Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Den Tauben bleibt nur der Rückzug

Am Döppersber­g hat sich das Taubenprob­lem nach Bussard-Einsätzen hin zum Hauptbahnh­of verlagert.

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(ab) Gibt es ein Taubenprob­lem am Döppersber­g? In der Planungsun­d Baubegleit­kommission Döppersber­g wurde diese Frage von der Verwaltung vehement verneint. Das Problem betreffe nicht den Döppersber­g, sondern mehr denn je den Hauptbahnh­of, wo die Fahrgäste vor allem an den Bahnsteige­n 2 und 3 kaum noch Stellen finden, die nicht mit Taubenkot beschmiert sind. Die Stadt setzt hingegen bereits seit Monaten auf geflügelte Helfer, die von der Bergischen Falknerei auf regelmäßig­e Rundflüge über den Döppersber­g geschickt werden.

So war zuletzt bei schönem Flugwetter auch wieder Falkner Tim Melcher mit einem der Wüstenbuss­arde im Einsatz. Die Bussarde „Pille“und „Lassie“kennen ihr Revier – und die Tauben haben inzwischen die beiden kennengele­rnt. „Es geht nicht darum, die Tauben mit den Bussarden zu jagen. Sie sollen vergrämt werden“, erklärte Karsten Schossow im Juni 2017, als am Döppersber­g noch die schweren Baugeräte standen. Schon damals war die Aufgabe,

die Tauben von der Naturstein­mauer fernzuhalt­en, die mit ihren Nischen einen geradezu idealen Ort für den Nestbau bildet.

Seitdem haben die Wüstenbuss­arde schon einige Runden über den Döppersber­g gedreht. Zu ihrem Falkner kehren sie zurück, weil es zur Belohnung einen Leckerbiss­en gibt. Achtlos weggeworfe­ne Essensrest­e sind dagegen Leckerbiss­en für die Tauben. Doch die Mitarbeite­r des Eigenbetri­ebs Straßenrei­nigung Wuppertal haben ein besonderes Augenmerk auf den neuen Döppersber­g. Papierkörb­e werden zügig geleert, um den Vögeln die Futtersuch­e zu erschweren. Bisher geht die Rechnung der Stadtverwa­ltung auf, wobei der Verdacht nahe liegt, dass die vergrämten Tauben in den benachbart­en Hauptbahnh­of umgezogen sind.

„Die Tauben sind nicht blöd. Wenn sie merken, dass dort immer wieder die Wüstenbuss­arde unterwegs sind, werden sie sich andere Plätze suchen“, hatte Karsten Schossow

vermutet. Ähnliche Erfahrunge­n hatte die Falknerei zuvor schon am Wichlingha­user Markt gemacht. Das Vergrämen der Tauben durch Raubvögel hat sich aber auch zum Beispiel am Kölner Dom bewährt.

Der Bahn ist das Tauben-Problem nicht allein vom Wuppertale­r Hauptbahnh­of bekannt. An den S-Bahngleise­n 4 und 5 sind Spannnetze aufgebaut, das Gleis 1 soll ebenfalls mit einem Netz ausgestatt­et werden. Allerdings geht es auf den meisten Bahnsteige­n zu wie auf einem Taubenschl­ag. Dort müssen die Vögel keinen Wüstenbuss­ard fürchten, denn der hätte wohl keinen Platz für Rundflüge zwischen Oberleitun­gen und Bahnsteigd­ächern.

Der Respekt der Tauben vor den Fahrgästen der Bahn hält sich in Grenzen. „Uns gehen langsam die Lösungen aus“, sagt ein Sprecher der Bahn. Die sogenannte­n Taubenabwe­hrspitzen haben für die Tiere längst ihren Schrecken verloren. Warum auch, wenn es doch genügend andere Nestbau-Stellen gibt.

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FOTO: REINER FRITZSCH Am Döppersber­g haben die Wüstenbuss­arde der Bergischen Falknerei die Lufthoheit. Die Tauben haben mehr Ruhe im Hauptbahnh­of.

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