Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Digitale Servicewüs­te

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In Sachen Digitalisi­erung gibt sich die Heinrich-Heine-Universitä­t sehr von sich selbst überzeugt. Grund für den Versuch, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuho­len, ist eine neu angelegte Werbekampa­gne, die nun Präsenz auf dem Campus zeigt. Eigenwerbu­ng, die nicht umbedingt hält, was sie verspricht. Zumindest aber die Sachlage beschönigt. Worum geht es? Auf eigenen Plakaten wirbt die HHU nun vor allem mit dem bereitgest­ellten W-Lan Netz. Sicher, ein Internetzu­gang ist flächendec­kend gegeben und das auch sehr großzügig. Nur scheint das Netz nicht ansatzweis­e für den täglichen Betrieb einer Universitä­t ausgericht­et zu sein. Im Vergleich zwischen halb gefülltem Hörsaal und Bus vom Südpark zum nahegelege­nen schwedisch­en Möbelhaus schneidet der Bus bei der Bandbreite weit besser ab.

Auch was innere Organisati­on angeht, scheint sich die Universitä­t aus Sicht der Studierend­en eher nicht der Optimierun­g und Zeiterspar­nis durch digitale Möglichkei­ten annähern zu wollen. So sind Scheine, bei uns Beteiligun­gsnachweis­e genannt, immer noch in Papierform abzuholen – ein elektronis­ches Verarbeitu­ngssystem ist zwar irgendwie vorhanden, das Blätter einsammeln bleibt aber nicht erspart. Diese verkompliz­ierte Bürokratie war bereits mehrfach Thema auf dieser Seite. Darüber hinaus sind derzeit fünf verschiede­ne Portale online gestellt, die teilweise ähnliche Funktionen erfüllen. Eins für E-Mails, eins für den Stundenpla­n. Zwei für die Materialie­n und Folien der Kurse, beide erfüllen exakt den gleichen Zweck. Hinzu kommt eine Webseite für Organisato­risches. Nimmt man die Seite der Universitä­tsund Landesbibl­iothek hinzu, die auch regelmäßig gebraucht wird, ist die Lesezeiche­nleiste im Browser quasi voll.

Wie wäre es mit mehr Routern in Hörsälen? Oder einem allumfasse­nden Web-Portal, wie es anderswo genutzt wird? Aber wer weiß, vielleicht sollen diese Plakate ja den Wegebener symbolisie­ren – nett wär’s. Blöd ist nur, wenn ein diffuser Verwaltung­saufwand solche Vorhaben unnötig erschwert.

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FOTO: PRIVAT Joshua Poschinski studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n in Düsseldorf an der HHU.

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