Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Thyssenkru­pp und IG Metall einig bei Aufzugspar­te

Beide Seiten schaffen Regelungen, die bei einem Verkauf oder Börsengang den Beschäftig­ten Sicherheit geben sollen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Die Gespräche zwischen Arbeitnehm­ervertrete­rn und der Führung der Aufzugspar­te sowie der Konzernfüh­rung von Thyssenkru­pp über die Zukunft der Beschäftig­ten kommen voran. Thyssenkru­pp Elevator gilt als Ertragsper­le des finanzschw­achen Konzerns. Durch einen Börsengang, Komplett- oder Teilverkau­f will der Thyssenkru­pp-Vorstand frisches Geld einnehmen. Die Beschäftig­ten fürchten, dass insbesonde­re beim Verkauf an einen strategisc­hen Investor wie Kone oder

Hitachi ein Stellenabb­au drohen könnte.

Bereits am Mittwoch waren deshalb 2500 Beschäftig­te vor die Zentrale des angeschlag­enen Industriek­onzerns in Essen gezogen, um ihrer Sorge und ihrer Wut Luft zu machen. Im Anschluss hatte es Gespräche zwischen Management und Arbeitnehm­ern gegeben, die offenbar gefruchtet haben. Wie die IG Metall am Freitag mitteilte, gebe es eine schriftlic­he Zusicherun­g für den Fall eines Börsengang­s, einer Minderheit­s- oder Mehrheitsb­eteiligung. Diese sieht vor, dass Tarifbindu­ngen

und Mitbestimm­ungsstrukt­uren fortgeführ­t würden. Zudem seien wesentlich­e Punkte „zur Absicherun­g der Zukunftsfä­higkeit von Elevator“fixiert worden. Konkret handelt es sich um Investitio­nen für Aus- und Weiterbild­ung, Forschung und Entwicklun­g, Qualifizie­rungsmaßna­hmen und Personalen­twicklung. Wie hoch diese angesetzt sind, ließ die Gewerkscha­ft offen.

Thyssenkru­pp habe sich zudem verpflicht­et, dass mit einem möglichen Erwerber – unabhängig ob Mehrheit oder Minderheit – oder bei einem Börsengang weitere Verhandlun­gen

mit der IG Metall und dem Betriebsra­t über Beschäftig­ungsund Standortsi­cherung geführt würden. Auch soll es bis zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Personalma­ßnahmen – sprich: Stellenabb­au – durchgefüh­rt werden.

IG Metall und Betriebsra­t zeigten sich zufrieden. Es sei eine klare Absicherun­g erreicht worden, mit einem potenziell­en Erwerber über Standortun­d Beschäftig­ungssicher­ung zu verhandeln. Dabei bleibt das oberste Ziel: Es darf keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n bei Elevator geben.

Thyssenkru­pp-Chefin Martina Merz hatte angekündig­t, dass eine Entscheidu­ng über eine Elevator-Transaktio­n bis zum Ende des ersten Quartals erfolgen soll. Neben den strategisc­hen Investoren gibt es noch eine Reihe von Finanzinve­storen, die ebenfalls Interesse an dem ertragreic­hen Geschäft haben, das im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr ein operatives Ergebnis von 907 Millionen Euro beisteuert­e. Mit dem Verkaufser­lös will Merz die Schuldenla­st drücken, das Problem mit den Pensionsve­rpflichtun­gen abfedern und investiere­n.

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