Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Leitfaden für Meinungsvielfalt
Die Universität Bielefeld koordiniert ein Projekt zur Demokratiepädagogik in Europa.
BIELEFELD (epd) Die Bielefelder Laborschule nimmt an einem europaweiten Projekt teil, das Meinungsvielfalt von Grundschülern und deren Offenheit gegenüber anderen Kulturen fördern will. Bei „LabSchoolsEurope“entwickeln Forschende und Lehrkräfte demokratiepädagogische Innovationen für den Umgang mit Heterogenität in der Primarstufe, erklärte die Universität Bielefeld. Dabei arbeiteten Hochschulen und Schulen an fünf Standorten in Deutschland, Österreich, Frankreich, Tschechien und England zusammen. Das Projekt wird in den kommenden drei Jahren im Rahmen des EU-Programms „Erasmus plus“mit insgesamt 420.000 Euro gefördert.
Die Koordination hat den Angaben nach die Uni Bielefeld übernommen, die den Schulalltag an der benachbarten Laborschule wissenschaftlich begleitet. Außerdem sind die Hochschule für Sozialwissenschaften in Paris, die Universität Cambridge, die Masaryk-Universität im tschechischen Brünn sowie die Pädagogische Hochschule in Wien beteiligt.
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Populismus müsse in der Schule darüber nachgedacht werden, wie die künftige Generation mit gesellschaftlicher Vielfalt umgehen solle, sagte die Professorin Annette Textor von der Bielefelder Fakultät für Erziehungswissenschaft. „Schulen bieten das ideale Umfeld, um demokratisches Verhalten einzuüben und so Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und anderen menschenfeindlichen Einstellungen vorzubeugen.“
In dem Projekt sollen demnach europaweit verschiedenen Ansätze zu demokratischen Prozessen und Beteiligungsformen von Schülern in der Primarstufe verglichen und weiter entwickelt werden. „Als Ergebnis entstehen zum Beispiel mehrsprachige Praxis-Leitfäden, Unterrichtsmaterialien und erfolgreich erprobte Abläufe, die online zur Verfügung gestellt werden“, sagte Christian Timo Zenke, Leiter der „LabSchoolsEurope“an der Laborschule.
An der 1974 gegründeten Laborschule werden als staatlicher Versuchsschule neue Lehr- und Lernmethoden erprobt. Bereits Fünfjährige starten dort mit dem „nullten“Schuljahr. Die Ganztagsschule geht bis zur zehnten Klasse. Die Kinder werden in den ersten beiden Jahren in altersgemischten Gruppen unterrichtet, zu denen hochbegabte Kinder genauso gehören wie Schüler mit Lernbehinderung. Bis zur zehnten Klasse bleiben die verschiedenen Leistungsniveaus zusammen. Noten werden erst ab Klasse neun vergeben. „Sitzen bleiben“gibt es nicht.