Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Esken kann es nicht lassen
Auf Sozialismus-Experimente folgte stets Elend. Trotzdem probiert es die SPD-Chefin.
Würden Sie einer Maschine oder einer Idee, die nicht einmal, sondern zigmal beim Praxistests durchgefallen ist und vielen Menschen das Leben vermiest hat, Vertrauen schenken? So absurd wie sie klingt, ist die Frage nicht, denn die neue Co-Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, glaubt fest daran, dass Sozialismus verheißungsvoll ist. Wer den Begriff negativ verwende, der habe halt keine Ahnung, dozierte sie. Esken möchte es also noch einmal versuchen mit dem Sozialismus, der sich überall dort, wo mit ihm experimentiert wurde, wie ein Schmutztuch über die Exerzierfelder gelegt hat. Wir lernen: Auch wer wie die strenge Schwäbin
und ihr geselliger Mitmach-Vorsitzender Norbert Walter-Borjans behauptet, sie und ihr Verständnis von Politik seien der Zukunft zugewandt, können von Gestern seien. Was an Esken & Co. irritiert, sind nicht ihre ökonomisch und gesellschaftspolitisch diskutablen Forderungen nach einem höheren Mindestlohn oder einer steuerlichen Zusatz-Belastung für die Reichsten der Reichen – es ist der reaktionäre Habitus auf den Boden stampfender, trotziger Kinder, die die Mülltonne umkippen und nach dem alten rostigen Spielzeug suchen. Kinder können nicht wissen, was der Sozialismus in der DDR, in Kuba, Nordkorea oder Venezuela angerichtet hat. Frau Esken jedoch hat die Schule längst hinter sich und offenbar dort und auch anschließend in der Schule des Erwachsenenlebens nicht aufgepasst. Auch von einer Bundestags-Hinterbänklerin, die stets über die Parteiliste ins Parlament geplumpst ist und nun durch den Haupteingang kommend zu uns spricht, darf man Lernbereitschaft erwarten. Vielleicht will sie aber nicht dazulernen und es einfach nochmal mit Ideen von Gestern probieren. In diesem Fall wäre sie eine linke Reaktionärin.
Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de