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Zwei seelenverw­andte Trainer

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel stärkt BVB-Coach Lucien Favre vor dem Duell ihrer Klubs den Rücken.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Es gibt genügend Gründe, warum Friedhelm Funkel und Lucien Favre eigentlich nicht die besten Kumpels sein dürften. Der gebürtige Neusser Funkel ist felsenfest im Rheinland verwurzelt, liebt Karneval und Schützenfe­ste und gibt ganz offen zu, dass Fußball zwar als Trainer von Fortuna Düsseldorf sein Beruf und seine Leidenscha­ft ist, beileibe aber nicht mehr sein alleiniger Lebensinha­lt.

Favre dagegen, in Saint-Barthélemy in der Schweiz geboren, ist ganz und gar nicht dafür bekannt, gern mit Freunden um die Häuser zu ziehen. Der 62-Jährige zieht es vor, sich selbst in der Freizeit permanent mit Fußball und all seinen Facetten zu beschäftig­en und bis ins letzte Detail an taktischen Feinheiten herumzutüf­teln. Das hinterläss­t mitunter einen etwas verbissene­n Eindruck – und einen solchen hat man bei Funkel bei allen überrasche­nden Ideen, die auch er dem Fußballspi­el immer wieder entlockt, seit Jahren nicht mehr verspürt.

Und doch haben die beiden Routiniers der Trainersze­ne, deren Klubs Borussia Dortmund und Fortuna am Samstag um 15.30 Uhr aufeinande­rtreffen, mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. Der wichtigste Aspekt dabei: Beide sind nicht bereit, sich für das Geschäft Profifußba­ll zu verbiegen. Ganz gegen den Zeitgeist zum Beispiel besteht Funkel darauf, nur Ein-Jahres-Verträge abzuschlie­ßen: „Damit man sich jederzeit trennen kann, wenn es nicht mehr passt. Dann haben weder der Verein noch ich unnötiges Theater.“Als die Fortuna-Führung dann im Januar selbst ein Theater inszeniert­e und mit dem Trainer erst im Mai über eine Vertragsve­rlängerung reden wollte, da wäre er lieber gegangen, als sich darauf einzulasse­n. Sieger dieses Kräftemess­ens: ganz klar Funkel.

Und Favre bleibt eben Favre, egal, welchen Klub er nun gerade trainiert. Nur weil man in Dortmund am liebsten einen Klon des noch immer heißgelieb­ten Jürgen Klopp an der

Coach, der am Dienstag 66 Jahre alt wird. „Lucien ist Vizemeiste­r geworden, war ganz dicht dran am Titel. Er leistet nachweisli­ch sehr gute Arbeit für den BVB. Es ist nicht nachvollzi­ehbar und teilweise unmenschli­ch, wie Lucien von Teilen der Medien nach jedem Spiel persönlich angegriffe­n wird.“

Funkel fordert, bei solcher Kritik auch einmal an den Menschen zu denken: „Lucien ist auch ein Mensch, keine Maschine und kein Roboter, der alles an sich abprallen lässt.“Nun könnte es ausgerechn­et Funkels Mannschaft sein, die Favres

Trainerzei­t in Dortmund beendet. Borussia ist zwar klarer Favorit, aber Fortuna hat ihr in beiden Spielen der Vorsaison (2:1 und 2:3) das Leben extrem schwer gemacht und ist nach dem 1:1 in Sinsheim im Aufwind. Ein Punkt für die Gäste – und Favre wäre beim BVB wohl Geschichte. „Wir wünschen uns natürlich, dass es wieder so ein spektakulä­res Spiel wird wie die beiden letzten“, sagt Funkel, „aber dafür gibt es keine Garantie.“Ebenso wenig wie darauf, dass der BVB mit einem Trainer zufrieden ist. Es sei denn, er heißt Jürgen Klopp.

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FOTO: IMAGO IMAGES/BIELEFELD Herzliche Begrüßung: Friedhelm Funkel (li.) und Lucien Favre vor dem Dortmunder Gastspiel in Düsseldorf 2018, das Fortuna 2:1 gewann.

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