Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bestätigt: Wolf reißt das Schaf in Hückeswagen
Der Wolf ist in Hückeswagen angekommen. Unklar ist aber noch, ob es sich um ein durchziehendes Tier gehandelt hat, oder ob eine Wölfin sesshaft geworden ist.
HÜCKESWAGEN Die Befürchtungen von Manfred und Monika Schröter haben sich bestätigt – wenn auch das Ehepaar aus Altenholte, das seit vielen Jahre Schafe züchtet, darauf gut hätte verzichten können. Aber jetzt steht fest, dass ihr Schaf auf der Weide nahe ihres Hauses in der Nacht zum 20. November von einem Wolf gerissen worden war. Zwar hatte der Wolfsbeauftragte des Landesamts für Natur Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) berichtet, dass das Ergebnis erst in sechs bis acht Wochen feststehen wird, die Experten des Senckenberg-Forschungsinstituts in Frankfurt waren aber offenbar schneller.
Erst am Mittag des 20. November hatte Monika Schröter das verendete acht Monate alte Texelschaf in einer Senke ihrer Weide entdeckt. Da fehlte ihm eine Hinterkeule. Am Morgen, als sie die Schafe gefüttert hatte, hatte sie die Folgen des nächtlichen Dramas noch nicht entdeckt, denn zu diesem Zeitpunkt herrschte dichter Nebel. Dietmar Birkhahn, Wolfsbotschafter des LANUV für Oberberg, nahm umgehend DNS-Proben. Eine Bestätigung, dass es sich um einen Wolfsangriff gehandelt hatte, wollte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht geben. Es hätte auch ein wildernder Hund gewesen sein können. Allerdings waren wenige Stunden zuvor mehrere Schafe in Lindlar von einem Wolf gerissen worden – womöglich vom selben Tier.
Es ist möglich, dass sich in der Regon eine Wölfin ansiedelt hat, weswegen das Umweltministerium des Landes in der Vorwoche das 900 Quadratkilometer große Viereck Lindlar, Nümbrecht (Oberberg), Rösrath (Rhein-Berg) und Hennef (Rhein-Sieg) zum Wolfsverdachtsgebiet erklärte. Eigentlich wird so etwas nicht so schnell gemacht, da der Nachweis eines Wolfs erst über einen Zeitraum von sechs Monaten bestätigt werden muss. „Das Umweltministerium hat aber gesagt, das wir nicht so lange warten sollen, um Schlimmeres zu verhindern“, bestätigt LANUV-Pressesprecherin Birgit Kaiser de Garcia auf Anfrage unserer Redaktion. Betroffene Schafhalter in diesem Bereich erhalten finanzielle Förderungen bei der Anschaffung von Elektrozäunen für ihre Herden oder einen Herdenhund.
Doch Hückeswagen ist bislang kein Wolfsverdachtsgebiet, entsprechend können Manfred und Monika Schröter
nicht auf finanzielle Unterstützung des Landes bauen. Immerhin bekommen sie die Kosten für das gerissene Schaf ersetzt, versichert Birgit Kaiser de Garcia. Denn der Wolfsangriff ist durch das Ergebnis der DNS-Untersuchung bestätigt worden.
Seit 2014 sind 105 Nachweise erbracht worden, dass Wölfe in NRW unterwegs sind – entweder wurden sie gesichtet, tappten in eine Fotofalle, waren tot aufgefunden worden, hatten andere Tiere gebissen oder gerissen, was durch DNS-Untersuchungen belegt wurden. So auch im Hückeswagener
Fall. Der steht auf der LANUV-Internetseite unter dem Link „Wolfsnachweise“ganz oben mit dem Hinweis „HW01, Individualisierung ausstehend“. Die Buchstaben-Zahlen-Kombination steht laut Kaiser de Garcia für eine genetische Klassifizierung, der andere Hinweis bedeutet, dass die DNS noch keinem bekannten Wolf zugeordnet werden konnte. Etwa der Wölfin GW1433f, die sich möglicherweise in der nahen Verdachtszone aufhält. GW steht dabei für „German Wolf“(deutscher Wolf ), die Zahlen für das registrierte Tier, und das „f“für „female“(weiblich).
Bis auf 20 Schafe, die das restliche Futter fressen sollen und sich auch nachts draußen aufhalten, sind bei den Schröters alle Tiere jetzt ganztägig im Stall. Das sind noch einmal 90 Stück. Für die kleine Herde können sie die 1,20 Meter hohen Elektrozäune aufstellen, die ihnen der Wolfsbeauftragte zur Verfügung gestellt hat. Insgesamt 700 Meter haben sie. „Eine unserer Flächen umfasst aber alleine 1,9 Kilometer“, sagt Manfred Schröter. Und da er die Schafe auf zwei Weiden links und rechts der Kreisstraße 5 halten muss, ist es zu aufwändig, alle Tiere draußen zu lassen. Zumal das Umsetzen der Zäune ein großer Kraftakt ist, sind sie doch deutlich schwerer als die 90 Zentimeter hohen Zäune, die die Schafhalter in Altenholte nutzen.
Schröter weiß noch nicht, wie es im Frühjahr weitergehen wird, wenn alle Tiere wieder an die frische Luft müssen. So hofft er, dass Hückeswagen wenigstens in eine Pufferzone fällt, wenn schon nicht das Wolfsverdachtsgebiet ausgeweitet wird. Denn auch dann würde der Schafzüchter finanzielle Unterstützung beim Land beantragen können. Am liebsten aber wäre es ihm, der Wolf oder die Fähe würde aus der Region verschwinden.