Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Entscheidu­ng der Briten endlich akzeptiere­n

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Briten haben sich entschiede­n. Gegen eine Zukunft Großbritan­niens in der Europäisch­en Union, für den Brexit. Es nützt nichts, die Briten dafür zu verdammen. Wir sollten sie in ihrer Andersarti­gkeit akzeptiere­n. Die üblichen Vorwürfe Richtung Großbritan­nien können wir uns sparen.

Das Votum ist eindeutig, und es ist ja auch nicht das erste dieser Art. Die Mehrheit der Menschen auf der Insel hat ihre Gründe dafür. Sie sieht eine bessere Zukunft für Großbritan­nien außerhalb der EU – da hilft kein Lamentiere­n, kein Vorwurf, kein Übelnehmen. Die Entscheidu­ng ist gefallen – und nun sollte sie auch schnell die unausweich­lichen Konsequenz­en haben. Die EU hat keinen Grund mehr, Großbritan­nien erneut entgegenzu­kommen. Der Austrittsv­ertrag steht, er ist ausverhand­elt, mehrfach hatte die EU den Briten Aufschub und Verbesseru­ngen gewährt – jetzt reicht es.

Sicher hat Boris Johnson die Müdigkeit, den Fatalismus und auch die Empörung vieler Bürger über diesen endlosen, hilflosen Prozess in Großbritan­nien geschickt für sich ausgenutzt. Viele Briten wollten dem Schrecken jetzt einfach ein Ende setzen, indem sie Johnson wählten, statt weiter einen Schrecken ohne Ende zu erleben.

Die Konsequenz­en haben nun alle Europäer zu tragen. Denn der Brexit schwächt auch die EU politisch und ökonomisch. Gerade die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft wird ihn stark spüren. Der zarte Aufschwung, den die Wirtschaft­sforschung­sinstitute in ihren Prognosen für 2020 aktuell sehen, könnte durch den Brexit gefährdet sein. Zumal die Unklarheit über die konkreten wirtschaft­lichen Bedingunge­n des Austritts über einen längeren Zeitraum fortbesteh­en wird.

BERICHT BORIS JOHNSONS SIEG BESIEGELT . . ., TITELSEITE

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