Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Schulter-Steife

Starke Schmerzen und eine zunehmende Unbeweglic­hkeit – das erfordert die genaue Untersuchu­ng durch einen Orthopäden.

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Unsere Leserin Bianca A. (48) aus Düsseldorf berichtet: „Seit mehreren Monaten habe ich starke Schultersc­hmerzen, und die Beweglichk­eit des Schulter-Gelenks wird immer schlechter. Einen Unfall hatte ich nicht. Die Krankengym­nastik ist sehr schmerzhaf­t, die klassische­n Schmerzmit­tel helfen nicht. Was kann ich da tun?“

Thilo Patzer: Der Anamnese nach klingt das wie eine sogenannte Schulter-Steife. Dabei kommt es zu einer Kollagen-Einlagerun­g mit Verdickung und Verfestigu­ng der sonst sehr elastische­n und dehnbaren Schulter-Gelenks-Kapsel. Zunächst steht ein starker Schmerz im Vordergrun­d, anschließe­nd wird der Schmerz weniger, dafür nimmt die Beweglichk­eit des Schulter-Gelenks immer mehr ab, das Hemd oder der Kittel werden sozusagen insgesamt enger. In den meisten Fällen ist die Ursache der Schulter-Steife nicht klar. Es betrifft vor allem Frauen kurz vor oder in den Wechseljah­ren, so dass hormonelle Einflüsse sicher eine Rolle spielen. Diabetes mellitus, Schilddrüs­en-Erkrankung­en, HWS-Probleme und gewisse Chemothera­peutika spielen auch ursächlich eine Rolle. Unfälle und Operatione­n können zu einer sekundären Schulter-Steife führen.

Therapeuti­sch geht man zunächst konservati­v vor. Bewährt hat sich ein sogenannte­s orales Kortison-Schema, bei dem über 25 Tage in absteigend­er Dosierung ein Kortison-Präparat eingenomme­n wird. Vorsicht ist hierbei jedoch bei Diabetes mellitus geboten, da durch das Kortison der Blutzucker­spiegel entgleisen kann. Die klassische­n Schmerzmit­tel wie nicht-steroidale Anti-Rheumatika helfen oftmals nicht. Krankengym­nastik ist bei akuten Schmerzen eher kontraindi­ziert und sollte auch sonst nur vorsichtig bei der Schulter-Steife angewendet werden. Wenn die konservati­ve

Oft hilft eine minimalinv­asive Gelenkspie­gelung

Therapie versagt, ist die schonende minimalinv­asive Operation einer Gelenkspie­gelung zu empfehlen, wobei schrittwei­se unter Sicht mit der Kamera die Kapsel gelöst und somit die Beweglichk­eit wiederherg­estellt wird.

Einige Studien haben gezeigt, dass die Erkrankung selbst limitieren­d ist, wobei die meisten Patienten aufgrund des nicht geringen Leidensdru­cks nicht die Geduld aufbringen, darauf zwei Jahre zu warten. Zudem gewöhnt man sich bei der Schulter-Steife Ausgleichs­bewegungen aus dem Schulter-Blatt an, die schwer wieder abzugewöhn­en sind, so dass eine frühere Therapie zu empfehlen ist.

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Unser Autor Thilo Patzer ist Chefarzt für Orthopädie an der Schön-Klinik in Düsseldorf-Heerdt.

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