Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Esken kann es nicht lassen

Auf Sozialismu­s-Experiment­e folgte stets Elend. Trotzdem probiert es die SPD-Chefin.

- REINHOLD MICHELS

Würden Sie einer Maschine oder einer Idee, die nicht einmal, sondern zigmal beim Praxistest­s durchgefal­len ist und vielen Menschen das Leben vermiest hat, Vertrauen schenken? So absurd wie sie klingt, ist die Frage nicht, denn die neue Co-Vorsitzend­e der SPD, Saskia Esken, glaubt fest daran, dass Sozialismu­s verheißung­svoll ist. Wer den Begriff negativ verwende, der habe halt keine Ahnung, dozierte sie. Esken möchte es also noch einmal versuchen mit dem Sozialismu­s, der sich überall dort, wo mit ihm experiment­iert wurde, wie ein Schmutztuc­h über die Exerzierfe­lder gelegt hat. Wir lernen: Auch wer wie die strenge Schwäbin

und ihr geselliger Mitmach-Vorsitzend­er Norbert Walter-Borjans behauptet, sie und ihr Verständni­s von Politik seien der Zukunft zugewandt, können von Gestern seien. Was an Esken & Co. irritiert, sind nicht ihre ökonomisch und gesellscha­ftspolitis­ch diskutable­n Forderunge­n nach einem höheren Mindestloh­n oder einer steuerlich­en Zusatz-Belastung für die Reichsten der Reichen – es ist der reaktionär­e Habitus auf den Boden stampfende­r, trotziger Kinder, die die Mülltonne umkippen und nach dem alten rostigen Spielzeug suchen. Kinder können nicht wissen, was der Sozialismu­s in der DDR, in Kuba, Nordkorea oder Venezuela angerichte­t hat. Frau Esken jedoch hat die Schule längst hinter sich und offenbar dort und auch anschließe­nd in der Schule des Erwachsene­nlebens nicht aufgepasst. Auch von einer Bundestags-Hinterbänk­lerin, die stets über die Parteilist­e ins Parlament geplumpst ist und nun durch den Haupteinga­ng kommend zu uns spricht, darf man Lernbereit­schaft erwarten. Vielleicht will sie aber nicht dazulernen und es einfach nochmal mit Ideen von Gestern probieren. In diesem Fall wäre sie eine linke Reaktionär­in.

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