Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Herbert Knebel ist außer Rand und Band

Eine spezielle Horde Affen machte Wermelskir­chen unsicher. Die Fans in der Katt feierten die Band.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WERMELSKIR­CHEN Wieder einmal war eine ganz spezielle Horde Affen losgelasse­n worden und machte Wermelskir­chen unsicher: Am Mittwochab­end war Herbert Knebel (alias Uwe Lyko) mit seinem Affentheat­er in die Stadt gekommen, um in gewohnter Manier und mit rustikalem Ruhrpott-Charme im großen - und ausverkauf­ten - Saal der Kattwinkel­schen Fabrik jede Menge Pop- und Rock-Klassiker durch den kabarettis­tischen Reißwolf zu drehen.

Unterstütz­t von seinen gewohnt lässigen bis bräsigen Sidekicks Ernst Pichel (alias Martin Breuer, Bass), Ozzy Ostermann (alias Georg Göbel, Gitarre) und dem „Trainer“(Detlef Hinze, Schlagzeug) brachte der Chef Songs wie „My Generation“von The Who, das sich inhaltlich mit den Tücken eines Navigation­sgeräts auseinande­rsetzte, oder „I Love

Rock‘n‘Roll“, das den Programmti­tel - „Außer Rand und Band“- auf den kernigen Punkt brachte. Das war musikalisc­h toll anzuhören - aber nicht zuletzt auch optisch ein Genuss. Denn ob Ostermann im Hawaiihemd oder der Chef in seiner Altherrenh­ose, der Hornbrille und der schwarzen Schiebermü­tze - dieses Affentheat­er war einfach herrlich anzusehen.

Und auch tänzerisch war das Ruhrpott-Original quasi die ABBA‘sche „Dancing Queen“im Quadrat. Denn als er im David-Bowie-Hit „Let‘s Dance“- recht originalge­treu in „Ich tanz“übersetzt –mit Hüfte, Pöter und allen anderen Knebelsche­n Körperteil­en wackelte, ein zünftiges „Leck mi‘ am Arsch, wat mach‘ dat Spaß...“auf den Lippen, war der Begeisteru­ng im Publikum keine Grenzen gesetzt. Und natürlich konnte er mit einer Textzeile wie „Ich schweb‘, wie die Bahn in Wuppertal“im Bergischen besonders gut punkten.

Allerdings war das Affentheat­er eben auch schon ein wenig in die Jahre gekommen. „Ah, dat is gar kein Tropf, ne?“, sagte Knebel etwa, als er sich nach einer besonders aufreibend­en Musiknumme­r am Mikrofonst­änder hochzog. Deswegen gab es zwischen den Songs immer wieder ausgedehnt­e Gesprächsr­unden. Da warfen die vier vom Affentheat­er sich bestens gelaunt die Bälle zu. Aber auch eine quasi-Sprechnumm­er in Form eines schwülstig­en Blues über den desolaten und erbarmungs­würdigen Gesundheit­szustand des Chefs - „Der Doktor maß mein‘ Bluesdruck - Mann, war der hoch...“- sorgte mit cooler Slide-Gitarre von Ostermann für eine Verschnauf­pause in Sachen Rock‘n‘Roll.

Was aber nicht für das Publikum galt. Denn das feierte Knebel und seine Affen konsequent und durchgehen­d ab. Ob sie nun rockten, bluesten oder sich in der Selbsthilf­egruppe auf der Couch über Verkehrsth­emen wie „rechts vor links“, „Kreisverke­hre in Paris“oder „die diversen Fälle anonymer Bußgeldopf­er“unterhielt­en. Dabei war ein herrlich gut aufgelegte­s Quartett zu beobachten, dem zuzuhören eine große Freude war. Denn die vier waren so perfekt aufeinande­r eingespiel­t, dass selbst die spontanste­n Gespräche beinahe wie durchchore­ografiert wirkten.

Songs wie Pink Floyds „Another Brick In The Wall“als Appell an die Politessen dieser Welt, doch mal ein Auge zuzudrücke­n, oder „Drive My Car“von den Beatles wurden in der bekannten Wohnzimmer­atmosphäre des Knebelsche­n Bühnenbild­s so authentisc­h gegeben, dass man sich durchaus zwingen musste, auf die ulkigen Texte zu achten und sich nicht ganz der Musik hinzugeben. Gelang das aber, machte dieses Affentheat­er ganz besonders viel Spaß.

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