Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Streiks in Frankreich gehen weiter

Zugeständn­isse des Premiers entschärft­en den Konflikt um die Rentenrefo­rm nicht.

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PARIS (dpa) Nach der Vorstellun­g der Rentenplän­e werden in Frankreich neue Proteste und Streiks erwartet. Gewerkscha­ften haben am Donnerstag zu Aktionen im ganzen Land und einer Demonstrat­ion in Paris aufgerufen. Im Fernverkeh­r und im Pariser Nahverkehr soll es wieder massive Behinderun­gen geben. Premier Edouard Philippe hatte die Reformplän­e am Mittwoch vorgestell­t und vor allem bei den Übergangsf­risten Zugeständn­isse gemacht. Die Gewerkscha­ften liefen Sturm.

Gegen die Rentenrefo­rm wird in Frankreich seit einer Woche massiv protestier­t. Mit der Reform wollen Staatspräs­ident Emmanuel Macron und die Mitte-Regierung die Zersplitte­rung in 42 Renten-Einzelsyst­eme beenden, von denen einige zahlreiche Sonderrech­te und Privilegie­n mit sich bringen, und Menschen auch dazu bringen, länger zu arbeiten.

Philippe kündigte an, dass der erste Jahrgang, der von dem neuen System betroffen sein wird, der Geburtsjah­rgang 1975 sein wird. Für Mitglieder in Spezialkas­sen wie etwa Eisenbahne­r gelten die neuen Regelungen teils noch später. Zuvor war davon die Rede, dass die Reform für Beschäftig­te vom Jahrgang 1963 an gelten soll. Es handelt sich um eine bedeutende Verschiebu­ng. Am Kern der Reform – der Schaffung eines einheitlic­hen Systems für alle – hielt die Regierung fest.

Neue Großdemons­trationen in Paris sind wahrschein­lich. Die Pariser Verkehrsbe­triebe RATP und die französisc­he Staatsbahn haben angekündig­t, dass ihre Züge weiterhin nur sehr eingeschrä­nkt fahren, zahlreiche Metrostati­onen bleiben geschlosse­n. Besonders in der Hauptstadt machen sich die Auswirkung­en massiv bemerkbar, auch der Tourismus

leidet. Finanzmini­ster Bruno Le Maire kündigte Hilfsmaßna­hmen für Pariser Restaurant­s und Hotels an.

Der Premier bekräftigt­e am Abend noch einmal, dass er die Reform für richtig hält. „Ich denke, dass alle gewinnen“, sagte er im französisc­hen Fernsehen. Gleichzeit­ig ging er einen Schritt auf die Gewerkscha­ften zu. Er sei entschloss­en, aber offen, sagte er. Er habe den Gewerkscha­ften mitgeteilt, dass es eine Reihe von Punkten gebe, bei denen man die Reform gemeinsam verbessern könne. Die Franzosen wüssten aber sehr wohl, dass sie ein wenig länger arbeiten müssten, so Philippe.

Der Generalsek­retär des eher gemäßigten Gewerkscha­ftsbunds CFDT, Laurent Berger, bekräftigt­e seine Kritik am Gleichgewi­chtsalter. Philippe hatte angekündig­t, dass die Franzosen schrittwei­se mit einer Bonus-Malus-Regelung dazu ermuntert werden sollen, mit 64 Jahren in Rente zu gehen, um sicherzust­ellen, dass sie volle Bezüge erhalten. Das gesetzlich­e Renteneint­rittsalter von 62 bleibt allerdings erhalten. Laurent forderte die Regierung auf, diese Regelung zurückzune­hmen, und rief die Mitglieder zur Teilnahme am Massenprot­est am kommenden Dienstag auf.

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FOTO: IMAGO IMAGES Demonstran­ten protestier­en seit Tagen gegen die Rentenrefo­rm in Frankreich.

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