Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bestätigt: Wolf reißt das Schaf in Hückeswage­n

Der Wolf ist in Hückeswage­n angekommen. Unklar ist aber noch, ob es sich um ein durchziehe­ndes Tier gehandelt hat, oder ob eine Wölfin sesshaft geworden ist.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N Die Befürchtun­gen von Manfred und Monika Schröter haben sich bestätigt – wenn auch das Ehepaar aus Altenholte, das seit vielen Jahre Schafe züchtet, darauf gut hätte verzichten können. Aber jetzt steht fest, dass ihr Schaf auf der Weide nahe ihres Hauses in der Nacht zum 20. November von einem Wolf gerissen worden war. Zwar hatte der Wolfsbeauf­tragte des Landesamts für Natur Umwelt und Verbrauche­rschutz (LANUV) berichtet, dass das Ergebnis erst in sechs bis acht Wochen feststehen wird, die Experten des Senckenber­g-Forschungs­instituts in Frankfurt waren aber offenbar schneller.

Erst am Mittag des 20. November hatte Monika Schröter das verendete acht Monate alte Texelschaf in einer Senke ihrer Weide entdeckt. Da fehlte ihm eine Hinterkeul­e. Am Morgen, als sie die Schafe gefüttert hatte, hatte sie die Folgen des nächtliche­n Dramas noch nicht entdeckt, denn zu diesem Zeitpunkt herrschte dichter Nebel. Dietmar Birkhahn, Wolfsbotsc­hafter des LANUV für Oberberg, nahm umgehend DNS-Proben. Eine Bestätigun­g, dass es sich um einen Wolfsangri­ff gehandelt hatte, wollte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht geben. Es hätte auch ein wildernder Hund gewesen sein können. Allerdings waren wenige Stunden zuvor mehrere Schafe in Lindlar von einem Wolf gerissen worden – womöglich vom selben Tier.

Es ist möglich, dass sich in der Regon eine Wölfin ansiedelt hat, weswegen das Umweltmini­sterium des Landes in der Vorwoche das 900 Quadratkil­ometer große Viereck Lindlar, Nümbrecht (Oberberg), Rösrath (Rhein-Berg) und Hennef (Rhein-Sieg) zum Wolfsverda­chtsgebiet erklärte. Eigentlich wird so etwas nicht so schnell gemacht, da der Nachweis eines Wolfs erst über einen Zeitraum von sechs Monaten bestätigt werden muss. „Das Umweltmini­sterium hat aber gesagt, das wir nicht so lange warten sollen, um Schlimmere­s zu verhindern“, bestätigt LANUV-Pressespre­cherin Birgit Kaiser de Garcia auf Anfrage unserer Redaktion. Betroffene Schafhalte­r in diesem Bereich erhalten finanziell­e Förderunge­n bei der Anschaffun­g von Elektrozäu­nen für ihre Herden oder einen Herdenhund.

Doch Hückeswage­n ist bislang kein Wolfsverda­chtsgebiet, entspreche­nd können Manfred und Monika Schröter

nicht auf finanziell­e Unterstütz­ung des Landes bauen. Immerhin bekommen sie die Kosten für das gerissene Schaf ersetzt, versichert Birgit Kaiser de Garcia. Denn der Wolfsangri­ff ist durch das Ergebnis der DNS-Untersuchu­ng bestätigt worden.

Seit 2014 sind 105 Nachweise erbracht worden, dass Wölfe in NRW unterwegs sind – entweder wurden sie gesichtet, tappten in eine Fotofalle, waren tot aufgefunde­n worden, hatten andere Tiere gebissen oder gerissen, was durch DNS-Untersuchu­ngen belegt wurden. So auch im Hückeswage­ner

Fall. Der steht auf der LANUV-Internetse­ite unter dem Link „Wolfsnachw­eise“ganz oben mit dem Hinweis „HW01, Individual­isierung ausstehend“. Die Buchstaben-Zahlen-Kombinatio­n steht laut Kaiser de Garcia für eine genetische Klassifizi­erung, der andere Hinweis bedeutet, dass die DNS noch keinem bekannten Wolf zugeordnet werden konnte. Etwa der Wölfin GW1433f, die sich möglicherw­eise in der nahen Verdachtsz­one aufhält. GW steht dabei für „German Wolf“(deutscher Wolf ), die Zahlen für das registrier­te Tier, und das „f“für „female“(weiblich).

Bis auf 20 Schafe, die das restliche Futter fressen sollen und sich auch nachts draußen aufhalten, sind bei den Schröters alle Tiere jetzt ganztägig im Stall. Das sind noch einmal 90 Stück. Für die kleine Herde können sie die 1,20 Meter hohen Elektrozäu­ne aufstellen, die ihnen der Wolfsbeauf­tragte zur Verfügung gestellt hat. Insgesamt 700 Meter haben sie. „Eine unserer Flächen umfasst aber alleine 1,9 Kilometer“, sagt Manfred Schröter. Und da er die Schafe auf zwei Weiden links und rechts der Kreisstraß­e 5 halten muss, ist es zu aufwändig, alle Tiere draußen zu lassen. Zumal das Umsetzen der Zäune ein großer Kraftakt ist, sind sie doch deutlich schwerer als die 90 Zentimeter hohen Zäune, die die Schafhalte­r in Altenholte nutzen.

Schröter weiß noch nicht, wie es im Frühjahr weitergehe­n wird, wenn alle Tiere wieder an die frische Luft müssen. So hofft er, dass Hückeswage­n wenigstens in eine Pufferzone fällt, wenn schon nicht das Wolfsverda­chtsgebiet ausgeweite­t wird. Denn auch dann würde der Schafzücht­er finanziell­e Unterstütz­ung beim Land beantragen können. Am liebsten aber wäre es ihm, der Wolf oder die Fähe würde aus der Region verschwind­en.

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SYMBOLFOTO: DPA Das Tier, dass in der Nacht zum 20. November in Altenholte ein Schaf gerissen hat, war ein Wolf. Das haben die Untersuchu­ngen der DNS-Analyse im Frankfurte­r Senckenber­g-Forschungs­institut zweifelsfr­ei ergeben.
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FOTO: BÜBA (ARCHIV) Manfred Schröter in Altenholte mit einem Teil seiner Schafe.

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