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Deutsche Bahn beruft neuen Finanzvorstand
BERLIN (maxi/dpa) Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat sich in Berlin mit der finanziellen Situation des Staatskonzerns beschäftigt. Die Kontrolleure sollen akzeptieren, dass der Staatskonzern im nächsten Jahr weniger Gewinn erwirtschaftet als zuletzt. So will die Bahn Investitionen in einen pünktlicheren und besseren Zugverkehr absichern. Diese Maßgabe soll auch in den folgenden Jahren gelten. Unterdessen gibt es vom Bundesrechnungshof und der Opposition harsche Kritik an der Informationspolitik der Bahn. „Vor dem Hintergrund der prekären Finanzlage sollten im Bundesverkehrsministerium alle Alarmglocken schrillen, wenn der obersten Rechnungsprüfungsbehörde des Bundes Auskünfte verweigert werden“, warnte der FDP-Verkehrspolitiker Torsten Herbst. Er bezog sich damit auf neue Vorwürfe der Behörde in ihrem jüngst vorgestellten Jahresbericht. Dort beklagen die Rechnungsprüfer unter anderem, dass die Bahn ihr Auskünfte über ihre Geschäftstätigkeit verweigert, obgleich sie dazu verpflichtet sei. „Ohne die Auskünfte kann der Bundesrechnungshof seinen verfassungsmäßigen Auftrag nicht wahrnehmen, das Regierungshandeln auch bei der DB AG zu prüfen“, heißt es in dem Bericht. Konkret geht es um Fragen zum
Stromverkauf der Bahn an Privatkunden: Sowohl Regierung als auch Bahn ließen entsprechende Anfragen unbeantwortet.
Kritik übten die Rechnungsprüfer zudem am Bundesverkehrsministerium. Dieses sei verpflichtet, dem Bundesrechnungshof Aufsichtsratsunterlagen und eigene Berichte fristgerecht zu übersenden. Dem komme das Ressort nicht oder nur deutlich verspätet nach.
Bei der Sitzung des Aufsichtsrates beriefen die Kontrolleure auch wie erwartet einen neuen Finanzvorstand: Levin Holle übernimmt im Februar vom glücklosen Alexander Doll das Amt. Holle war zuvor unter anderem Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium und saß in dieser Rolle auch im Aufsichtsrat der Bahn. Zuvor war er vier Jahre in unterschiedlichen Funktionen für die Boston Consulting Group tätig.
Zugleich scheint die Bewährungsprobe für Bahn-Vorstandsmitglied Sabina Jeschke überstanden. Die IT-Expertin und Professorin an der RWTH Aachen gehört dem Management des Staatsunternehmens seit gut zwei Jahren an und ist dort für die Themen Digitalisierung und Technik zuständig. Ursprünglich war sie nur bis November 2020 bestellt. Der Aufsichtsrat verlängerte ihr Engagement jedoch vorzeitig bis Ende 2025.