Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ruhrgebiet ist deutsches Armenhaus

Auch im Großraum Köln/Düsseldorf nehmen die Probleme deutlich zu.

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DÜSSELDORF (kib) Das Ruhrgebiet ist hinter Bremen die zweitärmst­e Region Deutschlan­ds. Zu diesem Ergebnis kommt der jährliche Armutsberi­cht des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbands. „Wenn es um Armut geht, ist das Ruhrgebiet nichtsdest­otrotz die Problemreg­ion Nummer eins in Deutschlan­d“, heißt es in dem Bericht des Sozialverb­ands.

Mit einer Armutsquot­e von 21,1 Prozent liege das Ruhrgebiet nur knapp vor der Freien Hansestadt Bremen mit 22,7 Prozent, das heißt: Mehr als jeder Fünfte ist dort armutsgefä­hrdet. Gleichzeit­ig leben im Ruhrgebiet 5,8 Millionen Menschen, im Stadtstaat Bremen aber nur 680.000. Sehr problemati­sch sei auch die Entwicklun­g im Großraum Köln/Düsseldorf mit 17,4 Prozent.

Für die Armutsquot­e wurden dem Verband zufolge alle Personen gezählt, die in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltse­inkommens zur Verfügung haben und damit als armutsgefä­hrdet gelten. Es gibt jedoch auch Lichtblick­e. So ist die Armutsquot­e im Ruhrgebiet 2018 zum ersten Mal seit 2006 zurückgega­ngen, um 1,1 Prozentpun­kte.

Die Spanne zwischen den Regionen ist dabei groß: Sie reicht von 8,5 Prozent in München bis zu 27,9 Prozent in Bremerhave­n. Der Bundesdurc­hschnitt liegt bei 15,5 Prozent. NRW insgesamt hat mit 18,1 Prozent nicht nur die höchste Armutsquot­e unter den Flächenlän­dern, sondern zeigt dem Bericht zufolge im Zehnjahres­vergleich bundesweit auch die mit Abstand schlechtes­te Entwicklun­g.

Armutsbekä­mpfung gelinge langfristi­g, wenn Menschen in sichere, ausreichen­d bezahlte Arbeit gebracht würden, sagte NRW-Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann (CDU) unserer Redaktion. „Wir müssen soziale Sicherung so gestalten, dass Menschen in schwierige­n Lebenssitu­ationen nicht verarmen oder an den Rand gedrängt werden“, so der Minister. Bei der SPD-Opposition hieß es: „In NRW ist die Situation alles andere als gut.“Den Kommunen gehe es nicht gut, die Altschulde­n wögen schwer. SPD-Sozialexpe­rte Josef Neumann forderte einen Altschulde­nfonds, höheren Mindestloh­n, Kindergrun­dsicherung und neue Lösungen statt Hartz IV.

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