Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„19.000 Leichen im Mittelmeer – wie sollen wir das erklären? Man lässt keine Menschen ertrinken“
Die Ökumenische Initiative setzt sich mit christlichen Einrichtungen aus Radevormwald für geflüchtete Menschen im Mittelmeer ein.
RADEVORMWALD Flüchtende Menschen ertrinken im Mittelmeer und sterben vor den europäischen Außengrenzen. Unter anderem die gemeinnützige Initiative „Sea Watch“setzt sich für die Seenotrettung von Flüchtenden ein. Vereine wie dieser haben jetzt auch Unterstützer in Radevormwald gefunden. Die Ökumenische Initiative Wipperfürth/Radevormwald hat zur Seenotrettung im
Hartmut Demski Superintendent
Mittelmeer aufgerufen und schließt sich dafür mit christlichen Einrichtungen zusammen. Mit dem evangelischen Kirchenkreis Lennep, der lutherischen und reformierten Kirchengemeinde sowie mit der Flüchtlingshilfe der Diakonie des Kirchenkreises will sich die Ökumenische Initiative für Seenotrettung stark machen. Von einem gebündelten Spendenaufruf soll unter anderem die Spendenaktion „#wirschickeneinschiff“und das Bündnis „United4Rescue“, das diese Woche gegründet wurde, profitieren.
Peter Hennecke ist Pfarrer im Ruhestand und der Vorsitzende der Ökumenische Initiative Wipperfürth/Radevormwald. Er hat die Kooperation der christlichen Einrichtungen angestoßen. Er freut sich darüber, dass er in der Stadt auf der Höhe auf offene Ohren und Helfer gestoßen ist. „Die Initiative ist vom evangelischen Kirchentag in Dortmund ausgegangen. Die
Kirche kann nicht schweigen, sondern muss denjenigen, die im Mittelmeer Menschenleben retten, den Rücken stärken“, sagt er. Peter Hennecke will, dass alle Beteiligten nicht nur zum Spenden aufrufen, sondern auch über das Thema der Seenotrettung informieren und diskutieren. Superintendent Hartmut Demski sieht die Kirche ebenfalls in der Pflicht, sich für die Lebensrettung
im Mittelmeer stark zu machen. „19.000 Leichen im Mittelmeer – wie sollen wir das erklären? Man lässt keine Menschen ertrinken. Es ist unsere Christenpflicht auf politischen Handlungsbedarf hinzuweisen, uns klar zu positionieren und die Kirche als Raum zum Austausch zu nutzen.“Auch Pastor Dieter Jeschke von der reformierten Gemeinde findet die klare Positionierung
wichtig. „Kirche muss ihren politischen Einfluss auch wahrnehmen“, sagt er.
Pfarrerin Manuela Melzer von der lutherischen Gemeinde will das Thema der Seenotrettung in alle Kreise ihrer Gemeinde einbinden. „Der Frauenkreis wird darüber diskutieren, und auch mit den Konfirmanden werden wir uns dafür stark machen.“Martin Rogalla, Pfarrer der Citykirche Remscheid hat mit der Stadtkirchengemeinde bereits 5000 Euro für das Spendenziel zur Verfügung gestellt sowie wöchentliche Kollekten der Seenotrettung gewidmet. „Die Kirche muss eine klare Haltung einnehmen. Wir können und müssen über Seenotrettung diskutieren, aber müssen klarstellen, dass kein Mensch auf der Flucht ertrinken darf.“
Eine Möglichkeit, wie man Menschen in Radevormwald und den Nachbarstädten für das Bündnis „Seenotrettung im Mittelmeer“mobilisieren könnte, sieht Peter Hennecke in den Flüchtlingen, die bereits in Deutschland leben. „Sie müssen ihre Geschichten erzählen, denn das berührt.“Den Kontakt könnte Thomas Homberg von der Flüchtlingshilfe der Diakonie im Kirchenkreis Lennep herstellen.
Das Bündnis, das sich aus Akteuren aus Radevormwald, Wipperfürth und Remscheid zusammengesetzt hat, will im nächsten Schritt klare Handlungen formulieren, damit die Maßnahmen zur Seenotrettung auch zeitnah umgesetzt werden können.