Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bayer spielt eine Etage tiefer weiter
Leverkusen fliegt aus der Champions- und überwintert in der Europa League.
LEVERKUSEN Ernüchterung war nach dem 0:2 (0:0) gegen Juventus Turin das vorherrschende Gefühl bei Bayer Leverkusen. Spieler und Funktionäre nahmen abgeklärt zur Kenntnis, dass die Champions-League-Reise der Werkself vorbei ist. Das Aus war nach drei Auftaktniederlagen in Gruppe D erwartbar, das Erreichen des Achtelfinales wäre nach den Siegen gegen Atlético Madrid (2:1) sowie Lokomotive Moskau (2:0) indes einem Fußballwunder gleichgekommen. Entsprechend schnell wollte Sportgeschäftsführer Rudi Völler das Kapitel Königsklasse schließen. „Schnell abhaken“ist sein Motto – auch mit Blick auf das Derby beim 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr).
Die Chance auf ein Erfolgserlebnis gegen den italienischen Rekordmeister war real, doch Moussa Diaby (11.) und Kai Havertz (44.) vergaben die besten Gelegenheiten. Cristiano Ronaldo (75.) und Gonzalo Higuaín (90.+2) hingegen nutzten ihre Chancen. Die zweiten 45 Minuten seien „nicht mehr ganz so prickelnd“gewesen, sagte Völler. „Beim Sieg gegen Madrid haben wir am oberen Limit gespielt, aber jetzt hatten wir den ein oder anderen, der zwar alles gegeben, jedoch nicht seine Topleistung abgerufen hat. Das darf uns nach den starken Leistungen, die wir in den letzten Wochen gezeigt haben, aber nicht runterziehen“, betonte der Sportgeschäftsführer. Zuvor hatte Bayer fünf von sechs Spielen gewonnen, unter anderem in der Liga in München und gegen Schalke.
Immerhin: Das Überwintern auf der europäischen Fußballbühne war bereits vor dem Duell mit dem Starensemble um den fünfmaligen Weltfußballer Ronaldo gesichert. Für Bayer geht es am 20. Februar 2020 in der Europa League weiter. Leverkusen ist als fünfter von acht Champions-League-Absteigern in Lostopf zwei. Damit droht im Sechzehntelfinale einer der vier besten Gruppendritten aus der Königsklasse – zum Beispiel Ajax Amsterdam, das Bayer-Trainer Peter Bosz 2017 ins Finale der Europa League führte. Aber auch Inter Mailand oder RB Salzburg könnten die nächsten Gegner der Werkself sein, ebenso wie der FC Sevilla, Espanyol Barcelona oder Celtic Glasgow, die ihre Gruppen anführen. Die Auslosung ist am Montag um 13 Uhr in Lyon.
Finanziell ist der bisweilen als „Cup der Verlierer“geschmähte Wettbewerb nicht annähernd so lukrativ wie die Champions League. Zum Vergleich: Das Achtelfinale des höchsten europäischen Vereinswettbewerbs hätte Bayer neben den bereits eingenommenen rund 20 Millionen Euro (Startprämie plus zwei Siege) weitere 9,5 Millionen eingebracht. Zudem ist am Ende der Saison noch mit einigen Millionen zu rechnen, die von der Uefa je nach Marktanteil der Teams und einer Koeffizentenrangliste verteilt werden. Für das Erreichen des Sechzehntelfinales der Europa League gibt es gerade einmal 500.000. Aber auch diesen Wettbewerb müsse und werde Bayer annehmen, betonte Völler.