Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kubanische Tanz-Revolution kommt nach NRW
In wenigen Wochen kommt „Ballet Revolutión“nach Deutschland. Ballett und kubanischer Tanz verschmelzen zu einer Show, die bereits 850.000 Zuschauer weltweit gesehen haben. Wir waren bei den Proben in Havanna dabei.
HAVANNA Laut dröhnt der Songtext „My heart is in Havanna“aus den Boxen im Tanzstudio der nationalen Ballettschule Kubas. Dort, wo sonst Primaballerinen ausgebildet werden, steht nun eine Gruppe schwarz gekleideter Tänzer. Sie schnippen im Rhythmus zur Musik und bewegen sich mit eleganten Tanzschritten über einen alten Dielenboden. Sofort ist er da, der kubanische Charme. Die Tänzer gehören zur Tanzshow „Ballet Revolutión“, für die seit Mitte Oktober die Proben laufen. Nach fünf Tourneen – von Europa bis Australien – kehrt die Show in diesem Winter zurück nach Deutschland. 850.000 Zuschauer haben „Ballet Revolutión“seit 2011 live gesehen.
Auch wenn die Proben in unmittelbarer Nähe zum Revolutionsmuseum stattfinden, wird in der Show nicht auf die politische Geschichte des Landes angespielt. Vielmehr geht es um eine tänzerische Revolution, bei der unterschiedliche Stile miteinander verschmelzen sollen: moderner Tanz, Ballett, traditioneller kubanischer Tanz und Street Dance.
Yordi Pérez Cardoso bringt den afro-kubanischen Tanzstil in die Gruppe mit ein. Der 25-Jährige geht bereits zum dritten Mal mit auf Welttournee.
Mal hebt er – scheinbar mühelos – Tänzerinnen hoch über seinen Kopf in die Höhe. Waghalsige Sprünge, Spitzentanz und Salsaschritte werden zu einem Crossover-Arrangement und ziehen in den Bann – eben, weil so viel auf der Bühne passiert. Bei den Auftritten werden die Tänzer zusätzlich noch Kostüme tragen, die der gebürtige Kubaner Jorge González entworfen hat. Der 52-Jährige wurde als Laufsteg-Trainer bei „Germany’s Next Topmodel“und als Juror in der Tanzshow „Let’s Dance“bekannt. Die Musik steuert eine LiveBand bei, die internationale Hits von Camila Cabello, Shawn Mendes oder
Adele spielt. Obwohl die Show keine zusammenhängende Geschichte hat, gibt es zu jedem Song mehrere tänzerische Hingucker und Abwechslung.
Hunderte Kandidaten haben sich auf die Stellen der 19 Tänzer beworben. Die meisten haben ihre Ausbildung an der nationalen Ballettschule
in Havanna absolviert, auch Choreograf Roclan González Chávez. „Ich vergleiche die kubanischen Tänzer immer mit einem Schlagzeuger. Mit einem Bein folgen sie einem Rhythmus – mit dem anderen Bein einem anderen“, sagt er.
Cardosos Körper ist durchtrainiert und bei den Proben bilden sich feine Schweißtropfen auf seiner Haut. Gelernt hat er an einer Kunstschule in Cienfuegos, das rund 230 Kilometer von Havanna entfernt liegt. Damals war er gerade einmal elf Jahre alt. In der Regel dauert die Ausbildung fünf Jahre – Cardoso schaffte das Pensum in drei. Neben Tanz werden dort auch Mathematik und Spanisch gelehrt. Nur zehn Schüler werden jährlich angenommen.
Auf Kuba ist der Beruf als Tänzer hochangesehen. Zum Vergleich: Ein ausgebildeter Arzt soll auf der Insel rund 50 CUC im Monat – umgerechnet rund 55 Euro – verdienen. Tänzer, die an der Show teilnehmen, verdienen ein Vielfaches. Mit seinem Gehalt versorgt Cardoso auch seine Eltern und seine Schwester. „Er lebt den Traum der Familie“, sagt sein Vater stolz, der lieber Gitarrist statt Ingenieur geworden wäre. Auch für seine kleine Schwester ist Cardoso ein Vorbild. Sie möchte gerne Sängerin werden und hat Tränen in den Augen, wenn sie sagt, was der Bruder ihr bedeutet: „Er zeigt mir, wie man kämpft.“
Info Termine in Dortmund, Konzerthaus, 25. bis 29. Dezember; Düsseldorf, Capitol Theater, 7. bis 12. Januar; Köln, Musical-Dome, 4. bis 9. Februar; Essen, Colosseum, 18. bis 23. Februar; Tickets ab 29.90 Euro bei www.westticket.de