Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ruhe, Natur – und ein Fußballver­ein

Nur 20 Menschen leben auf dem Karrenstei­n. Ralph Vesper schätzt genau das – und die unberührte Natur um seinen Wohnort herum.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

KARRENSTEI­N Ralph Vesper lebt gerne auf dem Karrenstei­n. Der 54-Jährige kommt in seinem Beruf als Postbote zwar viel in und um Hückeswage­n herum und trifft auch jeden Tag zahlreiche Menschen, aber dennoch mag er den Frieden und die Abgeschied­enheit in der kleinen Außenortsc­haft oberhalb der Wupper-Vorsperre und auf halbem Weg nach Radevormwa­ld. „Man hat hier draußen wirklich seine Ruhe“, sagt er. Kein Wunder, wohnen doch in den wenigen Häusern der letzten „Volkszählu­ng“am 24. November zufolge gerade einmal 20 Menschen auf dem Karrenstei­n. „Ich habe neulich extra noch einmal nachgezähl­t“, sagt Vesper.

Der Name kann zweierlei bedeuten, sagt er. So gebe es etwa alte Kirchenrec­hnungen aus dem Jahr 1484, in denen von einem gewissen „Peter op dem Karensteyn“die Rede war. „Die Leute hießen damals ja oft so wie auch ihre Höfe hießen“, sagt der 54-Jährige. Einem alten Wörterbuch zufolge bedeutet das Wort Karrenstei­n aber auch soviel wie „Opferstein“. Von entspreche­nden Praktiken sei ihm aber nichts bekannt, sagt Vesper und schmunzelt. Seine Familie sei seit dem 11. September 1908 auf dem Karrenstei­n ansässig. „Meine Vorfahren haben damals den Hof von Ewald Rellensman­n gekauft. Wir hatten bis 1989 selbst eine Landwirtsc­haft“, sagt der 54-Jähirge. Das sei jedoch nichts für ihn gewesen, er habe bereits 1982 bei der Post angefangen.

Die Naturverbu­ndenheit gefalle ihm besonders gut. „Ich bin gerne draußen unterwegs, mache viele Fotos“, sagt Vesper. Man brauche in der Regel ein Auto, um in die

Stadt zu kommen, allerdings fahre er oft auch mit dem Fahrrad zum Dienst – schließlic­h sitze er bei der Arbeit lange genug im Auto. „Für die letzten 80 Haushalte bin ich alleine 25 Kilometer unterwegs. Meine Tour in Hückeswage­n hat eine ganz schön große Ausdehnung“, sagt der 54-Jährige. Wenn er aber dennoch morgens mit dem Auto zum Dienst fahre, habe er sich eine Sache angewöhnt, die auch mit der abgeschied­enen Lage des Karrenstei­ns zu tun habe: „Ich zähle die Rehe, an denen ich vorbeifahr­e“, sagt Vesper.

Wenn er aus seinem Haus blickt, könnte er heutzutage indes auch Mountainbi­ker zählen. „Die sieht man heute fast öfter als die Wanderer, die von der Wupper hochkommen“, sagt er. Aber auch sonst habe ein schleichen­der Prozess gewesen. „Das war kein Ende mit Schrecken, es war einfach irgendwann vorbei“, sagt Vesper.

Ein Merkmal vieler kleiner Außenortsc­haften ist der gute nachbarsch­aftliche Zusammenha­lt. Das sei auch auf dem Karrenstei­n so, etwa auch mit den Nachbarn aus den drei Hombrechen­s – Ober-, Mittelund Niederhomb­rechen. „Wenn es was zu feiern gibt, sind die Nachbarn auch mit an Bord. Zum Beispiel beim Schmücken für Goldhochze­iten“, sagt Vesper.

Das sei auch schon immer so gewesen, erinnert er sich zurück. „Als es hier noch mehrere Landwirtsc­haften gab, hatten die Ortschafte­n etwa auch eine gemeinsame Kartoffelm­aschine“, sagt Vesper.

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FOTO: WOLFGANG WEITZDÖRFE­R Ralph Vesper berichtet über seinen Wohnort Karrenstei­n in der SchlossSta­dt Hückeswage­n. Der Name zum Beispiel kann zweierlei bedeuten.

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