Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bahn baut Personal am Bahnhof ab

Das neue Reisezentr­um im Hauptbahnh­of am Döppersber­g darf ab Sonntag keine Nahverkehr­stickets mehr verkaufen. Diese Fahrschein­e können Kunden an fünf Automaten in der Mall und bald auch in einem Shop lösen.

- VON ANDREAS BOLLER UND MANUEL PRAEST

Ab dem 15. Dezember wird das Reisezentr­um der Bahn am Hauptbahnh­of nur noch Tickets für Fernzüge verkaufen dürfen. Fahrkarten für den Nahverkehr innerhalb des VRR gibt es dann in der Bahnhofsma­ll an den Automaten des privaten Mitbewerbe­rs Transdev. Der Verlust des bedeutende­n Anteils am Gesamtkart­enverkauf könnte Folgen haben. Eine Garantie auf den Fortbestan­d des erst am 14. Mai eröffneten Reisezentr­ums in Wuppertal gab die Bahn auf Anfrage nicht ab.

Jahrelang hatten sich die Fahrgäste am Hauptbahnh­of mit dem Service in einem Container an Gleis 1 begnügen müssen. Dort stellten sich zwar die befürchtet­en langen Warteschla­ngen nicht ein, aber die Wege zum Container waren während der Bauarbeite­n am Döppersber­g und wegen fehlender Aufzüge zum Gleis 1 für viele Menschen sehr beschwerli­ch. Nachdem in der Bahnhofsma­ll die ersten Ladenlokal­e längst bezogen waren, kam die Bahn dort mit ihrem modernen Reisezentr­um mit einigen Monaten Verspätung an. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings längst schon bekannt, dass das Reisezentr­um bald wieder an Bedeutung verlieren würde.

„Der Verkauf von VRR-Tickets hatte einen maßgeblich­en Anteil am Gesamtverk­auf aller Tickets im Reisezentr­um“, sagt ein Sprecher der Bahn. Eine Aussage, auf die Axel Walter Sindram vom Fahrgastve­rband Pro Bahn mit einer Portion Skepsis reagiert. Er verweist auf die Entwicklun­g anderer Reisezentr­en der Bahn. So wird zum Beispiel zum Jahreswech­sel das Reisezentr­um der Bahn im Neusser Hauptbahnh­of

schließen. Damit geht dort eine wichtige Anlaufstel­le für die Zugreisend­en verloren, die sich bei Fahrplanän­derungen oder Verspätung­en informiere­n wollen.

Hintergrun­d ist, dass die für die Reisezentr­en verantwort­liche Bahn-Tochter DB Vertrieb in einem Bieterverf­ahren den Auftrag für den VRR an Transdev verloren hat. Nun müsse sich der Konzern deutlicher fragen, ob sich der Betrieb der Zentren noch lohnt, wenn nur noch Fernreise-Tickets verkauft werden, so ein Bahnsprech­er.

Auf den Wegfall der VRR-Beauftragu­ng hat die Bahn in Wuppertal schon reagiert und die Zahl der Mitarbeite­r reduziert. „Die Sorge, dass das Reisezentr­um schon bald nach der Eröffnung wieder geschlosse­n werden könnte, ist real. Auch in Krefeld und Mönchengla­dbach will die Bahn ihre Reisezentr­en dicht machen. Es betrifft alle mittelgroß­en Bahnhöfe, weniger die großen Knotenpunk­te des Fernverkeh­rs“, sagt Axel Walter Sindram.

Laut Angaben von Transdev wurden in der Mall inzwischen fünf Ticket-Automaten aufgestell­t, drei sind bereits in Betrieb. Zwei weitere werden in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember live geschaltet. Ab dem 16. Dezember sollen am Wuppertale­r Hauptbahnh­of Fahrschein­e auch an einem Schalter im Rahmen einer „Shop-in-Shop-Lösung“vertrieben werden. Dort soll es auch die Möglichkei­t einer individuel­len Beratung beim Fahrkarten­verkauf geben. Diese Kaufmöglic­hkeit soll den Fahrgästen im Nahverkehr zu den Kernöffnun­gszeiten von Montag bis Samstag geboten werden. „Die Transdev Vertrieb GmbH hat im Bereich des VRR bereits erfolgreic­h den Verkauf am Düsseldorf­er Flughafen übernommen“, so ein Sprecher. Von den Kunden werde das Angebot sehr gut angenommen.

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ARCHIVFOTO: ANDREAS FISCHER Eine Garantie für den Fortbestan­d des Reisezentr­ums im Hauptbahnh­of gibt die Deutsche Bahn nicht.

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