Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die gar nicht so ungewöhnliche Tabelle
Die Bayern straucheln, ein Außenseiter liegt an der Tabellenspitze. Ein Novum ist die Lage nicht.
DÜSSELDORF Endlich ist die Bundesliga mal wieder spannend. So lautet das Urteil vieler Fans und Experten zur laufenden Saison. Den Umstand verdankt die Liga einer starken Borussia aus Gladbach, die jedes Wochenende aufmüpfig die Tabellenführung verteidigt, und einem strauchelnden FC Bayern.
Der Rekordmeister, bei dem Trainer Niko Kovac bereits aus seinem Amt enthoben worden ist, liegt nach 13 Spieltagen nur auf Platz vier, hat vier Punkte Rückstand auf die Spitze. Außenseiter wie Gladbach, Schalke oder Leipzig wittern ihre Chance auf den Meistertitel. Gleich neun Teams streiten um die vorderen Plätze: Zwischen dem Ersten Gladbach und dem neunten Wolfsburg liegen nur acht Punkte. Aber ist diese Saison wirklich so ungewöhnlich, wie viele sie empfinden?
Schon in der Saison 2018/19 kam der FC Bayern auf dem Weg zur nächsten Meisterschaft zu Beginn ins Wanken. Am 13. Spieltag lag der Rekordmeister ebenfalls nur auf dem vierten Tabellenplatz hinter Dortmund, Gladbach und
Leipzig, erholte sich gerade durch ein 2:1-Sieg in Bremen von einer Herbst-Krise, die zuvor im 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf gipfelte. Kovac stand schon damals angesichts von neun Punkten Rückstand auf den BVB auf Platz eins kurz vor dem Rauswurf, schaffte aber die Wende und holte am Saisonende das Double aus Meisterschaft und Pokal.
Die Borussia aus Möchengladbach lag nach 13 Spieltagen zwar besser in der Tabelle als die Bayern. Eine echte Chance auf die Meisterschaft wurde der Fohlenelf 2018/19 aber zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zugetraut – angesichts der da schon sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund,
In der Saison 2016/17 stand der FC Bayern – noch vom Italiener Carlo Ancelotti betreut – nach 13 gespielten Runden ebenfalls nicht auf Platz eins und hatte drei Punkte Rückstand auf RB Leipzig. In der Spitzengruppe damals mit dabei: Hertha BSC (3. Platz, sechs Punkte Rückstand) und die TSG Hoffenheim (4. Platz, acht Punkte Rückstand). Auch damals war die obere Tabellenhälfte also ordentlich durchgemischt.
Vor gut zehn Jahren war von einer Dominanz der Bayern indes am 13. Spieltag noch überhaupt nichts zu sehen. Unter dem damaligen Trainer Louis van Gaal stand der FCB zu diesem Zeitpunkt in der Saison 2009/10 nur auf Rang sieben. Eine Saison später lief es zu Beginn sogar noch etwas schlechter, der Rekordmeister war zum gleichen Zeitpunkt Achter. Dafür trohnten Bayer Leverkusen oder der BVB ganz oben.
Doch diese Jahre blieben nur Ausreißer. 2013 unter Trainer Jupp Heynckes, als der FC Bayern auch die Champions League gewann, enteilte der Branchenprimus schon früh der Konkurrenz. Gleiches schaffte die Mannschaft in allen drei Saisons unter Startrainer Pep Guardiola, der von 2013 bis 2016 sein Zepter in München schwenkte. 2013/14 hatte der FCB nach 13. Spieltagen vier Zähler Vorsprung vor Bayer Leverkusen. Ein Jahr später waren es sogar sieben Punkte vor dem VfL Wolfburg, der zu diesem Zeitpunkt überraschend auf Platz zwei stand. In der letzten Saison unter dem spanischen Trainer betrug der Abstand zu Platz zwei nach 13 Partien nochmal einen Punkt mehr. Der BVB lag acht Zähler hinter dem Rivalen.
Auch in den Saisons 2011/12 sowie 2017/18 stand der FCB am 13. Spieltag an der Tabellenspitze. Die Konkurrenz brauchte aber noch keine Ferngläser. 2011 hatten der BVB und Gladbach nur zwei Zähler Rückstand. Und 2017 lag RB Leipzig mit drei Punkten zurück, also noch in Schlagdistanz. Am Ende der Saison setzten sich die Bayern aber deutlich ab und holten mit 21 Punkten Vorsprung vor Schalke 04 ihren sechsten Meistertitel in Folge. Da half auch der 2:1-Sieg von Gladbach gegen den FCB am 13. Spieltag nicht.