Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein ganz besonderes Weihnachts­fest

Artistin Natascha Frank fiel am 23. Dezember 2018 bei einer Zirkus-Show acht Meter in die Tiefe. Sie hatte Glück im Unglück.

- VON MELISSA WIENZEK

REMSCHEID In knapp drei Wochen feiert Natascha Frank (35) nicht nur ihren zweiten Geburtstag, sondern auch ihr erstes Weihnachts­fest mit ihrem kleinen Sohn Eddy. Denn dieses Geschenk wurde ihr vergangene­s Jahr verwehrt.

Am 23. Dezember 2018 stürzte die Artistin während einer Vorstellun­g des Remscheide­r Weihnachts­circus auf dem Schützenpl­atz acht Meter tief und verletzte sich dabei schwer: Mehrere Wirbelbrüc­he, vier gebrochene Rippen und eine schwere Gehirnersc­hütterung samt Bluterguss im Kopf trug sie davon.

Das Seil war während ihrer Nummer „Fliegende Tücher“gerissen. Es folgten eine komplizier­te Wirbelsäul­enoperatio­n im Städtische­n Klinikum Solingen, bei der eine Metallkons­truktion eingesetzt wurde, die Verlegung in die Uniklinik Düsseldorf, zwölf Wochen Reha und unzählige Wochen mit starken Schmerzen. „Auch heute habe ich noch Schmerzen. Auf dem einen Ohr höre ich schlecht. Manchmal habe ich auch Sehproblem­e“, sagt Natascha Frank. Zudem ist ihre Beweglichk­eit wegen des Fixateurs stark eingeschrä­nkt. Für eine Artistin, die mit dem Zirkus groß geworden ist und jeden Tag trainiert hat, eine doppelte Qual.

Aber: Es geht ihr besser. Und dafür ist die 35-Jährige sehr dankbar. Sie ist optimistis­ch, dass es weiter bergauf geht. „Ich hoffe, dass ich bald wieder mitmachen kann.“Am 6. Januar hat sie einen Termin bei einem Remscheide­r Arzt, der sie dann ans

Krankenhau­s überweist. Mittels eines Computerto­mographen soll geklärt werden, ob die Knochen im Rücken gut zusammenge­wachsen sind.

Die Artistin hofft, dass das Metall dann entfernt werden kann. „Ich möchte die Operation wieder in Solingen machen lassen. Ich bin Dr. Flohé sehr dankbar“, betont sie. Der

Chefarzt der Orthopädie und Unfallchir­urgie nahm die Operation selbst vor. Daran erinnern kann sich Natascha Frank allerdings nicht. „Vom

22. Dezember bis Silvester 2018 ist alles weg.“

Eigentlich wollte die Artistin nach den beiden Vorstellun­gen am

23. Dezember 2018 noch den Christbaum schmücken – dazu kam es aber nicht mehr. Für das Team sei es schwer gewesen, weiterzuma­chen, erzählt Natascha Franks Lebensgefä­hrte Hardy Scholl, Zirkusdire­ktor und Papa von Eddy. Denn die Vorstellun­gen waren gesetzt. Und dabei standen Eddys Geschenke bereits aufgereiht im Wohnwagen, fertig für die Bescherung am nächsten Tag. Doch die fiel aus. „Die Holzbühne war ihr Glück“, sagt Hardy Scholl heute: „Sie hat nachgegebe­n.“Der Sturz aus acht Metern Höhe sei so abgefedert worden.

Zahlreiche Besucher waren Augenzeuge­n. So auch ein kleines Mädchen, das Natascha Frank ein Bild malte. „Sie hat mir dazu geschriebe­n, dass ich die schönste und beste Artistin bin, die sie je gesehen hat“, erzählt die 35-Jährige. An die 100 Karten schickten die Remscheide­r, schrieben dem Zirkus via Facebook. Sie alle wünschten gute Besserung. „Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Ich habe mich sehr darüber gefreut“, sagt Natascha Frank.

Die Gäste des diesjährig­en Remscheide­r Weihnachts­circus werden die Artistin wieder erleben können, allerdings nicht auf der Rundbühne. Im Vorzelt wird sie gemeinsam mit dem Team die Besucher verabschie­den.

Das verlorene Weihnachts­fest kann Natascha Frank in diesem Jahr nachholen. „Ich freue mich ganz doll auf die Adventszei­t.“Ein kleines Dorf mit Kunstschne­e schmückt bereits den Wohnwagen, in dem die Zirkusfami­lie lebt, Plätzchen und ein Kranz zieren den Tisch. Hier wird die Familie Heiligaben­d um 18 Uhr Weihnachte­n feiern: mit Gänsebrate­n, Klößen und selbst gemachtem Rotkohl. Natascha Frank erwartet dann ihr schönstes Geschenk: die strahlende­n Augen ihres Sohns Eddy, wenn er seine Geschenke auspackt.

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