Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rettet den Buchhandel!

Wer den Buchladen um die Ecke erhalten will, sollte dort seinen Weihnachts­einkauf machen.

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Der Andrang zur Weihnachts­zeit täuscht darüber hinweg, wie schlecht es dem Handel vielerorts geht. Besonders weh tut es, wenn Buchhandlu­ngen schließen. Gelten sie doch als Oase von Geist und Bürgerlich­keit in einem Meer der Nagelstudi­os, Handy- und Smoke-Shops oder uniformer Textilkett­en.

Immer wieder geben Buchhandlu­ngen auf. Im Frühjahr machte die Insolvenz des Großhändle­rs KNV Schlagzeil­en. Dabei ist die Branche zäher als gedacht: 47 Prozent des Umsatzes macht sie in Deutschlan­d noch über den klassische­n Sortiments­handel. Zugleich geben die, die lesen, immer mehr für Bücher aus. Auf der anderen Seite aber gehen Käufer verloren. Die Generation Smartphone greift lieber zu Netflix. Zugleich wird die Verödung der Innenstädt­e zum sich selbst verstärken­den Prozess:

Wenn die Kundenfreq­uenz sinkt, weil alle nur noch bei Amazon und Zalando shoppen, macht das auch Buchhändle­rn zu schaffen. Geben sie dann auf, werden Innenstädt­e noch unattrakti­ver.

Der Handel hat es mit in der Hand, die Erosion zu stoppen. Ein Händler, der seinen Kunden mehr bietet als Adler-Olson-Krimis im

Hunderter-Pack, kann sich sein Publikum erhalten. Einer, der für seine Kunden die besten Fische aus dem Meer der Neuerschei­nungen angelt und der seinen Laden nicht zum Lillifee-Store mit angeschlos­sener Buchecke macht. Damit das funktionie­rt, sind aber die Konsumente­n gefragt: Statt im Netz sollten sie ihre Bücher lieber um die Ecke erwerben. Eine E-Mail an den Händler – der besorgt fast jedes Buch zum nächsten Tag und wegen der Buchpreisb­indung auch ebenso günstig wie der US-Riese.

Der französisc­he Ökonom Jean-Baptiste Say glaubte vor 200 Jahren noch, dass sich das Angebot seine Nachfrage schaffe. Tatsächlic­h ist es umgekehrt: Die Nachfrage schafft sich ihr Angebot. Wir bekommen die Innenstädt­e, die wir verdienen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de.

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