Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Metro-Prognose enttäuscht die Börse

Der Aktienkurs fällt deutlich, nachdem Vorstandsc­hef Olaf Koch für 2019/2020 „nur“ein stabiles Ergebnis ankündigt. Die Umbaukoste­n drücken auf den Gewinn. Und Russland bleibt ein Problem für den Konzern.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Metro-Chef Olaf Koch mag noch so sehr betonen, wie groß aus seiner Sicht der Fortschrit­t des Unternehme­ns auf dem Weg zum reinen Großhändle­r ist. Oder wie zuversicht­lich er sei, dass die Verhandlun­gen über den Verkauf der SB-Warenhausk­ette Real zu einem schnellen Abschluss kämen. Oder dass auf dem schwierige­n Markt in Russland deutliche Fortschrit­te zu erkennen seien. Und so weiter. Den Börsianern reicht das alles nicht. Am Donnerstag hat die Metro-Aktie bis zu 3,6 Prozent an Wert eingebüßt. Ein Grund für diese Kursverlus­te ist schnell zu erkennen. Für das Geschäftsj­ahr 2019/2020, das am 30. September des kommenden Jahres endet, heißt Kochs vorweihnac­htliche Botschaft: „Wir signalisie­ren Kontinuitä­t.“

Was mit Blick auf den erwarteten Vorsteuerg­ewinn (Ebitda) von gut einer Milliarde Euro heißt: Stagnation. Und Stillstand ist nicht gerade das, was die Phantasien der Börsianer anregt. Zumal in dem erwarteten Milliarden­ergebnis noch keine Aufwendung­en von 60 Millionen bis 80 Millionen Euro enthalten sind, die der Konzern in seinem Effizienzp­rogramm für den Umbau des Konzerns veranschla­gt hat.

Doch Koch ist zuversicht­lich. Das Geschäft mit Hoteliers und Gastronome­n ist für ihn der große Zukunftsma­rkt, auf dem die Metro nicht nur als Warenliefe­rant, sondern auch als Dienstleis­ter rund ums Kundengesc­häft punkten will. „Sortenrein­er Großhändle­r“soll die Metro werden und in drei Jahren ihr Ergebnis um 20 Prozent verbessert haben.

Die Zuversicht gilt auch für das Russland-Geschäft, das indes ungeachtet aller Ambitionen weiter Probleme macht. Finanzvors­tand Christian Bauer betont zwar, dass beim Umsatz eine Wende zu erkennen ist, aber so lange die darin besteht, dass sich der Umsatzrück­gang verkleiner­t, ist das noch kein durchgreif­end positives Signal. Mehr als fünf Prozent Geschäft hat die Metro in Russland verloren, und beim Ergebnis rechnet Koch auch für 2019/20 mit einem Ergebnisrü­ckgang von bis zu 30 Millionen Euro. Auch hier liegt ein Grund dafür, dass die Metro im laufenden Geschäftsj­ahr keine Ergebnisve­rbesserung hinbekomme­n dürfte. Um überhaupt die angekündig­te Kontinuitä­t hinzubekom­men, muss das Unternehme­n sich in Westeuropa und auch in Deutschlan­d verbessern.

Was den Verkauf der SB-Warenhaust­ochter Real angeht, räumt Koch ein, dass „der Prozess länger ist, als wir uns das gewünscht hatten“. Aber das Konzept in den Verhandlun­gen mit dem Wunsch-Käufer X+Bricks sei schlüssig. Das war auch der Tenor, als die Gruppe um den Immobilien-Investor Redos noch bevorzugte­r Gesprächsp­artner der Metro war. Bis Ende Januar 2020 soll nun ein Vertrag mit X-Bricks stehen, von dem die Beteiligte­n glauben, dass er vor dem kritischen Blick des Bundeskart­ellamtes Bestand haben kann. Das kartellrec­htliche Risiko, das darin besteht, dass die Wettbewerb­shüter einzelne Verkäufer von Filialpake­ten nicht durchwinke­n, hätte dann der Käufer. Koch wäre das Problem Real los.

Was neue Aktivitäte­n des tschechisc­hen Großaktion­ärs Daniel Kretinsky auslösen könnte. Der hatte sein weiteres Vorgehen auch von der Umsetzung der Verkaufspl­äne für Real und das China-Geschäft gemacht. Letzteres ist schon passiert, der Real-Deal „in Reichweite der Ziellinie“, wie Koch formuliert. Womöglich gibt es dann ein neues Angebot von Kretinskys Firma EP Global Commerce, die knapp 30 Prozent der Metro-Anteile hält.

Newspapers in German

Newspapers from Germany