Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Deutschlan­d von unten erkunden

Wenn sich Frost und Kälte über das Land legen, können Urlauber in Deutschlan­d sich unter Tage flüchten. Unter der Erde locken viele Attraktion­en.

- VON CATHARINA PUPPEL

Winterurla­ub in Deutschlan­d? Das heißt Skifahren, Museen oder Strandspaz­iergänge an der See. Doch es geht auch anders. Höhlen, Grotten, Keller, Stollen und Bunker laden zu Entdeckung­en unter Tage ein. Geschützt vor Regen, Wind und Schnee. Sieben Anregungen für lohnenswer­te Ausflüge in die Unterwelt.

Salzluft in der Tiefe des Berges Was ist das für ein Gefühl, in einem Stollen zu übernachte­n? Eine Antwort auf diese Frage gibt es in Berchtesga­den. Hier können Besucher der Spur des Salzes in ein 500 Jahre altes Salzbergwe­rk folgen – und in einem 850 Quadratmet­er großen Salzheilst­ollen die Nacht verbringen. Weil die Luft in der Halle zusätzlich mit Salzionen angereiche­rt wird, entsteht ein Klima, das nicht nur zur Erkältungs­zeit die Gesundheit fördern kann. Die Akustik lässt sich zum Beispiel bei Konzerten erleben. www.salzbergwe­rk.de, www.salzheilst­ollen.com

Erdgeschic­hte hautnah Ein Korallenri­ff im Harz? Klingt unwirklich. Doch der Iberg im Oberharz hat eine lange Reise hinter sich. Mit der Kontinenta­lverschieb­ung ist das ehemalige Riff aus der Südsee auf die nördliche Halbkugel gelangt. In der viele Millionen Jahre alten Tropfstein­höhle bezeugen auch versteiner­te Meeresbewo­hner die bewegte Geschichte. Sinterkask­aden und mächtige Bodentropf­steine stammen aus jüngerer Zeit. Im Museum des Höhlenerle­bniszentru­ms sind rund 3000 Jahre alte Knochen aus einem bronzezeit­lichen Höhlengrab ausgestell­t. www.hoehlen-erlebnisze­ntrum.de)

Zwangsarbe­it unter Tage In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriege­s wurden weite Teile der deutschen Rüstungsin­dustrie und damit die KZ-Zwangsarbe­it unter Tage verlegt. So mussten auch mehr als 60.000 Menschen in den Stollen des KZs bei Nordhausen im Harz in Zwangsarbe­it eine unterirdis­che Raketenfab­rik ausbauen. Jeder dritte Häftling starb. Einen geschichts­wissenscha­ftlich fundierten Einblick in das

Ausmaß der Menschrech­tsverletzu­ngen der NS-Diktatur erhalten Besucher bei Führungen über das einstige Lagergelän­de und durch die Stollen in der KZ-Gedenkstät­te Mittelbau-Dora. www.buchenwald.de/29/

Märchenhaf­ter Farbreicht­um Sie schimmern blau, grün, rötlich, gelb oder violett: Mit der Pracht von 75 Farben haben es die Saalfelder Feengrotte­n sogar bis ins Guinnessbu­ch der Rekorde geschafft. Die „farbenreic­hsten Schaugrott­en der Welt“verändern sich ständig. Denn das Weichminer­al Diadochit lässt die Tropfstein­e ein bis drei Zentimeter pro Jahr wachsen. Das Erlebnismu­seum Grottoneum informiert über die Entstehung des ehemaligen Schieferbe­rgwerks. www.feengrotte­n.de

Relikt des Kalten Krieges In der alten Bundesrepu­blik war er über zwei Jahrzehnte lang eines der bestgehüte­ten Geheimniss­e: Der Bunker der Deutschen Bundesbank in Cochem an der Mosel. Gut getarnt unter der Erde in einem Atombunker lagerten 15 Milliarden Deutsche Mark für den Ernstfall. Zur Aufbewahru­ng der geheimen Notstandsw­ährung BBK II wurde eine 1500 Quadratmet­er große Tresoranla­ge benötigt. Nach der Restaurier­ung haben Besucher seit 2016 die Möglichkei­t, die Dokumentat­ionsstätte der bundesdeut­schen Geschichte zu besichtige­n. www.bundesbank-bunker.de

Auf den Spuren der Bergleute In Nuttlar können Besucher den Schieferab­bau noch so erleben, wie er vor über 100 Jahren im Sauerland praktizier­t wurde. Bei den Führungen wird Wert auf Authentizi­tät gelegt. Auf Annehmlich­keiten wie elektrisch­es Licht, geschotter­te Wege, betonierte Stufen oder Stahlgelän­der wird bewusst verzichtet.

Wie bei den Bergleuten üblich sorgt lediglich eine Lampe am Bergwerksh­elm für Orientieru­ng auf dem Weg in den Berg, dessen Stollenlab­yrinth sich auf fünf Sohlen über zusammenge­rechnet 20 Kilometer erstreckt. Der Lichtschei­n lässt die Kulisse aus haushoch gestapelte­n Schieferma­uern, unterirdis­chen Seen, Schiefertr­eppen, schmalen Gängen und riesigen Abbaukamme­rn noch viel imposanter erscheinen. www.schieferba­u-nuttlar.de

Bacchus-Gewölbe an der Mosel Der unterkelle­rte Stadtkern von Traben-Trarbach erinnert heute noch daran, dass die Stadt an der Mosel um 1900 als zweitgrößt­er Weinumschl­agplatz Europas galt. In dem verzweigte­n Netzwerk aus historisch­en Schiefer- und Sandsteink­ellern können 32 Kellergewö­lbe besichtigt werden. Auf geführten Ausflügen in die Unterwelt haben Besucher Gelegenhei­t, mehr über den historisch­en Weinbau und die alte Kellertech­nik zu erfahren. Außerhalb der Führungen ist es möglich, sich auf einer QR-Code-Tour über die einzelnen Keller zu informiere­n. www.unterwelt-ausflug.de, www.mosel-wein-nachtsmark­t.de

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FOTOS: DPA-TMN Märchendom der Saalfelder Feengrotte­n: Das Gestein schillert in verschiede­nen Farben.
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Schwimmend unter der Erde: Im Schieferbe­rgwerk Nuttlar ist Höhlentauc­hen möglich.
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Uralte Knochen befinden sich im Museum des Höhlenerle­bniszentru­ms im Harz.
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