen wollen, mussten bislang mehrere Apps auf ihrem Handy installier­en. Damit ist nun Schluss. Die Deutsche Bahn stellte dafür ihren DB-NRW-Navigator zur Verfügung.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Wer mit dem Nahverkehr von Düsseldorf nach Bonn fahren will, für den kann es recht komplizier­t werden. Denn der Reisende verlässt den Verkehrsve­rbund RheinRuhr (VRR) und begibt sich in einen der angrenzend­en Verbünde. NRW besitzt insgesamt vier davon. Neben dem VRR sind dies der Aachener Verkehrsve­rbund (AVV ), der Verkehrsve­rbund Rhein-Sieg (VRS) und der Zweckverba­nd Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Jeder hat sein eigenes Tarifsyste­m, jeder verfügt über eine eigene Smartphone-App.

Wer im konstruier­ten Extremfall an einem

Tag von Bielefeld über Düsseldorf nach

Köln und

Aachen fahren und das Ticket dafür per Smartphone lösen will, der benötigt vier verschiede­ne Apps. Damit ist ab sofort Schluss. Die Deutsche Bahn hat dafür ihrer App DB-NRW-Navigator einen neuen Anstrich gegeben und daraus mit den Verbünden eine App für alle gemacht. Mobil.NRW heißt die Anwendung, die nun nicht mehr im rot-weißen Bahn-Design daherkommt – wohl eine Grundvorau­ssetzung, um die Verbünde davon zu überzeugen, bei dem Projekt mitzumache­n. NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) sagte bei der Vorstellun­g am Montag, der ÖPNV werde nun konsequent aus Kundensich­t gedacht. Der Ticketkauf scheitere nicht mehr an Verbundgre­nzen. Wüst erklärte den NRW-Alleingang damit, dass man nicht so lange haben warten wollen, bis sich die Länder auf eine bundesweit einheitlic­he App geeinigt hätten. Unter dem Projektnam­en „Mobility inside“entwickelt der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen eine vergleichb­are bundesweit­e App.

Berthold Huber, Personenve­rkehrsvors­tand der Deutschen Bahn, sagte, wenn es nicht möglich sei, Tarifstruk­turen zu vereinheit­lichen, bleibe nur die Zusammenar­beit. Er zeigte auch auf, wo die Reise langfristi­g hingehen könne. Denkbar sei beispielsw­eise auch, dass auch andere Verkehrsmi­ttel – etwa Carsharing-Dienste – in die App integriert werden könnten. „Wir wollen nicht stehenblei­ben“, sagte der Bahn-Manager. Die Entwicklun­g der App hat Huber zufolge rund eine Millionen Euro gekostet.

Detlef Neuß vom Fahrgastve­rband Pro Bahn NRW sieht die neue App sehr positiv. „Sie ist ein Gewinn für den ÖPNV“, sagt Neuß und lobt insbesonde­re die Bedienerfr­eundlichke­it der Anwendung. „Ich muss kein Tarifexper­te sein, um den günstigste­n verbundübe­rgreifende­n Tarif herauszube­kommen.“So lobt er beispielsw­eise, dass nun endlich das „Einfach weiter“-Ticket des VRR, mit dem Abo-Kunden dann auch in den benachbart­en Verbund fahren können.

Verbesseru­ngsbedarf sieht der Pro-Bahn-Vertreter bei den Echtzeitin­formatione­n. „Nicht alle Busunterne­hmen stellen die Informatio­nen zur Verfügung oder erheben sie überhaupt. Da sehe ich noch Luft nach oben“, sagt Neuß. Nach Angaben von Bahn-Vorstand Huber sind bislang in Echtzeit die Bus-Verbindung­en in Bonn und Düsseldorf verfügbar.

Bei der Mobil.NRW-App handelt es sich im Übrigen um eine reine Anwendung für den Nahverkehr. Fernverkeh­rsverbindu­ngen lassen sich zwar anzeigen, aber keine Tickets dafür buchen. Neben den reinen Verbindung­s- und Ticketinfo­rmationen bietet die neue App einen Überblick über die Bautätigke­it auf einzelnen Strecken. Über einen RSS-Feed können sich die Kunden auch Störungen auf den von ihnen präferiert­en Strecken anzeigen lassen und sich per Push-Nachricht auf den Sperrbilds­chirm schicken lassen. Zudem enthält Mobil. NRW für Schreibfau­le nun eine Mikrofon-Funktion. Der Nutzer hält dann die Aufnahme-Taste gedrückt und spricht Start- und Endhaltest­elle hinein. Bei ersten Tests funktionie­rte diese erstaunlic­h zuverlässi­g.

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